Die University of California, Los Angeles (UCLA), steht unter massivem Druck – und im Zentrum eines beispiellosen Machtkampfs. US-Präsident Donald Trump fordert eine Strafzahlung in Milliardenhöhe und koppelt die Freigabe eingestellter Forschungsgelder an eine radikale Neuausrichtung der Universität. Was mit einem Antisemitismus-Vorwurf begann, droht zu einem Eingriff in die akademische Freiheit zu werden.
Ein milliardenschwerer Machtkampf tobt derzeit zwischen der renommierten University of California, Los Angeles (UCLA), und
Laut eines 28-seitigen Schreibens des Justizministeriums fordert die Trump-Regierung nämlich nicht nur die horrende Strafzahlung. Sie verknüpft auch die Freigabe eingefrorener Fördergelder in Höhe von rund 584 Millionen Dollar mit der Umsetzung bestimmter politischer Reformen – ein bislang beispielloser Vorgang in der US-Hochschulgeschichte. Die Forderungen reichen von der Abschaffung von Diversity-Programmen über ein Verbot der Anerkennung von Transidentitäten bis hin zur Forderung, ausländische Studierende mit "anti-westlichen" Ansichten vom Studium auszuschliessen.
Auch Sportstipendien, die Lehrstellenvergabe und Zulassungsverfahren sollen künftig "ideologiefrei" – sprich: ohne Berücksichtigung von Herkunft oder Identität – gestaltet werden. Mit diesen Forderungen verfolgt die Trump-Regierung erklärtermassen das Ziel, linke Ideologien aus öffentlichen Universitäten zu verbannen und nutzt dafür die finanzielle Abhängigkeit der Hochschulen vom Bund als Hebel.
Experte warnt vor Trumps Attacke: "Dann ist keine Universität mehr sicher"
Für viele Beobachter ist klar: Hier geht es nicht nur um Antisemitismus. "Trumps Plan ist vielschichtiger", sagt Steven Holtz, Professor für Politikwissenschaft an der University of San Francisco, im Gespräch mit unserer Redaktion. "Die Vorwürfe dienen als Vorwand, um politische Kontrolle über eine der progressivsten und forschungsstärksten Bildungseinrichtungen der USA zu gewinnen. Wenn das Modell Schule macht, ist keine Universität mehr sicher."
Bereits seit Juli hat die Trump-Administration hunderte Forschungszuschüsse für die UCLA gestoppt, wie "laist.com" berichtet – unter anderem von der National Science Foundation (NSF) und den National Institutes of Health (NIH). Projekte in Bereichen wie Krebsforschung, Klimawandel und künstliche Intelligenz liegen auf Eis oder wurden ganz eingestellt.
UCLA-Kanzler Julio Frenk betont in einer öffentlichen Stellungnahme: "Dies ist ein kritischer Moment für unsere Gemeinschaft. An der UCLA bedroht die Aussetzung der staatlichen Forschungsförderung unsere Fähigkeit, lebensrettende und lebensverändernde Forschung zu betreiben. Die Folgen reichen weit über unseren Campus hinaus. Sie stellen eine direkte Bedrohung für den wissenschaftlichen Fortschritt und die Innovation dar, die nicht nur Kalifornien, sondern Menschen weltweit zugutekommt."
Auch Präsident James B. Milliken sieht die aktuellen Massnahmen der US-Regierung – insbesondere die eingefrorenen Forschungsgelder und die milliardenschwere Forderung an die UCLA – als existenzielle Gefahr für das gesamte Universitätssystem: "Dies ist eine der gravierendsten Bedrohungen, denen sich die University of California in ihrer 157-jährigen Geschichte gegenübersieht."
Widerstand gegen Trump formiert sich – auch juristisch
Trotz aller Kritik hat die UCLA laut "LA Times" bereits erste neue Regeln eingeführt, die in Teilen mit den Forderungen der Trump-Regierung übereinstimmen. So wurden unangemeldete Demonstrationen auf zentralen Plätzen des Campus-Geländes verboten, wo zuletzt noch pro-palästinensische Proteste stattfanden. Die Universität betont, dass diese Regeln bereits vor dem Konflikt mit der Bundesregierung in Planung gewesen seien – Kritiker sehen darin jedoch vorauseilenden Gehorsam.
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Für Steven Holtz ist klar: "Wenn der Zugang zu Forschungsgeldern an politische Bedingungen geknüpft wird, ist die Freiheit von Lehre und Forschung in Gefahr. Dann steht die akademische Freiheit im ganzen Land zur Disposition." Kein Wunder, dass hinter den Kulissen bereits ein rechtlicher und politischer Kampf tobt. Mitte September reichte ein Bündnis aus Wissenschaftlern, Gewerkschaften und Studierenden Klage gegen das Trump-Lager ein. Der Vorwurf: "wirtschaftliche Erpressung" und ein Angriff auf die Verfassung.
Auch Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom bezog "laist.com" klar Stellung: "Wir lassen uns nicht mit einer Milliardenforderung erpressen. Das ist kein Rechtsstaat – das ist politische Willkür." Der Kampf um die akademische Freiheit ist noch lange nicht vorbei. Doch die UCLA wird einen langen Atem brauchen, um sich Trumps Attacken dauerhaft zu widersetzen.
Verwendete Quellen
- Gespräch mit Steven Holtz, Professor für Politikwissenschaft an der University of San Francisco
- laist.com: UCLA versus the Trump administration: What’s happening with the school's grant funding?
- newsroom.ucla.edu: Chancellor Julio Frenk: Sharing an update on federal research funding
- latimes.com: UCLA enacts new campus protest rules, several that mirror Trump’s demands
- laist.com: UCLA versus the feds