Wer holt sich die ESC-Krone? In gut einer Woche fällt in Basel die Entscheidung – mit XXL-Teppich, Favoriten aus dem Norden und einer Schweiz, die als Gastgeberin zwar im Final steht, aber eher Aussenseiterin bleibt. Was Fans erwartet, wer gute Chancen hat – und warum Französisch dieses Jahr wieder im Trend liegt.
Am Sonntag wird in Basel der türkisfarbene Teppich ausgerollt - der längste in der Geschichte des ESC. Die Schweizer Teilnehmerin Zoë Më und ihre Entourage sowie die Delegationen der weiteren 36 teilnehmenden Länder werden durch die Stadt gehen. So wird die ESC-Woche eröffnet, die am Samstag darauf mit dem grossen Final in der St. Jakobshalle endet, wenn das Siegerland feststeht.
Während des einwöchigen Spektakels erwartet die Rheinstadt bis zu einer halben Million Touristinnen und Touristen. Was das Publikum der Shows angeht, so geht das grösste Ticketkontingent mit 56 Prozent an die Schweiz. Basierend auf den bisherigen Ticketverkäufen werden an den ESC-Shows Gäste aus insgesamt 83 Ländern erwartet, wie die SRG auf Anfrage von Keystone-SDA schreibt.
Wenig Chancen für die Schweiz
Die Chancen für die Schweiz sind nicht sonderlich gross. Laut den Wettquoten steht Zoë Më mit ihrem zarten Popsong "Voyage" im vorderen Mittelfeld der Rangliste. Und auch wenn die Schweiz als Gastgeberland automatisch für den Final qualifiziert ist, wäre ein erneuter ESC-Sieg eine Sensation.
Das erste Mal, dass ein Land den weltweit grössten Musikwettbewerb gleich zweimal hintereinander für sich entscheidet, wäre es aber nicht. Gelungen ist das schon Luxemburg (1972 und 1973) und Israel (1978 und 1979). Spanien gewann auch als Gastgeberland im Jahr 1969, wobei der Sieg mit Frankreich, der Niederlande und Grossbritannien geteilt wurde. Irland gewann den Musikwettbewerb sogar dreimal hintereinander: 1992, 1993 und 1994.
Trotzdem, als Favoritin geht die Schweiz nicht ins Rennen. Gemäss den Wettbüros sind aktuell Schweden, Österreich und Frankreich hoch im Kurs.
Schweden ist Favorit
Schweden wurde bereits vor der Bekanntgabe des Partyschlager-Hits "Bara Bada Bastu" als Favorit ausgemacht. Noch bevor das finnlandschwedische Comedy-Trio KAJ als Schwedens ESC-Act erkoren wurde, sagten die Buchmacher das skandinavische Land als wahrscheinlicher ESC-Gewinner voraus. Die Sauna-Hymne könnte also Schweden den Sieg einbringen. Schweden gilt generell als starkes ESC-Land: Mit Irland teilt es die meisten ESC-Siege - es sind je sieben.
Ebenso hoch im Kurs ist Österreich mit dem Beitrag "Wasted Love". Seit der Veröffentlichung des Songs von Sänger JJ hält sich das Nachbarland bei den Wettbüros in der Spitzenregion der Rangliste. JJ ist ein Countertenor und sein Song erinnert an mancher Stelle an den hoch gesungenen und clubtauglichen Part von Nemos "The Code". Das könnte man schon fast als Opern-Techno bezeichnen.
Den dritten Rang der 13 Wettbüros reklamiert derzeit Frankreich für sich. Das Land wird fix in den Final einziehen, als eines der "Big Five". Im Song "Maman" - eine Ballade mit Power - reflektiert die Sängerin Louane das Muttersein als jemand, der die eigene Mutter verloren hat.
Französisch als starke ESC-Sprache
Ein Plus für Frankreich dürfte die Sprache sein. Französisch ist nach Englisch die am zweithäufigsten verwendete Sprache bei ESC-Siegertiteln. Die Freiburger Sängerin Zoë Më wählte ebenso die Sprache, die im Vergleich zu Deutsch als die romantischere wahrgenommen wird. So sangen etwa Michael von der Heide (2010) und
Als Gastgeberland ist die Schweiz direkt für den Final qualifiziert. Zoë Mës erster ESC-Auftritt findet dennoch vor dem 17. Mai statt. Sie wird "Voyage" bereits am ersten Halbfinal performen, der am 13. Mai stattfindet. Über den Auftritt kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden; doch schaut man sich die Bühnenauftritte der 24-jährigen Künstlerin an der ESC-Pre-Party in Madrid an, kann eine intim gehaltene Performance erwartet werden - ohne grossen Prunk drumherum. Das würde auch zu ihrer poetischen und reduzierten Pop-Ballade passen.
ESC-Geburtsstätte Schweiz
Moderiert werden die beiden Halbfinals von der langjährigen SRF-Moderatorin und ESC-Teilnehmerin von 1991, Sandra Studer, und der Entertainerin und Moderatorin Hazel Brugger.
Das Schweizer Motto für den ESC lautet "Welcome Home" und spielt darauf an, dass der Grundstein für den ESC vor 70 Jahren in der Schweiz gelegt wurde: 1955 hatte der damalige SRG-Direktor Marcel Bezençon die Idee, einen freundschaftlichen Musikwettbewerb europaweit zu veranstalten. 1956 wurde er in Lugano erstmals durchgeführt. Der erste Halbfinal dreht sich deshalb unter dem Titel "Where It All Began" um die Schweiz als Geburtsort des Spektakels.
Zwei Tage später geht es um ESC-Loyale: Der zweite Halbfinal nennt sich "Eurovision Fans" und soll eine Party für alle sein, die den Wettbewerb lieben. Pro Halbfinal qualifizieren sich zehn Länder für den grossen Final.
Im Final vom 17. Mai ergänzt bekanntlich Michelle Hunziker das Moderatorinnengespann. Das Motto dieser Show heisst "Let’s Celebrate A New Winner". Hier werden 26 Teilnehmende um die gläserne Trophäe singen. (sda/bearbeitet von skr)