Die Kämpfe in Gaza gehen unvermindert weiter. Nun hat sich auch eine örtliche Gruppe den Kämpfen angeschlossen. Der ehemalige Verteidigungsminister Lieberman nennt sie Kriminelle und Schwerverbrecher.

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Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es palästinensischen Angaben zufolge erneut Tote gegeben. Seit der Nacht seien mindestens 22 Menschen in dem Küstengebiet ums Leben gekommen, hiess es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen. Dutzende Menschen seien verletzt worden. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete Tote in den Gebieten rund um Chan Junis sowie Rafah im Süden des umkämpften Gebiets sowie in der Stadt Gaza. Von der israelischen Armee gab es zunächst keine Angaben.

Israel unterstützt Beduinenstamm

Die israelische Armee hat einen Evakuierungsbefehl für Teile der Stadt Gaza erlassen. "Dies ist eine letzte und dringende Warnung vor einem bevorstehenden Angriff", sagte Armeesprecher Avichay Adraee am Freitag an die Bewohner gerichtet. Die Armee werde "alle Gebiete" angreifen, "aus denen Raketen abgefeuert werden".

Derweil sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, dass sein Land eine bewaffnete Gruppe im Gazastreifen unterstütze, die gegen die islamistische Hamas gerichtet ist. Israelischen und palästinensischen Medienberichten zufolge ist die Gruppe Teil eines örtlichen Beduinenstammes, der von Jasser Abu Schabab angeführt werde. Das Politikinstitut European Council on Foreign Relations beschreibt ihn als Anführer einer "kriminellen Bande, die im Gebiet Rafah operiert und der weithin vorgeworfen wird, Transporter mit Hilfsgütern zu plündern".

Der Knesset-Abgeordnete und frühere Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sagte dem Sender Kan, die Regierung habe auf Anweisung Netanjahus "Waffen an eine Gruppe von Kriminellen und Schwerverbrechern" geliefert.

Netanjahu fragte in einem am Donnerstag in Onlinenetzwerken veröffentlichten Video, was Lieberman habe durchsickern lassen. "Dass wir auf Rat aus Sicherheitskreisen einen Clan in Gaza aktiviert haben, der gegen die Hamas ist? Was ist schlimm daran?" Weiter sagte der israelische Regierungschef: "Das ist nur gut, es rettet Leben israelischer Soldaten."

Thailändische Geisel konnte tot geborgen werden

Währenddessen konnte Israel den Leichnam eines am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten thailändischen Staatsbürgers bergen. In einem Sondereinsatz am Freitag sei der "Leichnam von Natthapong Pinta aus dem Gebiet Rafah" im Süden des Gazastreifens nach Israel gebracht worden, erklärten der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die israelische Armee am Samstag. Der Mann sei bei dem Grossangriff der radikalislamischen Hamas und verbündeter Islamisten aus dem Kibbuz Nir Oz entführt und während seiner Gefangenschaft ermordet worden.

"Natthapong kam aus Thailand nach Israel, um in der Landwirtschaft zu arbeiten und eine bessere Zukunft für sich und seine Familie aufzubauen", erklärte Verteidigungsminister Israel Katz. "Er wurde in der Gefangenschaft von der Terrororganisation Mudschaheddin-Brigaden brutal ermordet."

Am Freitag hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Tod von vier Soldaten im Gazastreifen bekannt gegeben. Diese hätten "im Kampf gegen die Hamas und für die Befreiung unserer Geiseln ihr Leben verloren".

Israel hat seine Einsätze im Gazastreifen nach einer zweimonatigen Waffenruhe im März wieder verstärkt. Die Offensive zielt israelischen Angaben zufolge auf die Freilassung der verbliebenen Geiseln und die Zerschlagung der Hamas ab, die den Küstenstreifen kontrolliert. (afp/dpa/bearbeitet von the)