Der verweigerte Handschlag der ukrainischen Fechterin Olha Charlan sorgte vor kurzem für Aufregung. Jetzt gab die Sportlerin ein Statement dazu ab.

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Gut drei Wochen nach ihrer umstrittenen Disqualifikation bei der Fecht-WM hat die Ukrainerin Olha Charlan noch einmal ihre Beweggründe für den verweigerten Handschlag mit der Russin Anna Smirnowa erklärt. "Ich habe am Tag vor dem Kampf mit meiner Familie telefoniert. Sie waren im Schutzkeller und ich sollte am nächsten Tag gegen eine Russin fechten. Wie soll ich ihr die Hand geben?", sagte die 32 Jahre alte Ukrainerin in einem ARD-Beitrag. Man können sie nicht zum Handschlag zwingen, "ich will das nicht", sagte sie. Ihre Heimatstadt Mykolajiw im Süden der Ukraine ist immer wieder Ziel russischer Angriffe gewesen.

Disqualifikation für ukrainische Fechterin Charlan wurde anschliessend aufgehoben

Nach ihrem Sieg gegen die unter neutraler Flagge angetretene Russin Anna Smirnowa (23) bei der Fecht-Weltmeisterschaft in Mailand war die Mannschafts-Olympiasiegerin disqualifiziert worden. Der Fecht-Weltverband FIE hob ihre Disqualifikation wenig später wieder auf. Zudem wurde die umstrittene Handschlagregel aufgehoben. Sie wird künftig durch eine Grussgeste mit den Waffen ersetzt. Die Disqualifikation der viermaligen Mannschaftsweltmeisterin hatte angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine international für grosse Empörung gesorgt.

IOC-Chef Thomas Bach hatte Charlan nach dem Eklat einen Olympia-Platz versprochen. "Angesichts deiner besonderen Situation wird dir das Internationale Olympische Komitee einen zusätzlichen Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zuweisen, falls du dich in der Zwischenzeit nicht qualifizieren kannst", schrieb Bach in einem persönlichen Brief an die Säbelfechterin.

Zu den Olympischen Spielen hatte sich auch die deutsche Fechterin Léa Krüger zu Wort gemeldet. Sie forderte klare Regeln für den Wettbewerb im kommenden Jahr. "Wenn man möchte, dass Russen und Ukrainer in Paris gemeinsam an den Start gehen, muss es Möglichkeiten geben, es den ukrainischen Athleten erträglich zu machen", sagte Krüger im Deutschlandfunk.

"Und dann geht es nicht mehr um Wortauslegungen von irgendwelchen Regeln, sondern dann muss es Regeln geben, die die ukrainischen Athleten in diesen Situationen schützen und nicht nur den russischen Athleten den Wiedereintritt in den Weltsport ermöglicht", ergänzte die 27-Jährige in Richtung des Internationalen Olympischen Komitees und der internationalen Fachverbände.

Russische Sportlerinnen und Sportler können wieder an den Spielen teilnehmen

Das IOC hat den Fachverbänden empfohlen, Einzelstarterinnen und -starter aus Russland unter bestimmten Bedingungen wieder zuzulassen. Einige Verbände setzen dies um, andere nicht. Ob russische Sportler bei Olympia 2024 in Paris starten, ist bisher nicht entschieden.

"Die Weltverbände sind diesbezüglich ein Stück weit überfordert, weil zu wenig Zeit war, die IOC-Empfehlungen umzusetzen. Die sind nicht klar definiert, und es ist schwierig für unseren Weltverband, damit umzugehen, weil man diese Empfehlung umsetzen will, aber keiner weiss, wie", sagte Krüger, die dem Präsidium der Vereinigung Athleten Deutschland angehört. (dpa/the)

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