US-Präsident Donald Trump setzt dem russischen Machthaber Wladimir Putin eine Frist. Scheinbar unbeeindruckt davon greift Russland weiter ukrainische Grossstädte an.

Ungeachtet des Ultimatums von US-Präsident Donald Trump an Kremlchef Wladimir Putin greift Russland Ziele in der Ukraine mit unverminderter Härte an. Trump hatte vor kurzem nicht nur Waffenlieferungen für die Ukraine angekündigt, sondern Russlands Präsidenten Wladimir Putin am Montag eine Frist gesetzt: Wenn es bei den Bemühungen um ein Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine innerhalb von 50 Tagen keinen Deal gebe, dann würden die USA hohe Zölle gegen Russlands Handelspartner erheben. Russland kritisierte die angekündigten Waffenlieferungen und angedrohten Sanktionen und wies sie als schädlich für die Friedensbemühungen zurück.

"Um diesem Terror wirksam zu begegnen, müssen wir unsere Verteidigung stärken: Mehr Flugabwehrsysteme, mehr Abfangjäger und mehr Entschlossenheit - damit Russland unsere Antwort spürt."

Wolodymyr Selenskyj

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde vor allem die Energieinfrastruktur angegriffen, er sprach ausserdem von 15 Verletzten.

"Russland ändert seine Strategie nicht", schrieb Selenskyj auf der Plattform X. "Und um diesem Terror wirksam zu begegnen, müssen wir unsere Verteidigung stärken: Mehr Flugabwehrsysteme, mehr Abfangjäger und mehr Entschlossenheit - damit Russland unsere Antwort spürt."

Hauptziele der Angriffe waren Krywyj Rih, Charkiw und Winnyzja

Die ukrainische Luftwaffe teilte am Morgen mit, dass Moskau in der Nacht mit einer Rakete des Typs Iskander-M und 400 Drohnen und Drohnenattrappen angegriffen habe. Davon seien 198 Drohnen abgeschossen und 145 Drohnenattrappen mit elektronischen Mitteln zu Boden gebracht worden. Die Hauptziele der Angriffe waren demnach Krywyj Rih, Charkiw und Winnyzja.

Bei russischen Drohnenangriffen auf die westukrainische Stadt Winnyzja sind nach Behördenangaben acht Menschen verletzt worden. Fünf Angestellte von Unternehmen hätten Verbrennungen erlitten, schrieb die stellvertretende Militärgouverneurin Natalja Sabolotna bei Facebook. Drei Passanten seien leicht verletzt worden.

"Nein, er sollte nicht auf Moskau zielen."

Donald Trump

Derweil sagte Trump auf die Frage, ob er bereit sei, der Ukraine Langstreckenraketen bereitzustellen: "Nein, das ist nicht unsere Absicht." Der Republikaner wurde zudem gefragt, ob Selenskyj Moskau oder andere Ziele tiefer in Russland ins Visier nehmen sollte. Trump antwortete darauf: "Nein, er sollte nicht auf Moskau zielen".

Der US-Präsident sah sich mit diesen Fragen konfrontiert, nachdem die "Financial Times" berichtet hatte, Trump habe die Ukraine zu Angriffen tief im russischen Hinterland ermutigt. Bei einem Telefonat mit Selenskyj habe er gefragt, ob Kiew Russlands Hauptstadt Moskau oder die zweitgrösste Stadt des Landes, St. Petersburg, treffen könne, falls die USA Langstreckenwaffen lieferten, schrieb die Zeitung unter Berufung auf zwei mit dem Gespräch vertraute Personen.

Trump habe nur Frage gestellt und nicht zu Tötungen aufgerufen

Mehrere US-Medien zitierten daraufhin Trumps Sprecherin Karoline Leavitt übereinstimmend mit der Aussage, dass Trump lediglich eine Frage gestellt, jedoch nicht zu weiteren Tötungen aufgerufen habe. Darauf angesprochen, warum er Putin weitere 50 Tage gebe, um seinen Krieg gegen die Ukraine fortzuführen, antwortete Trump: "Ich denke nicht, dass 50 Tage sehr lang sind." Ausserdem könne auch früher etwas passieren.

Am Abend (Ortszeit) sagte der Republikaner vor Journalisten zudem mit Blick auf den Ukraine-Krieg, dass vor Ort keine amerikanischen Soldaten eingesetzt werden würden. Er habe seit seiner Ankündigung am Montag nicht mit Putin gesprochen, erklärte Trump auf Nachfrage.

Stromausfall in ukrainischer Grossstadt nach russischem Angriff

Russland setzte seine Angriffe auf die Ukraine auch in der Nacht fort. Im Gebiet Charkiw kamen dabei nach Angaben der Staatsanwaltschaft des Gebiets mindestens zwei Zivilisten ums Leben, zwei weitere wurden verletzt. Im Dorf Prykolotne im Landkreis Kupjansk sei ein Mann durch eine ferngesteuerte Drohne getötet worden. In der zugehörigen Kreisstadt kam demnach ein zweiter Mann infolge einer russischen Attacke ums Leben.

Ukraine-Krieg - Krywyj Rih
In der südostukrainischen Grossstadt Krywyj Rih kam es infolge russischer Angriffe zu massiven Stromausfällen. (Archivbild) © dpa / Uncredited/Ukrainian Emergency Service/dpa

Die Frontlinie verläuft nur wenige Kilometer von Kupjansk entfernt. Vor dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 lebten mehr als 26.000 Menschen in der Stadt. Auch in der Grossstadt Charkiw selbst gab es Drohnenangriffe. Mindestens drei Menschen seien verletzt worden, teilte der Militärgouverneur des Gebiets, Oleh Synjehubow, bei Telegram mit. Ziel der Angriffe war den Angaben nach ein ziviles Unternehmen in der Millionenstadt.

Der Militärverwaltungschef Olexander Wilkul teilte auf Telegram mit, in der Grossstadt Krywyj Rih sei es nach russischen Angriffen zu Stromausfällen gekommen. "Es gab etwa 20 Einschläge", schrieb er. Die Wasserversorgung werde auf Generatoren umgestellt. Er warnte vor nicht ausreichendem Wasserdruck in höheren Etagen. Der ukrainische Präsident Selenskyj stammt aus der Industriestadt, die vor dem russischen Einmarsch noch mehr als 600.000 Einwohner hatte.

Vitali Klitschko warnt in Kiew vor Angriffen

In Kiew warnte Bürgermeister Vitali Klitschko ebenfalls vor Angriffen. Die Luftabwehrkräfte seien im Einsatz, die Menschen sollten in Schutzräumen bleiben, schrieb er auf Telegram.

Wegen der Gefahr durch Drohnenattacken war im Grossteil des osteuropäischen Landes Luftalarm ausgelöst worden. Die Ukraine wehrt sich seit fast dreieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion. Das russische Militär greift dabei immer wieder Anlagen an, die für die Stromversorgung wichtig sind.

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Kellogg: "America First"-Modell für Ukraine erreichen

Derweil schrieb der US-Sondergesandte Keith Kellogg auf der Plattform nach einem Treffen mit dem ukrainischen Aussenminister Andrij Sybiha am Dienstag in Kiew, sie hätten besprochen, wie die USA und die Ukraine zusammenarbeiten könnten, um den Krieg unter Bedingungen zu beenden, die zu einem dauerhaften Frieden beitrügen. "Die Vereinigten Staaten unterstützen Frieden durch Stärke – und wir helfen der Ukraine dabei, ein "America First"-Modell für ihr eigenes Land zu erreichen."

Kellogg war am Montag zu einem mehrtägigen Besuch der Ukraine in Kiew eingetroffen. Er will sich dabei vor allem ein Bild von der aktuellen Lage machen.

Ukrainisches Parlament entlässt die Regierung

Heute soll das Parlament in Kiew über die Entlassung der Regierung von Denys Schmyhal entscheiden. Mit der Bildung der neuen Regierung hat Präsident Selenskyj Vizeministerpräsidentin Julia Swyrydowa beauftragt. Die Minister ihres neuen Kabinetts sollen am Donnerstag im Parlament bestätigt werden.

Wadephul erwartet Wirkung auf Putin

Deutschlands Bundesaussenminister Johann Wadephul (CDU) geht davon aus, dass die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle gegen Unterstützer Russlands in Kombination mit EU-Sanktionen den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht unbeeindruckt lassen. Die Botschaft an Putin sei klar, sagte Wadephul in Berlin: "Kommen Sie an den Verhandlungstisch."

Ministerpräsident Schmyhal hatte am Dienstag seinen Rücktritt eingereicht. Er soll Verteidigungsminister Rustem Umjerow ablösen, der wiederum als neuer Botschafter in den USA vorgesehen ist. Konkrete Gründe für die Regierungsumbildung wurden nicht genannt. (dpa/bearbeitet von nap)

Teaserbild: © dpa / Uncredited/Ukrainian Emergency Service via AP/dpa