Nachdem sich die USA mit Waffenlieferungen an die Ukraine erst einmal zurückhalten, setzt Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko seine ganze Hoffnung auf Deutschland.

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Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, erhofft sich von Deutschland weitere militärische Unterstützung für den Abwehrkampf gegen die russische Invasion – insbesondere Flugabwehrsysteme und Taurus-Marschflugkörper. "Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat in der Vergangenheit völlig zurecht gesagt, dass anhaltende russische Angriffe auf zivile Ziele die Lieferung von Taurus-Raketen zur Folge haben muss. Wir hoffen, dass die neue Bundesregierung hier Wort hält", schrieb der Ex-Profiboxer in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag".

Klitschko prangerte den "puren Terror" an, den Kremlchef Wladimir Putin entfache – mittlerweile jede Nacht immer extremer. "Zweitausend Gebäude sind alleine in unserer Stadt zerstört, immer wieder gibt es Verletzte und Tote." Putin habe bewiesen, dass er keine Waffenruhe wolle, keinen Frieden und kein Ende des Krieges, schrieb Klitschko. "Putins Ziele sind vollkommen klar: Er will weiterhin die gesamte Ukraine unter seine Kontrolle bringen. Koste es, was es wolle. Und wenn wir ihn nicht gemeinsam in der Ukraine aufhalten, dann wird er danach weitere Länder angreifen."

Ukraine will Russland im Hinterland treffen

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen eine russische Invasion. Ihr fehlen dabei vor allem weitreichende Waffen zur Zerstörung strategisch wichtiger Militäranlagen im russischen Hinterland und der russischen Kriegslogistik. Aus den USA kamen bisher ATACMS-Raketen, aus Grossbritannien und Frankreich die Marschflugkörper Storm Shadow/Scalp.

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Das russische Verteidigungsministerium bestätigte einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Region, nannte aber keine Schäden.

In Deutschland läuft seit geraumer Zeit die Diskussion über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern mit etwa 500 Kilometern Reichweite. Der frühere Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte dies abgelehnt, aus der Sorge heraus, damit Deutschland zu einer Kriegspartei zu machen. Merz wollte die Lieferung künftig nicht ausschliessen. In Berlin wurde nun allerdings verabredet, dass Deutschland der Ukraine beim Bau eigener weitreichender Waffen hilft.

Weiter schwere Angriffe auf ukrainische Städte

In der Nacht auf Sonntag wurde die Ukraine wieder von schweren russischen Angriffen getroffen. Im Bezirk Wyschhorod nördlich der Hauptstadt Kiew wurde eine Siedlung getroffen, wie der amtierende Militärgouverneur des Gebiets Kiew, Mykola Kalaschnyk, auf Telegram mitteilte. Drei Menschen seien dabei verletzt worden. Ein 35-Jähriger erlitt Schrapnellwunden an Rücken, Armen und Beinen. Eine 79 Jahre alte Frau und ein 75 Jahre alter Mann erlitten den Angaben zufolge eine akute Belastungsreaktion. Zwei mehrstöckige Gebäude, Garagen und Autos seien beschädigt worden. Eine Lagerhalle stehe in Flammen, Privathäuser und Nebengebäude hätten Schaden genommen, hiess es weiter.

Zudem wurden in der ostukrainischen Grossstadt Charkiw mehrere Einschläge gemeldet. Bürgermeister Igor Terechow berichtete auf Telegram von Explosionen. Laut Militärgouverneur Oleh Synjehubow brachen in mehreren Bezirken der Stadt Brände aus. Eine 46-jährige Frau und ein wenige Monate altes Mädchen seien verletzt worden.

Auch das südostukrainische Gebiet Saporischschja wurde laut Militärgouverneur Iwan Fedorow mit Schahed-Drohnen angegriffen. Ein privates Unternehmen, ein Bauernhof und Lagerhäuser seien beschädigt worden, teilte Fedorow bei Telegram mit. Es habe mehrere Brände gegeben. Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet.

Auch aus Mykolajiw gab es Berichte über Drohnenbeschuss und Explosionen. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen. (dpa/bearbeitet von the)