Um zu überleben, sind die Menschen im Gazastreifen auf Hilfe von aussen angewiesen. Seit Anfang März blockierte Israels Regierung Hilfslieferungen. Jetzt steuert sie um.
Die israelische Regierung will wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lassen. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln erfolge auf Empfehlung der israelischen Armee und um sicherzustellen, dass es zu keiner Hungersnot komme, teilte das Büro von Ministerpräsident
Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen gelassen. Das Land wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.
Netanjahu: Hungersnot würde Offensive gefährden
Eine Hungersnot würde die Fortsetzung der Offensive gefährden, hiess es in der Mitteilung des Ministerpräsidenten-Büros. Hilfsgüter sollen israelischen Medienberichten zufolge auf bisher genutzten Wegen in den abgeriegelten Küstenstreifen kommen, bis ein geplanter neuer Mechanismus umgesetzt wird. Israel werde Massnahmen ergreifen, damit die Hilfe nicht in die Hände der Hamas gelange, teilte Netanjahus Büro mit.
Die rund 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens sind fast ausschliesslich auf Hilfe von aussen angewiesen, um zu überleben. Der UN-Nothilfekoordinator hatte gemahnt, schon jetzt seien 2,1 Millionen Palästinenser wegen zurückgehaltener humanitärer Hilfe vom Hungertod bedroht.
Massive Luftangriffe und Bodentruppen in Gaza
Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe massive Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Inzwischen sind auch Bodentruppen im Einsatz. Nach palästinensischen Angaben gab es in der Nacht und am Sonntag mindestens 110 Tote. Augenzeugen zufolge fliehen etliche Menschen derzeit vom Norden in den Süden des Küstengebiets. Auch in der Nacht auf Montag hat es wieder Angriffe gegeben. Nach palästinensischen Angaben seien mindestens 22 Menschen getötet worden. Bei Angriffen auf die Stadt Chan Junis und umliegende Gebiete im Süden des Palästinensergebiets habe es zwölf Todesopfer gegeben, sagte Zivilschutz-Sprecher Mahmud Bassal. Bei einem Angriff in der Nähe eines Marktes in der Stadt Dschabalia im nördlichen Gazastreifen seien fünf Menschen getötet worden. Fünf weitere Menschen wurden Bassal zufolge in Nuseirat und in der Stadt Gaza bei Angriffen auf ihre Zelte getötet. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Medienbüros flüchteten in den vergangenen Tagen rund 200.000 Palästinenser aus den Orten Dschabalija und Beit Lahia im Norden des Gebiets.
Netanjahus Regierung will mit der neuen Offensive den Druck auf die Hamas erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Im Zuge der Offensive soll nach Angaben aus Regierungskreisen auch die palästinensische Bevölkerung vom Norden in den Süden bewegt werden.
Der Gaza-Krieg hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und rund 250 entführt wurden. In dem seit mehr als eineinhalb Jahren dauernden Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 53.300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen. (dpa/bearbeitet von fra)