Wenn am 26. Mai Florian Thunemann als Dragan Petrovic auf dem "Alles was zählt"-Kiez auftaucht, wird sich einiges ändern in der RTL-Daily-Soap. Denn auch wenn Dragan "kein typischer Bösewicht" ist, bringt die neue Hauptrolle eine bewegte Vergangenheit mit. Im Interview verrät Dragan-Darsteller Florian Thunemann, worauf die Zuschauerinnen und Zuschauer sich freuen dürfen.
Seine neue Rolle als "Schlitzohr mit Herz" zu beschreiben, wäre laut Florian Thunemann untertrieben. Für den 44-Jährigen ist es "eine echte Traumrolle", wie er erzählt. Dabei lief Thunemanns erster Drehtag am AWZ-Set alles andere als geplant.
Im Interview mit unserer Redaktion spricht der Schauspieler zudem über seine Liebe zur Musik und verrät, ob in ihm möglicherweise auch ein guter TV-Ermittler stecken würde.
Herr Thunemann, als Dragan Petrovic bringen Sie frischen Wind, aber auch eine geheimnisvolle Vergangenheit auf den AWZ-Kiez. Wer ist Dragan?
Florian Thunemann: Dragan Petrovic ist ein Lebemann mit einer sehr bewegten Vergangenheit. Er ist kein Schwerkrimineller. Dennoch wusste er immer Geld auf nicht ganz legalen Wegen zu verdienen (lacht). Insofern ist Dragan niemand, der einen klassischen 9-to-5-Job bis zur Rente aushalten würde.
Dragan scheint etwas Zwielichtiges, aber auch etwas Charmantes an sich zu haben …
So ist es. Schlussendlich müssen das natürlich die Zuschauerinnen und Zuschauer beurteilen, aber ich glaube, dass Dragan jemand ist, dem man seine Fehltritte schnell verzeiht. Manchmal erinnert er mich an einen Welpen, der unfreiwillig in schwierige Situationen gerät. Demnach gibt es entsprechend viele Probleme in seinem Leben, die es zu lösen gibt.
Thunemanns erster AWZ-Drehtag lief nicht nach Plan
Er ist also nicht der typische AWZ-Bösewicht, der den intriganten Steinkamps Konkurrenz machen könnte?
Auf gar keinen Fall. Dragan ist kein typischer Bösewicht. Ihn als Schlitzohr mit Herz zu betiteln, wäre zwar untertrieben, aber er ist definitiv kein böswilliger Mensch.
Ihr erster Drehtag bei "Alles was zählt" lief ja etwas anders als geplant …
Das stimmt. Mein erster Drehtag sollte eigentlich mit einem Coaching am Vormittag beginnen, in dem Dragans Figur in aller Tiefe besprochen und erklärt werden sollte. An besagtem Morgen klingelte gegen halb acht mein Telefon und mir wurde mitgeteilt, dass sich der Drehplan aufgrund eines Krankheitsfalls geändert hätte und mein Dreh um halb neun beginnen würde. Und so sass ich wenige Augenblicke später auf meinem Fahrrad, bin zum Set gefahren und stand eine Stunde nach dem Anruf vor der Kamera. Das Coaching und eine ausgiebige Vorbereitung in der Maske fielen aus (lacht).
Sind Sie grundsätzlich ein Typ, der den Sprung ins kalte Wasser nicht scheut?
Ja, bin ich. Mein Beruf erfordert sehr viel Flexibilität und Spontaneität, das mag ich sehr. Man könnte natürlich meinen, dass unter solchen Situationen schlussendlich die Qualität leidet. Andererseits läuft man beim Wurf ins kalte Wasser keine Gefahr, sich zu viele Gedanken über mögliche Szenarien zu machen. Dafür fehlt schlichtweg die Zeit.
Diese Rolle würde Florian Thunemann reizen
Wie ist es, für eine Daily wie "Alles was zählt" vor der Kamera zu stehen?
Ich hatte grossen Respekt vor den Dreharbeiten, denn wir sprechen hier von wahnsinnig viel Text, den man sich merken muss. Ich bin nicht der schnellste Lerner, es gibt definitiv Kolleginnen und Kollegen, denen das Textlernen leichter fällt als mir. Es hat sich aber relativ schnell gezeigt, dass meine Sorge unberechtigt war: Wir erhalten die Bücher mit ausreichend Vorlauf, sodass wir Schauspieler und Schauspielerinnen uns entsprechend intensiv auf die Handlungen und Szenen der jeweiligen Figuren vorbereiten können.
Dazu kommt das grossartige AWZ-Team, das extrem stark aufeinander eingespielt ist. Insofern herrscht am Set eine angenehme Routine und Ruhe, sodass nie ein Gefühl von Stress aufkommt. Meine Panik, das Pensum nicht zu schaffen, konnte mir demnach schon am ersten Drehtag genommen werden, was mich sehr dankbar macht.
In der Vergangenheit waren Sie in Krimi-Formaten wie "SOKO Leipzig", "Morden im Norden" oder "Der Zürich-Krimi" zu sehen. Steckt in Ihnen möglicherweise ein guter TV-Kommissar?
Absolut (lacht). Witzigerweise wurde ich für "SOKO Leipzig" damals für die Rolle des Kommissars gecastet, ehe ich dann aber doch eine andere Rolle bekommen habe. Insofern hätte ich auf jeden Fall riesige Lust, einmal einen Ermittler zu spielen.
Wer weiss, vielleicht ergibt sich diesbezüglich ja mal etwas – immerhin werden in Deutschland wirklich viele Krimi-Formate produziert. Bei einem Kommissar sprechen wir immer von einem typischen Protagonisten. Da ich ja auch viel Theater spiele, liebe ich es aber auch, der Antagonist zu sein.
Wie sähe also eine Rolle aus, die Sie sich auf den Leib schneidern dürften?
Helden sind natürlich immer cool, aber mich würde eher ein verzweifelter Held reizen. Interessanterweise führt mich diese Überlegung wieder zu meiner Rolle des Dragan bei "Alles was zählt". Ich habe Dragan inzwischen wirklich lieb gewonnen, denn in ihm steckt sowohl ein Held als auch ein Anti-Held. Auf eine gewisse Weise ist er ein kommissarartiger Held, der immer wieder in schwierige Situationen gerät. Dieser Facettenreichtum macht seine Figur aus schauspielerischer Perspektive zu einer echten Traumrolle.
"Ich bin bekennend gitarrensüchtig."
Sie sind auch als Musiker aktiv und haben mit Schauspielerin
Bei dem Programm werden verschiedene Texte, Gedichte und Lieder, in denen es um Frauen, Liebe, Leben und Romantik geht, vorgetragen. Es geht darum, wie Frauen das Leben und die Liebe leben und ist eine wirklich aussergewöhnliche Veranstaltungsreihe.
Wie kam es zu diesem Projekt?
ChrisTine Urspruch stammt aus Wangen, wo ich vor einigen Jahren Sommertheater im Allgäu gespielt habe. Wir waren uns in der Vergangenheit schon mal im Rahmen von Theaterarbeiten begegnet und haben uns damals wieder getroffen. Gemeinsam mit Elisabeth Ebner plante ChrisTine eine Lesung, für die sich die beiden musikalische Begleitung wünschten. So kamen wir ins Gespräch und es ergab sich, dass ich als Hausfreund an der Gitarre einstieg.
"Frauen.Liebe.Leben" ist nicht das einzige Musikprojekt, dem Sie sich widmen …
Richtig, mein zweites musikalisches Herzensprojekt ist "kleineReise", das ich zusammen mit Schauspielerin Katharina Uhland ins Leben gerufen habe. Dabei handelt es sich um ein Singer-Songwriter-Programm, mit dem wir, sofern es die Zeit zulässt, auftreten und das mir sehr am Herzen liegt. Allgemein liegt mir Musik extrem am Herzen und ich bin bekennend gitarrensüchtig.
Wie sieht Ihr Leben aus, wenn Sie nicht vor der Kamera stehen?
Ich beschäftige mich viel mit Gitarren: Ich mache viel Musik und übe sehr viel. Ich habe vor einiger Zeit sogar in Berlin eine Ausbildung zum Gitarrenbauer begonnen. Dafür habe ich mir in meiner Wohnung sogar eine eigene Werkstatt mit vielen wertvollen Werkzeugen eingerichtet. Für meine Rolle bei AWZ musste ich die Ausbildung unterbrechen, aber ich werde sie definitiv abschliessen, um mir eines Tages eine eigene Gitarre bauen zu können.
Über den Gesprächspartner
- Florian Thunemann ist ein deutscher Schauspieler. Von 2011 bis 2014 war er regelmässig in einer durchgehenden Rolle in der Krimireihe "SOKO Leipzig" zu sehen. 2012 übernahm er in der ZDF-Telenovela "Wege zum Glück – Spuren im Sand" eine der männlichen Hauptrollen. Darüber hinaus war Thunemann in TV-Produktionen wie dem "Zürich-Krimi" oder "Morden im Norden" zu sehen. Zudem ist der Schauspieler als Musiker aktiv.