Russland wolle keine Kapitulation der Ukraine, sagt Präsident Putin. Doch was er vor Wirtschaftsführern sonst sagt, lässt für das angegriffene Land Schlimmes befürchten.
Kremlchef
Die russischen Truppen nehmen im gleichnamigen Gebiet im Nordosten der Ukraine seit Monaten immer mehr Ortschaften ein. Putin erklärte, dass seine Streitkräfte dort eine Pufferzone errichteten. Bisher gehe sie zehn bis zwölf Kilometer tief ins Land. Möglich sei die Einnahme der Gebietshauptstadt Sumy. Die Frontlinie verläuft nur etwa 18 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt.
Putin: "Wo der Fuss eines russischen Soldaten steht, das gehört uns"
Er sehe Russen und Ukrainer als ein Volk, sagte Putin bei der Plenarsitzung des Forums in seiner Heimatstadt. "In dem Sinn ist die ganze Ukraine unser", erklärte er unter grossem Beifall im Saal. Auf die Frage des Moderators, wie weit er die Ukraine erobern wolle, antwortete er: "Wo der Fuss eines russischen Soldaten steht, das gehört uns." Auch dafür bekam er Applaus.
In dem mehr als drei Jahre andauernden Angriffskrieg hat Russland bisher die ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson annektiert. Moskau hat zuletzt damit gedroht, dass weitere Regionen folgen könnten, wenn Kiew nicht den russischen Maximalforderungen für ein Kriegsende zustimmt.
Der russische Präsident begründete den Krieg erneut mit der Ostausdehnung der Nato. Einen möglichen Beitritt zum Bündnis will Moskau auf keinen Fall zulassen. Die Ukraine sei 1991 aus der Sowjetunion als neutraler Staat in die Unabhängigkeit entlassen worden, sagte Putin. Zu dem neutralen Status solle sie zurückkehren.
Keine Kapitulation der Ukraine
Auf eine Frage entgegnete er, dass man sein Vorgehen in der Ukraine nicht mit der Forderung von US-Präsident Donald Trump nach bedingungsloser Kapitulation des Irans gleichsetzen dürfe. Russland strebe keine Kapitulation der Ukraine an. "Wir bestehen auf einer Anerkennung der Realitäten, die sich vor Ort ergeben haben." Darunter versteht die russische Führung, dass ihre Truppen einen grossen Teil der Ukraine beherrschen und weiter vorrücken.
In Kiew reagierte der Redenschreiber von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Putins Aussagen: "Für jedes Bein eines russischen Soldaten gibt es eine ukrainische Drohne", schrieb Dmytro Lytwyn im Netzwerk X. Aussenminister Andrij Sybiha erklärte, wohin immer ein russischer Soldat seinen Fuss setze, bringe er Tod und Zerstörung.
Russland unterstützt friedliche Atom-Nutzung im Iran
Im Konflikt um das Atomprogramm des Irans betonte Putin, dass Moskau die friedliche Nutzung der Kernenergie in dem Land unterstütze. Russland habe trotz aller Widrigkeiten einen Atomreaktor in Buschehr gebaut und Verträge geschlossen über den Bau von zwei weiteren Reaktoren. Die Arbeit in Buschehr laufe trotz einer gewissen Gefahr und der schwierigen Lage weiter. "Wir evakuieren unser Personal von dort nicht", sagte Putin, der in dieser Woche die Zahl mit 600 Russen in der Anlage angegeben hatte.
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Putin optimistischer als sein Wirtschaftsminister
Der Kremlchef widmet seinen Auftritt beim Wirtschaftsforum traditionell aktuellen internationalen Fragen. Er sprach aber auch über Wirtschaft und kündigte an, dass die russische Rüstungsindustrie weiter ausgebaut werden solle. Russland müsse wegkommen von einer Unterteilung zwischen zivilen und reinen Rüstungsfirmen.
Insgesamt zog der Kremlchef ein positives Fazit der Wirtschaftsentwicklung. Angesichts der Warnungen von Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow vor einer möglichen Rezession, erklärte Putin aber: "Stagnation oder sogar Rezession darf auf keinen Fall zugelassen werden." (dpa/bearbeitet von cgo)