US-Präsident Trump sieht weiterhin die Chance auf eine Waffenruhe in Gaza. Wenn nicht diese, dann vielleicht nächste Woche. Die Hamas spricht von ungelösten Fragen - stimmt aber in einem Punkt zu.

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Die islamistische Hamas stimmt der Freilassung von zehn Geiseln zu, sieht bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg aber weiter ungelöste Streitpunkte. Man habe sich bei den laufenden indirekten Verhandlungen bereit erklärt, zehn Geiseln freizulassen, teilte die Terrororganisation mit.

Weiter verhandelt würden jedoch noch die Frage der Bereitstellung von Hilfsgütern, der Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen und "echte Garantien für einen dauerhaften Waffenstillstand".

Trump zu Gaza-Deal: vielleicht auch nächste Woche

Die US-Regierung hatte zuletzt ihre Hoffnung auf eine Waffenruhe bis Ende dieser Woche geäussert – Präsident Donald Trump hält nun aber auch die nächste Woche für möglich. Auf die Frage eines Journalisten, für wie realistisch er eine Waffenruhe im Gazastreifen halte, sagte der Republikaner: "Ich glaube, wir haben diese Woche eine Chance – oder nächste Woche."

Trump hatte sich in den vergangenen Tagen zwei Mal mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Washington getroffen und über Gaza gesprochen.

Wieder Raketenalarm in Israel

Unterdessen gab es am frühen Morgen in Israel wieder Raketenalarm. Es sei erneut eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen worden, teilte die israelische Armee mit. Die Huthi-Miliz im Jemen greift seit Beginn des Gaza-Kriegs immer wieder Israel sowie Handelsschiffe mit angeblichem Bezug zu Israel an. Erklärtes Ziel ist dabei die Unterstützung der Hamas im Gazastreifen.

Huthi im Jemen versenkt weiteres Schiff

Nach US-Angaben versenkte die Miliz im Roten Meer das Handelsschiff "Eternity C" und tötete dabei Menschen. Die genaue Zahl ist unklar. Zudem seien "viele überlebende Crewmitglieder" festgenommen worden, hiess es in einer Nachricht der diplomatischen Vertretung der USA im Jemen auf X. "Wir fordern ihre sofortige und bedingungslose Freilassung." Die wie die Hamas mit dem Iran verbündete Huthi teilten mit, mehrere Besatzungsmitglieder des Schiffes seien "gerettet" und an einen "sicheren Ort" gebracht worden.

Unterdessen geht der Krieg im abgeriegelten Gazastreifen weiter. Bei israelischen Luftangriffen wurden palästinensischen Angaben zufolge erneut mehrere Menschen getötet. Vier Palästinenser seien ums Leben gekommen und rund 20 verletzt worden, als ein Wohnhaus in der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets getroffen worden sei, hiess es aus medizinischen Kreisen. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa ist unter den Toten auch ein Kleinkind. Israels Armee äusserte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu.

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Berichte über weitere Tote in Gaza

Laut Wafa wurden bei einem weiteren Angriff in der Stadt zudem elf Menschen getötet und weitere verletzt. Erneut sei das Haus einer Familie getroffen worden. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, sie habe bei dem Angriff in der Nacht Mitglieder der Hamas in der Gegend getroffen. Das Militär habe vor dem Angriff Massnahmen getroffen, um die Zivilbevölkerung zu schonen. Wafa meldete darüber hinaus weitere tödliche Angriffe in dem Küstenstreifen. Die Angaben liessen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.

Bundesaussenminister Johann Wadephul will heute in Wien mit seinem israelischen Kollegen Gideon Saar sowie Österreichs Aussenministerin Beate Meinl-Reisinger über Gaza und das iranische Nuklearprogramm sprechen.

Israels Armee teilte derweil mit, sie habe mit der Umstellung der Stadt Beit Hanun im Norden Gazas begonnen. "Die Truppen sind im Einsatz, um Terroristen auszuschalten und die terroristische Infrastruktur sowie die militärischen Kapazitäten der Hamas in dem Gebiet zu zerstören." Auch dies liess sich nicht überprüfen. In Beit Hanun waren am Montag fünf israelische Soldaten durch eine am Strassenrand platzierte Bombe getötet worden.

Angeblich Fortschritte bei Verhandlungen

Angesprochen auf einen Bericht der US-Nachrichtenseite "Axios", demzufolge es bei Gesprächen zwischen ranghohen Vertretern der USA, Israels und Katars im Weissen Haus am Dienstag Fortschritte mit Blick auf ein Abkommen für eine 60-tägige Waffenruhe in Gaza gegeben habe, sagte US-Präsident Trump: "Wir wollen eine Waffenruhe haben, wir wollen Frieden haben, wir wollen die Geiseln zurückholen. Und ich glaube, wir sind nah dran, das zu erreichen." Laut "Axios" ging es bei dem Treffen im Weissen Haus um den teilweisen Rückzug der israelischen Truppen während der Waffenruhe, der für Unstimmigkeiten sorge.

Als Folge des Treffens habe Israel später eine Lagekarte vorgelegt, in die ein weitergehender Rückzug seiner Truppe eingezeichnet sei als in einer zuvor präsentierten Karte. Dadurch sei ein bedeutender Fortschritt in den Gesprächen erzielt und die Chance auf einen Deal erhöht worden, berichtete "Axios" unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle.

Hamas will "ernsthaft" weiterverhandeln

Trotz der derzeitigen Schwierigkeiten bei den Verhandlungen "aufgrund der Unnachgiebigkeit" Israels arbeite man "weiter ernsthaft und positiv mit den Vermittlern zusammen, um die Hindernisse zu überwinden", erklärte die Hamas in einer Mitteilung auf Telegram.

Israels Regierungschef Netanjahu sagte unterdessen laut der "Times of Israel" in Washington, dass weder er noch US-Präsident Trump einem Abkommen "um jeden Preis" zustimmen würden.

Er und Trump hätten ein gemeinsames Ziel, sagte Netanjahu. "Ich möchte die Freilassung unserer Geiseln erreichen. Wir wollen die Herrschaft der Hamas in Gaza beenden. Wir wollen sicherstellen, dass Gaza keine Bedrohung mehr für Israel darstellt", sagte der israelische Regierungschef demnach im US-Kapitol. Nach israelischem Erkenntnisstand sind noch mindestens 20 Geiseln in Gaza am Leben. Hinzu kommen die Leichen von 28 Verschleppten. (dpa/bearbeitet von ari)

Teaserbild: © dpa / Osamah Abdulrahman/AP/dpa