Ukrainische Drohnen beschädigen Energieanlagen auf russischem Gebiet. Nicht nur Russland, sondern mehrere Öl-Empfängerländer spüren die Folgen.
Schon am Montag hatte ein Angriff auf eine andere Pumpstation der Leitung Druschba (Freundschaft) die Versorgung gestoppt; am Dienstag konnte sie wiederhergestellt werden. Ministerpräsident Viktor Orban rief US-Präsident Donald Trump um Hilfe gegen das Kiewer Vorgehen an. Auch die Slowakei beschwerte sich.
Die Ukraine hatte am Donnerstagabend die Pumpstation Unetscha im westrussischen Gebiet Brjansk attackiert, wie Bowdi auf Telegram mitteilte. Genaue Angaben zu Schäden machte er nicht. Er fügte ein Video bei, das einen gewaltigen Brand angeblich in Unetscha zeigte. Russische Stellen äusserten sich zunächst nicht.
Ungarn erwartet fünf Tage Ausfall
Der ungarische Aussenminister Peter Szijjarto schrieb auf Facebook, der Durchfluss von Erdöl nach Ungarn sei unterbrochen. Er sprach von einem weiteren Angriff auf die Energiesicherheit seines Landes. Nach dem jüngsten Angriff werde die Versorgung für mindestens fünf Tage ausfallen.
Orban schrieb nach Angaben des ungarischen Fernsehens in einem Rundbrief an seine Wahlkampfhelfer: "Ich habe den amerikanischen Präsidenten um Hilfe gebeten. Die Ukrainer schiessen ständig die Freundschaft-Pipeline kurz und klein. Dasselbe haben sie mit (der Ostsee-Gaspipeline) Nord Stream getan. Auch dort kam die Wahrheit ans Licht. Trump reagierte."
Schon am Montag hatte ein Angriff auf eine andere Druschba-Pumpstation die Versorgung Ungarns gestoppt. Am Dienstag konnte sie wiederhergestellt werden. "48 Stunden Zeit für die Reparatur", schrieb der ukrainische Kommandeur Bowdi dieses Mal und fügte auf Ungarisch hinzu: "Russen, haut ab!" Das Verhältnis zwischen den Nachbarn Ungarn und Ukraine ist gespannt. Aus Kiewer Sicht hält Orban zu engen Kontakt nach Moskau und blockiert den Aufnahmeprozess der Ukraine in die EU.
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Beschwerde bei der EU-Kommission
Szijjarto und sein slowakischer Kollege Juraj Blanar beschwerten sich auch in einem gemeinsamen Brief an die EU-Aussenkommissarin Kaja Kallas und Energiekommissar Dan Jorgensen. "Jegliche Gefährdung der Energiesicherheit unseres Landes ist inakzeptabel", sagte Blanar. Er verwies auf eine Erklärung der EU-Kommission vom Januar, in der es um den Schutz der kritischen Infrastruktur geht. Angesichts der Milliardenhilfen für die Ukraine seien die Schritte Kiews völlig inakzeptabel". Der Pipelinebetreiber Transpetrol in der Slowakei bestätigte den Lieferstopp ab Donnerstagabend.
Die Pipeline Druschba ist ein verzweigtes System von mehreren Tausend Kilometern Länge, durch das die frühere Sowjetunion die sozialistischen Länder in Ost- und Mitteleuropa mit Erdöl belieferte. Wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine beziehen Deutschland, Polen und Tschechien kein russisches Öl mehr. Die Ukraine blockierte 2024 ihren Teil der Pipeline für Lieferungen Richtung Slowakei und Ungarn, sie beziehen über andere Teile der Pipeline aber weiter russisches Öl. (dpa/bearbeitet von mbo)