Mehr als einen Monat nach dem Tod Charlie Kirks ehrt Trump den rechten Aktivisten. Fast zeitgleich macht sein Aussenministerium mit einer Drohung Ernst.

Die US-Regierung hat mehreren ausländischen Staatsangehörigen ihre Visa entzogen und begründet das mit deren Äusserungen rund um das tödliche Attentat auf den rechten US-Aktivisten Charlie Kirk. Betroffen davon ist auch eine deutsche Person, wie das US-Aussenministerium am Dienstag (Ortszeit) auf der Plattform X mitteilte. Der Vorwurf: Die Person habe Kirks Tod gefeiert und versucht, seine Tötung zu rechtfertigen, indem sie in sozialen Netzwerken geschrieben habe: "Wenn Faschisten sterben, jammern Demokraten nicht".

Nähere Angaben zu der Person machte die US-Regierung nicht. Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr aus der deutschen Botschaft, dass man die Mitteilung des US-Aussenministeriums zur Kenntnis genommen habe und die betroffene Person konsularisch unterstütze, sollte sie das wünschen.

Trump verleiht Charlie Kirk posthum höchste zivile Auszeichnung

US-Präsident Donald Trump hat den bei einem Attentat getöteten ultrarechten US-Aktivisten Charlie Kirk posthum mit der höchsten zivilen Auszeichnung der USA geehrt. Das US-Aussenministerium verkündete unterdessen den Entzug der Einreisevisa mehrerer ausländischer Staatsbürger, die in Onlinediensten "die abscheuliche Ermordung gefeiert" hatten.

Neben ihr sind laut US-Aussenministerium auch Staatsangehörige aus Mexiko, Argentinien, Südafrika, Brasilien und Paraguay von dem Visa-Entzug betroffen. Trump und US-Aussenminister Marco Rubio würden die Grenzen, die Kultur sowie die Bürgerinnen und Bürger der USA verteidigen, indem sie Einwanderungsgesetze durchsetzten, hiess es im Post des Aussenministeriums. "Ausländer, die die Gastfreundschaft Amerikas ausnutzen und gleichzeitig die Ermordung unserer Bürger feiern, werden ausgewiesen."

Man werde weiterhin Ausländer mit Visum identifizieren, die den Tod Kirks gefeiert hätten. Die genannten sechs Personen seien nur ein paar Beispiele für Ausländer, die in den USA nicht mehr willkommen seien, betonte das Ministerium.

Trump ehrt umstrittenen Verfechter der Meinungsfreiheit

Charlie Kirk war vor fünf Wochen erschossen worden, als er auf einem Uni-Campus im Bundesstaat Utah im Freien gesprochen hatte. Präsident Trump ehrte ihn am Dienstag posthum mit der höchsten zivilen Auszeichnung der USA - der sogenannten Freiheitsmedaille. Anstelle ihres getöteten Mannes, der an diesem Dienstag 32 Jahre alt geworden wäre, nahm Witwe Erika Kirk die Auszeichnung bei einer Zeremonie im Rosengarten des Weissen Hauses entgegen.

Charlie Kirk habe seine Organisation Turning Point USA zur grössten konservativen Jugendorganisation des Landes gemacht und unter anderem für Meinungsfreiheit gekämpft, sagte Trump.

Kirk besuchte mit seiner Organisation Turning Point USA, die er 2012 im Alter von 18 Jahren gegründet hatte, Hochschulen und forderte Studierende - vor allem solche mit anderer politischer Haltung - zur Debatte heraus. Er machte sich als Verfechter der Meinungsfreiheit einen Namen - Kritiker warfen ihm allerdings rassistische, homophobe, transfeindliche und sexistische Ansichten vor.

Präsidentenmedaille für Charlie Kirk
Erika Kirk nimmt die von Präsident Donald Trump posthum verliehene US-Freiheitsmedaille anstelle ihres getöteten Mannes Charlie Kirk entgegen. © dpa / Mark Schiefelbein/AP/dpa

Debatte über Meinungsfreiheit nach Tod Kirks

Der Tod des einflussreichen Trump-Unterstützers und bekannten Gesichts der amerikanischen Rechten entfaltete in den USA enorme politische Schlagkraft. Trump hatte bereits kurz nach der Tat dafür die Rhetorik "radikaler Linker" verantwortlich gemacht. Kritiker warfen ihm vor, damit die Stimmung im Land zusätzlich anzuheizen, statt einende Worte zu wählen.

In den USA entbrannte zudem ein Streit darüber, wie über den Tod Kirks gesprochen werden darf. Einige Privatpersonen gerieten in den Fokus von Kirk-Anhängern - zum Teil, weil sie seine Ermordung verharmlosten, zum Teil aber auch lediglich, weil sie auf umstrittenen Äusserungen Kirks hingewiesen hatten.

Das US-Aussenministerium hatte ausserdem bereits im September Ausländern mit dem Entzug ihrer Visa gedroht, sollten sie im Internet das tödliche Attentat auf Kirk rechtfertigen. Vize-Aussenminister Christopher Landau hatte etwa auf der Plattform X dazu aufgerufen, ihm Kommentare von Ausländern zu melden, damit das Aussenministerium "das amerikanische Volk schützen kann".

Auch Medienleute stehen im Fokus

In dem Klima gerieten auch mehrere Medienleute in Bedrängnis. Für besonders viel Aufmerksamkeit sorgte die zwischenzeitliche Absetzung der Talkshow des US-Moderators und Satirikers Jimmy Kimmel nach dessen Äusserungen zum tödlichen Angriff auf den rechten Aktivisten.

Auch der US-Korrespondent des ZDF, Elmar Thevessen, war heftiger Kritik aus dem Lager des US-Präsidenten ausgesetzt - unter anderem wegen Bemerkungen über Kirk und Kritik an Trumps stellvertretendem Stabschef Stephen Miller. Der frühere US-Botschafter in Berlin und Trump-Vertraute Richard Grenell bezeichnete Thevessen daraufhin als "linksradikal" und forderte, ihm das US-Visum zu entziehen.

Empfehlungen der Redaktion

Der deutsche Aussenminister Johann Wadephul forderte die US-Regierung angesichts dieser Drohung im September dazu auf, die Pressefreiheit für ausländische Journalisten zu garantieren. "Ich kann nur meiner Hoffnung und Erwartung Ausdruck verleihen, dass die freie Presseberichterstattung in den Vereinigten Staaten von Amerika für deutsche Journalistinnen und Journalisten nicht beeinträchtigt wird", sagte der CDU-Politiker damals. Thevessen hat inzwischen einen Fehler in seiner Berichterstattung über Kirk zugegeben und sich entschuldigt. (dpa/bearbeitet von mbo)

Teaserbild: © dpa / Ross D. Franklin/AP/dpa