Trotz Lieferung von Waffen und Soldaten: Nordkorea profitiert von seiner "strategischen Partnerschaft" mit Russland deutlich weniger als umgekehrt. Es zeigen sich erste Risse in der Quasi-Allianz.
Laut einer Studie hat die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea die zunehmend ungleichen Machtverhältnisse zwischen den zwei Staaten offengelegt. "Während Nordkorea Russland mit grossen Mengen an Waffen, Munition und Personal versorgt hat, war die Gegenleistung Moskaus vergleichsweise begrenzt und hatte keine sichtbaren Auswirkungen auf die nordkoreanische Wirtschaft", heisst es in der Publikation "Ungleiche Partnerschaft" der Friedrich-Naumann-Stiftung.
Klare wirtschaftliche Differenzen
Darin schätzt die Autorin Olena Guseinova von der Hankuk Universität für Fremdsprachen in Seoul, dass Nordkorea seit 2023 Waffen im Wert von mindestens 5,6 Milliarden US-Dollar sowie rund 15.000 Soldaten zur russischen Unterstützung im Ukraine-Krieg entsandt hat. Die Gegenleistungen beziffert die Studienautorin auf etwa 450 Millionen bis maximal 1,2 Milliarden US-Dollar. Guseinova beruft sich in ihrer Analyse auf offiziellen Regierungsangaben, Geheimdienstbriefings sowie frei verfügbaren Daten (OSINT).
So soll Nordkorea vor allem Lebensmittel sowie militärische Luftabwehrsysteme erhalten haben. Nennenswerte Auslandsdevisen seien hingegen nicht nach Nordkorea geflossen, heisst es in der Studie.
Erste Risse in Allianz zwischen Nordkorea und Russland
Zuletzt hatten sich in der De-facto-Allianz zwischen Nordkorea und Russland erste Risse gezeigt. So hatte das nordkoreanische Staatsfernsehen in der vergangenen Woche erstmals berichtet, dass hochrangige Militärs zu Beginn ihres Einsatzes im Ukraine-Krieg den russischen Streitkräften strategische Fehlentscheidungen und mangelnde Koordination vorwarfen. Daraus lasse sich ableiten, dass Nordkorea Russland für die anfänglich hohen Truppenverluste verantwortlich mache, berichtete das Fachmedium NK News. Der südkoreanische Geheimdienst (NIS) schätzt, dass bislang rund 2.000 nordkoreanische Soldaten bei Gefechten im Ukraine-Krieg ihr Leben verloren.
Kim soll von Russland enttäuscht sein
Ebenfalls geht der NIS davon aus, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un von der bisherigen Kompensation Russlands für die Entsendung von Soldaten "enttäuscht" sei. "Russland scheint Nordkorea nicht ausreichend entschädigt zu haben", zitierte die südkoreanische Tageszeitung "Dong-A Ilbo" einen Geheimdienstbeamten, der in einem parlamentarischen Ausschuss die Abgeordneten zu nachrichtendienstlichen Erkenntnissen gebrieft hatte.
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Moskau und Pjöngjang besiegelten im Sommer 2024 bei einem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Nordkorea eine strategische Partnerschaft, die auch militärischen Beistand einschliesst, sollte eines der beiden Länder angegriffen werden. (dpa/bearbeitet von phs)