Nach dem schweren Erdbeben in Ost-Afghanistan ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 900 gestiegen, Tausende wurden verletzt. Rettungskräfte suchen weiter nach Verschütteten – ganze Dörfer liegen in Trümmern.
Bei dem verheerenden Erdbeben im Osten Afghanistans ist die Zahl der Toten auf weit über tausend gestiegen. Wie der Sprecher der regierenden Taliban, Sabihullah Mudschahid, mitteilte, kamen mehr als 1.400 Menschen ums Leben, rund 3.120 weitere wurden verletzt. "Dutzende Kommandoeinheiten wurden in Gebiete entsandt, in denen Flugzeuge nicht landen konnten, um Verletzte aus den Trümmern zu bergen und an sichere Orte zu bringen", sagte ein weiterer Taliban-Sprecher auf X.
In der am stärksten betroffenen Provinz Kunar seien mindestens 1.411 Menschen ums Leben gekommen und 3.124 weitere Menschen verletzt worden, teilte Mudschahid mit. Dort seien auch mehr als 5.000 Häuser zerstört worden. In der Nachbarprovinz Nangarhar wurden zwölf Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt, aus der Provinz Laghman wurden Dutzende Verletzte gemeldet.
Der afghanische Rote Halbmond spricht von etwa 1.120 Toten und rund 3.250 Verletzten. Zudem seien insgesamt mehr als 8.000 Häuser zerstört worden. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von 12.000 Menschen, die unmittelbar von dem Erdbeben betroffen seien.
Rettungsarbeiten gehen weiter
Das wirkliche Ausmass des Bebens sei nur schwer zu begreifen, schildert die Hilfsorganisation Help mit Sitz in Bonn die Not der Menschen. Wichtige Zufahrtswege seien aufgrund der Beben blockiert und es fehle an technischem Gerät und Ausrüstung für die Bergungsarbeiten. "Vielerorts suchen Betroffene mit blossen Händen nach Überlebenden", sagt Help-Landesdirektor Shafi Shirzad.
Wie der afghanische Nachrichtensender am Dienstagmorgen berichtete, liegen weiterhin Tote unter den Trümmern. Die Rettungsarbeiten gingen weiter, Familien würden um Hilfe bitten. "Alle Häuser sind zerstört", sagt ein Dorfbewohner in einem von der Nationalen Katastrophenschutzbehörde geteiltem Video. "So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt."
EU kündigt Soforthilfe an
Die EU hat eine Million Euro als humanitäre Soforthilfe angekündigt. Zudem sollen im Laufe der Woche zwei Flugzeuge mit 130 Tonnen Sachspenden, etwa Zelten, Kleidung und Medizin, in Kabul landen, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission. Auch das Copernicus-Satellitensystem sei aktiviert worden, um Notfallkarten zu erstellen, die bei der Koordinierung der Hilfe helfen sollen. Das Geld geht laut einer Mitteilung der Kommission ausschliesslich an humanitäre Organisationen, die bereits vor Ort Hilfe leisteten.
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In New York hat UN-Generalsekretär António Guterres sein Beileid für die Opfer des Erdbebens ausgedrückt und die Freigabe von fünf Millionen Dollar Soforthilfe aus dem UN-Nothilfefonds CERF angekündigt. Ausserdem werde an einem internationalen Hilfsaufruf gearbeitet, teilte ein Sprecher weiter mit.
Das Erdbeben erschütterte die Menschen in der Nacht zu Montag. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das erste Erdbeben eine Stärke von 6,0. Demnach ereignete es sich gegen Mitternacht an der Grenze zu Pakistan in einer Tiefe von acht Kilometern. Es folgten mehrere Nachbeben. Die Erschütterungen waren auch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zu spüren. (dpa/afp/bearbeitet von skr)