Polen hat angekündigt, seine Grenze zu Belarus wegen eines gross angelegten russisch-belarussischen Militärmanövers zu schliessen. Die Entscheidung sorgt für scharfe Kritik aus Moskau: Russland fordert Warschau auf, die Massnahme zurückzunehmen und warnt vor einer Eskalation in Europa.

Russland hat Polen dazu aufgefordert, seine Grenze zu Belarus offen zu halten. "Wir fordern Warschau auf, die Konsequenzen von solch kontraproduktiven Schritten zu bedenken und seine Entscheidung so schnell wie möglich zu überdenken", erklärte die russische Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag. Angesichts eines Militärmanövers von russischen und belarussischen Streitkräften hatte die Regierung in Warschau am Dienstag angekündigt, die Grenze zum Nachbarland Belarus zu schliessen.

Sacharowa erklärte, die Grenzschliessung diene nur dazu, "eine Politik der weiteren Eskalation der Spannungen im Zentrum Europas zu rechtfertigen".

Nato: Sorgen wegen russisch-belarussischen Militärmanöver "Sapad-2025"

Die Militärübung von Russland und Belarus mit dem Namen "Sapad-2025" (Westen-2025) findet von Freitag bis kommenden Dienstag statt. Das Manöver löst bei Nato-Staaten, insbesondere nach dem Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum in der Nacht zum Mittwoch, Sorgen aus.

Polens Regierungschef Donald Tusk hatte am Dienstag die Schliessung der Grenze zu Belarus für die Nacht auf Freitag angekündigt. Er begründete diese Massnahme mit der "nationalen Sicherheit" und bezeichnete die russisch-belarussischen Manöver als "aggressiv".

Putin lässt Besetzung der Suwalki-Lücke an polnisch-litauischen Grenze simulieren

Beim Sapad-Manöver soll laut Tusk eine Besetzung der sogenannten Suwalki-Lücke simuliert werden. Das Gebiet an der polnisch-litauischen Grenze schliesst im Norden an die russische Exklave Kaliningrad und im Süden an Belarus an. Es wird befürchtet, dass Russland und sein Verbündeter Belarus den 65 Kilometer breiten Landstreifen im Fall der Ausweitung des Ukraine-Krieges besetzen und den baltischen Staaten so die Nachschubwege über Land abschneiden könnten.

Die Militärübung Sapad findet in der Regel alle vier Jahre statt. Es ist die erste dieser Art seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022. Belarus hatte im Januar angekündigt, dass 13.000 Soldaten an der Übung teilnehmen würden. Im Mai erklärte Belarus, die Zahl der teilnehmenden Soldaten in etwa um die Hälfte zu reduzieren.

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Die Beziehungen zwischen Polen und Belarus befinden sich seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine auf einem Tiefpunkt. Während Polen zu den stärksten Unterstützern der Ukraine zählt, ist Belarus ein enger Verbündeter Russlands. (afp/bearbeitet von br)