Die Taliban haben das Internet in Afghanistan nahezu vollständig abgeschaltet. Seit Montag sind weniger als ein Prozent der üblichen Verbindungen verfügbar. Deutsche Hilfsorganisationen können ihre Mitarbeiter vor Ort nicht mehr erreichen.

Afghanistan erlebt die erste landesweite Internet-Totalabschaltung seit der Taliban-Machtübernahme im August 2021. Laut der Nachrichtenagentur AFP stehen seit Montagabend weniger als ein Prozent der normalerweise aktiven Internetverbindungen und Mobilfunksignale zur Verfügung. Ein Taliban-Funktionär hatte der Agentur zuvor die Kappung des Glasfaser-Netzwerks angekündigt.

Die Massnahme trifft das gesamte Land mit voller Wucht. Ein Taliban-Sprecher soll mittlerweile bestätigt haben, dass das 9.350 Kilometer grosse Netzwerk gezielt gekappt wurde.

Taliban-Sprecher: "Unterbrechung wird andauern"

Der Taliban-Funktionär erklärte gegenüber AFP: "Insgesamt werden acht- bis neuntausend Telekommunikationsmasten abgeschaltet, die Unterbrechung wird bis auf Weiteres andauern." Dabei werde sich die Massnahme auch auf das Mobilfunknetzwerk auswirken.

Die Tagesschau berichtet, dass ein Erlass des obersten Taliban-Führers hinter der Massnahme steht. Dieser hatte kritisiert, dass über das Internet "unmoralische Inhalte" verbreitet würden. Bereits vor zwei Wochen hatte laut AFP der Sprecher der Provinzregierung in Balch eine dortige Kappung des Glasfasernetzes angekündigt, um "Sünden" vorzubeugen.

Afghanistan von der Welt abgeschottet

Die Abschaltung trifft auch eine deutsche Organisation hart. Christina Ihle, Geschäftsführerin des Afghanischen Frauenvereins in Hamburg, schildert gegenüber der Tagesschau: "Wir sind komplett im Schock nach dieser Nachricht." Seit 17 Uhr versuche sie vergeblich, ihre Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu erreichen, um Hilfsprogramme im Erdbebengebiet zu koordinieren.

"Wir haben alle Kanäle probiert und können sie nicht mehr kontaktieren", erklärt Ihle weiter. "Das ist sehr, sehr besorgniserregend für uns, für unsere Hilfsprogramme vor Ort, für unser weiteres Agieren und Arbeiten vor Ort." Auch das ARD-Studio Südasien konnte laut Tagesschau keine seiner Mitarbeiter und Gesprächspartner im Land erreichen.

Die Folgen der Internet-Sperre sind weitreichend. Der Taliban-Funktionär räumte gegenüber AFP ein: "Es gibt keine andere Möglichkeit oder kein anderes System, um zu kommunizieren. Der Bankensektor, der Zoll, alles im ganzen Land wird davon betroffen sein." Wie die BBC unter Berufung auf lokale Medien berichtet, wurde der Start mehrerer Passagiermaschinen in Kabul gestrichen.

Frauen besonders betroffen

Besonders hart trifft die Massnahme afghanische Frauen und Mädchen. Christina Ihle erklärt gegenüber der Tagesschau: "Das Internet hat für viele Mädchen der Klassen 7 bis 12, die nicht mehr zur Schule gehen können, in den Städten die Möglichkeit eröffnet, weiterzulernen über Online-Plattformen."

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Die Frauenrechtsaktivistin Sanam Kabiri kritisiert laut "Spiegel": "Die Taliban nutzen jedes ihnen zur Verfügung stehende Mittel, um die Menschen zu unterdrücken." (ras)

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