Die USA haben in der vergangenen Nacht Atomanlagen im Iran angegriffen. Nun gibt es offizielle Details zu den dabei genutzten Waffen.
"Einsatz Mitternachtshammer" mit Tarnkappenbombern
Es sei zudem der längste Einsatz der Tarnkappenbomber seit 2001 gewesen. Diese Flugzeuge sind als einzige in der Lage, die 13,6 Tonnen schweren bunkerbrechende Bomben abzuwerfen. Nach Angaben des Generalstabschefs war es der grösste Angriff mithilfe dieser Tarnkappenbomber in der Geschichte des Landes. Die USA bezeichnen die Angriffe als "Einsatz Mitternachtshammer".
US-Medien hatten zuvor übereinstimmend berichtet, dass sechs Tarnkappenbomber insgesamt ein Dutzend der grössten bunkerbrechenden Bombe auf die wichtige unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo abwarfen. Laut den Berichten wurden zwei bunkerbrechende Bomben von einem Tarnkappenbomber des Typs B-2 auf Natans abgeworfen. Zudem sei Natans von U-Booten aus mit Marschflugkörpern angegriffen worden.
Das dritte US-Angriffsziel in der Stadt Isfahan wurde demnach nur mit Marschflugkörpern angegriffen.
Bunkerbrechende Bomben zerstörten unterirdische Atomanlage in Fordo
Nur das US-Militär verfügt über die Tarnkappenbomber des Typs B-2, die die bunkerbrechende Bomben des Typs GBU-57 abwerfen können - wie nun geschehen. Experten zufolge besteht nur mit dieser Waffe eine Chance, die unterirdische Atomanlage in Fordo zu zerstören. Die GBU-57-Bombe wurde speziell für tief unter Erde, Fels oder Beton liegende Ziele entwickelt.
Die US-Luftwaffe verfügt laut Medienberichten über rund 20 der milliardenteuren Tarnkappenbomber. Auch die GBU-57 gibt es Berichten zufolge nur in geringer Stückzahl. 20 Stück davon hatte die Luftwaffe nach Angaben von 2015 bestellt.
Ausmass der Schäden aktuell unklar
Laut

Die iranische Führung bestätigte einen Angriff auf die Atomanlagen des Landes und drohte mit Konsequenzen. Die staatliche Nachrichtenagentur des Landes Irna berichtete allerdings nur, dass ein Teil des Bereichs um die Atomanlage Fordo beschädigt worden sei. Wie gross das Ausmass der Schäden an den angegriffenen Anlagen im Iran tatsächlich ist, ist aktuell noch unklar.
Komplexer Angriff auf drei Ziele: Hunderte Soldaten und mehr als 100 Flugzeuge
An dem komplexen Angriff auf drei Ziele des iranischen Atomprogramms waren nach Angaben des US-Militärs insgesamt 125 Flugzeuge, ein U-Boot sowie Hunderte Soldaten beteiligt. Auch gezielte Täuschungen setzte das US-Militär nach eigenen Angaben ein. So schildert Generalstabschef Dan Caine die Details zu dem "Mitternachtshammer" genannten Einsatz:
- Eine Flotte Tarnkappenbomber hob gegen Mitternacht (Ortszeit) am Freitag in den USA ab. Um das "Element der Überraschung" zu behalten, flogen einige der B-2-Bomber als "Täuschungsmanöver" nach Westen in den Pazifik-Raum. Darüber hatten US-Medien auch berichtet.
- "Die Hauptangriffsflotte, bestehend aus sieben B-2-Bombern, jeweils mit zwei Besatzungsmitgliedern, flog heimlich nach Osten, mit nur minimaler Funkkommunikation während des 18 Stunden langen Flugs ins Zielgebiet", schilderte Caine.
- Die milliardenteuren Tarnkappenbomber wurden angesichts der grossen zurückzulegenden Distanz mehrfach in der Luft betankt.
- Der Einsatz habe einen "monatelangen" Vorlauf gehabt, um bereit zu sein, wenn US-Präsident Donald Trump den Befehl geben sollte. Nur eine "extrem geringe Zahl an Planern und Anführern" in Washington und am Sitz des zuständigen US-Regionalkommandos in Tampa im Bundesstaat Florida habe von den Plänen gewusst.
- Die B-2-Bomber schlossen sich dann vor dem Einflug ins Zielgebiet mit Eskort- und Unterstützungsflugzeugen zusammen. Caine sprach von einem komplexen und streng getakteten Einsatz in "einem kleinen Stück Luftraum, alles mit minimaler Kommunikation".
- Zunächst griff ein U-Boot der Marine Ziele in der Stadt Isfahan mit mehr als zwei Dutzend Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk an, kurz bevor die B-2-Bomber ihre Ziele anflogen.
- Auch beim Anflug auf das Zielgebiet seien mit Hilfe von Kampfflugzeugen mehrere "Täuschungstaktiken" eingesetzt worden, um mögliche feindliche Flugzeuge und Boden-Luft-Raketen zu verwirren. US-Jets hätten dabei auch auf mögliche iranische Boden-Luft-Bedrohungen gefeuert. Nach aktuellem Kenntnisstand habe es beim Anflug auf die Atomanlagen in Fordo und Natans keinerlei Feuer auf die US-Bomber gegeben.
- "Es scheint so, als hätten Irans Boden-Luft-Raketensystem uns während des ganzen Einsatzes nicht gesehen", schilderte Caine.
- Um 18:40 Uhr Ortszeit Washington (00:40 MESZ) warf der erste B-2-Bomber zwei der massiven bunkerbrechenden Bomben vom Typ GBU-57 auf die unterirdische Atomanlage in Fordo ab. Mehrere weitere Abwürfe folgten.
- Es war der erste Kampfeinsatz der fast 14 Tonnen schweren Bombe in der US-Geschichte. Sie wurde gebaut, um sehr tiefliegende Ziele effektiv anzugreifen. Insgesamt wurden Caine zufolge auf die beiden Ziele insgesamt 14 der Bomben abgeworfen.
- Rund 25 Minuten nach Beginn des Bombardements machten sich die US-Kampfflugzeuge auf den Rückweg, um den iranischen Luftraum wieder zu verlassen.
- Es gebe noch keine finale Bilanz, aber die ersten Erkenntnisse liessen darauf schliessen, dass es bei allen drei Zielen "extrem schwere Schäden und Zerstörung" gebe, sagte Caine.
- Es sei der grösste Einsatz der B-2-Tarnkappenbomber in der US-Geschichte gewesen, und der zweitlängste je geflogene Einsatz. Die Bomber sind normalerweise im US-Bundesstaat Missouri stationiert.
- Insgesamt seien 125 Flugzeuge an dem Einsatz beteiligt gewesen, darunter Dutzende Kampfjets der vierten und fünften Generation sowie Dutzende Tankflugzeuge, um die Jets und Bomber in der Luft zu betanken.
(dpa/bearbeitet von sbi und tas)