Der US-Präsident möchte nun doch einen neuen Anlauf starten und mit dem russischen und ukrainischen Präsidenten über einen möglichen Frieden verhandeln. Doch ist dieser weitere Versuch wirklich erfolgversprechend, oder lediglich eine Show?

Eigentlich sollte Ende dieser Woche die Frist auslaufen, die US-Präsident Donald Trump Russland gesetzt hatte. Weil er keinen Fortschritt beim Friedensprozess mit der Ukraine erkennen konnte, hatte er erst vergangene Woche die Frist verkürzt und neue Sanktionen gegen Russland angekündigt, die demnächst in Kraft treten sollten.

Viele Beobachter sahen darin einen weiteren Beleg eines Richtungswechsels des US-Präsidenten in Richtung Konfrontation gegenüber Russland.

Doch am Mittwoch verkündete Trump dann überraschend, einen Friedensgipfel stattfinden lassen zu wollen, zwischen ihm, Russlands Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Der Kreml hat inzwischen bestätigt, dass Vorbereitungen für ein Treffen Putins mit Trump laufen. Schon kommende Woche könnte es stattfinden, so Putins aussenpolitischer Berater Juri Uschakow.

Bald Schluss mit Bomben auf ukrainische Städte?

Davon, dass wie von Trump ankündigt, auch Selenskyj mit am Tisch sitzen soll, will man in Moskau allerdings nichts wissen. "Was die Option eines Dreiertreffens betrifft, über die gestern aus irgendeinem Grund in Washington gesprochen wurde, so wurde diese Option lediglich vom amerikanischen Vertreter während des Treffens im Kreml erwähnt", sagte Uschakow.

Gemeint war mit dem Vertreter der US-Sondergesandte und enge Trump-Vertraute Steve Witkoff, der am Mittwoch drei Stunden mit dem russischen Präsidenten gesprochen hatte. "Wir schlagen vor, uns zunächst auf die Vorbereitung des bilateralen Treffens mit Trump zu konzentrieren, und halten es für wichtig, dass diese Zusammenkunft erfolgreich und fruchtbar ist", so Uschakow.

Doch wie "erfolgreich und fruchtbar" verspricht dieses Treffen wirklich zu werden? Könnte mehr dabei herauskommen als eine weitere Inszenierung Trumps als Friedensstifter?

Klemens Fischer, Professor für Internationale Beziehungen und Geopolitik an der Universität zu Köln, war selbst lange als Diplomat tätig und erklärt gegenüber unserer Redaktion: "Regierungschefs treffen sich im Regelfall nur dann, wenn am Ende auch ein Ergebnis steht."

Er geht davon aus, dass in den Gesprächen als Deal vereinbart werden könnte, dass Russland darauf verzichtet, ukrainische Städte zu bombardieren, um Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren. Die Offensive am Boden könnte aber trotzdem weiterlaufen.

"Trumps Ziel ist der Friedensnobelpreis. Dafür muss er sagen können, er hat die ukrainischen Städte geschützt", sagt Fischer über das mögliche Kalkül hinter diesem Plan. Das sei zumindest der erste Schritt für die Gespräche auf Chefebene und von dort könne dann weiter geschaut werden, wo man sich einig wird.

Europäer schauen nur zu – genau wie die Ukraine

Frappierend sei, dass kein europäischer Staats- oder Regierungschef dabei sein wird. "Die Europäer sind hier wieder nur Zaungäste", analysiert Fischer. Sie zählten damit ebenso zu den Verlierern wie Selenskyj, dem vorerst nichts anderes übrigbleibe, als abzuwarten, was über seinen Kopf hinweg verhandelt wird.

Die Frage bleibt dann, ob die Ukrainer das Ergebnis akzeptieren. "Die Europäer haben keinen Hebel, um hier etwas zu bewirken, am Ende könnte Donald Trump Druck auf Selenskyj ausüben, den Deal anzunehmen." Der US-Präsident habe kein Interesse an einer Verlängerung des Konflikts. Er wolle ein Ende um jeden Preis, damit er sich dann dem Machtkampf mit China im Indopazifik zuwenden könne.

Über den Gesprächspartner

  • Klemens Fischer ist Professor für Internationale Beziehungen und Geopolitik an der Universität zu Köln. Von 1993 bis 2022 war er Angehöriger der österreichischen EU-Botschaft in Brüssel, zuletzt im Rang eines Gesandten und Abteilungsleiters.

Erinnerungen an die Gipfel mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un

Nicht nur wann, auch wo sich Trump und Putin treffen wollen, ist noch unklar. Der US-Präsident wollte sich zu dieser Frage bei einer Pressekonferenz am Mittwoch nicht äussern. Sein russischer Amtskollege wird per Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gesucht, kann also in die meisten europäischen Länder nicht einreisen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Donald Trump mithilfe eines gross inszenierten Gipfels einen weltpolitischen Konflikt lösen will. 2018 und 2019 hatte der US-Präsident bei drei Gipfeln mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un verhandelt.

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Die Ergebnisse dieser Treffen waren gelinde gesagt ernüchternd. Ausser einem Lippenbekenntnis zur nuklearen Abrüstung konnte der US-Präsident dem nordkoreanischen Diktator keinerlei Zugeständnisse abringen.

Verwendete Quellen