Theoretisch sind Zugreisen innerhalb Europas bequem, schnell und voll im Trend. Praktisch hilft es aber, ein paar Tricks zu kennen. Bei ihrer Reise mit dem TGV nach Paris hat unsere Redakteurin einiges gelernt.
Wenn man von Süddeutschland aus einen Städte-Kurztrip machen und dabei weder fliegen noch mit dem Auto fahren will, kommt man ziemlich schnell auf Paris. Die französische Hauptstadt kann man von diversen süddeutschen Grossstädten aus in wenigen Stunden mit der Bahn erreichen. Von München aus zum Beispiel ist man in ungefähr fünfeinhalb Stunden am Gare de l’Est, von Stuttgart sind es nur etwa dreieinhalb Stunden. Wer früh losfährt, kann schon um 12.30 Uhr in Paris aussteigen.
Das war auch mein Plan: Ende Mai fuhr ich gemeinsam mit einer Freundin mit dem berühmten französischen Schnellzug TGV für ein langes Wochenende nach Paris. Nur um keine falschen Hoffnungen zu erwecken: Das hier ist keine Bahn-Horrorstory und kein Bahn-Bashing. Tatsächlich klappte auf unserer Reise (fast) alles ziemlich gut – oder so gut, wie man es eben von Bahnreisen auf deutschem Boden erwarten kann. Gelernt habe ich trotzdem ein paar wichtige Dinge.
Tipp 1: Möglichst frühzeitig buchen
Oft kann man bei Bahnreisen viel Geld sparen, wenn man früh bucht. Denn Sparpreis-Kontingente sind oft schnell aufgebraucht und dann kann es teuer werden. Wir haben etwa zwei Monate vorher gebucht und da war es schon nicht mehr wirklich günstig.
Wir hätten aber aus einem weiteren Grund früher buchen sollen: Der französische TGV ist reservierungspflichtig. Beim Ticketkauf wird automatisch eine Sitzplatzreservierung hinzugefügt. Das heisst: Sind alle Plätze reserviert, kann man keine Tickets mehr buchen. Gerade zu beliebten Reisezeiten, etwa an langen Feiertagswochenenden oder in den Ferien kann es sein, dass die Fahrt ganz einfach ausgebucht ist und man ausweichen muss.
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Tipp 2: Hin- und Rückfahrt zusammen buchen
Aus diesem Grund werde ich in Zukunft bei Paris-Reisen auch Hin- und Rückfahrt gleichzeitig buchen. Wir hatten die Hinfahrt zu einem einigermassen günstigen Angebot bereits gebucht, zögerten aber, welche Verbindung wir für die Rückreise wählen sollten. Als wir uns entschieden hatten, stellten wir fest: Alle Verbindungen an diesem Tag waren bereits ausgebucht. Da wir nicht mit dem Bummelzug zurückfahren wollten, mussten wir eine Nacht in Paris dranhängen. So richtig schade fanden wir das ehrlich gesagt nicht, aber einen Urlaubstag kostete es uns trotzdem.
Tipp 3: Mitreisende auf ein Ticket buchen
Um sicherzugehen, dass alle gemeinsam Reisenden in der Bahn auch zusammensitzen können, ist es sinnvoll, die Tickets inklusive Reservierungen über nur einen Bahn-Account zu buchen. Bahncards, Deutschlandtickets usw. kann man bei der Buchung für alle Mitreisenden trotzdem angeben. Ein Paar in unserem TGV hatte das offensichtlich nicht so gemacht und musste dann getrennt sitzen, wir hatten es zusammen gemütlich.
Übrigens gibt es mit der deutschen Bahncard auch im französischen TGV Rabatt. Das ist ein Grund, warum sich eine Bahncard schnell lohnen kann.
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Tipp 4: Sitzplatz reservieren
Wer schon einmal länger Schnellzug gefahren ist, weiss: Eine Sitzplatzreservierung ist fast immer eine gute Idee. Bei der TGV-Buchung ist diese Pflicht und im Ticket mit dabei. Doch für eventuelle Zubringer- oder Anschlusszüge muss man den Sitzplatz separat reservieren, auch wenn es sich um einen einzigen Buchungsvorgang in der DB-App handelt. Wir hatten das irgendwie verpasst und grosses Glück, im Anschluss-ICE auf der Rückfahrt noch Sitzplätze zu ergattern. Selbstverständlich ist das nicht, gerade zu beliebten Reisezeiten.
Tipp 5: Erste-Klasse-Upgrade nutzen
Eine ganz neue Erfahrung für mich: Auf der Hinfahrt im TGV von München nach Paris fuhren wir 1. Klasse. Denn bei der Buchung hatten wir festgestellt: Das Upgrade in die 1. Klasse kostet gerade mal rund zehn Euro. Man kann im TGV auch in der 2. Klasse zwar sehr komfortabel reisen. Aber wenn es schon mal ein so günstiges Angebot für mehr Platz und weiche, verstellbare Sitze gibt, dachten wir: Warum nicht?
Meiner Erfahrung nach ist der Aufpreis für die 1. Klasse bei Fernreisen oft deutlich höher, darum kann man sich über ein solches Schnäppchen durchaus freuen. Meine DB-App sagt: Bei TGV-Buchungen für den September beispielsweise kostet das Upgrade momentan weniger als neun Euro. Einfach bei der Buchung darauf achten, welche Kosten angegeben sind.
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Tipp 6: Mit Verspätungen rechnen
Auf französischer Seite lief auf unserer Reise alles tadellos. Doch in Deutschland muss man bekanntlich Verspätungen stets einkalkulieren. Es empfiehlt sich, Umsteigezeiten und Anschlusszüge nicht zu knapp einzuplanen. Die aktuellen Grenzkontrollen und diverse Halte auf freier Strecke verzögerten unsere Rückreise ab der deutschen Grenze. Wir erwischten unseren deutschen Anschluss-ICE ironischerweise nur, weil auch dieser verspätet war; andere Reisende hatten weniger Glück.
7. Bonus-Tipp für Paris: Günstige Metro-Tickets
Paris betreibt eine visionäre Verkehrspolitik und versucht, Bürger:innen und Besucher:innen aktiv weg vom Auto und hin zum öffentlichen Nahverkehr und Fahrrad zu locken. Im Ergebnis ist eine einfache Metro-Fahrt mit 2,50 Euro sehr günstig und man kann über die "Bonjour RATF"-App auch gleich eine Art Streifenkarte (zum Beispiel 10 Fahrten) kaufen. "Gestempelt" wird das Smartphone-Ticket jeweils automatisch bequem via NFC beim Durchgang durch die Metro-Schranken. Wer nicht sehr viel durch die Stadt fährt, spart damit gegenüber den Mehrtages-Pässen für Tourist:innen.

Auch Mietfahrräder gibt es überall in der Stadt. Viele Radwege sind sehr gut ausgebaut und baulich von den (oft erstaunlich wenig befahrenen) Strassen getrennt, sodass man keine Angst vor chaotischem Grossstadtverkehr haben muss.
Meine Reise zu den schönsten Fahrradstädten Europas © UTOPIA