Der Rostocker "Polizeiruf: Böse geboren" legte bewusst falsche Fährten – erst nach mehreren Verdächtigen konnten die Kommissarinnen König und Böwe ermitteln, wer die Tierrechtsaktivistin Sarah erschossen hat. So hat unseren Leserinnen und Lesern der Krimi gefallen.
Wenn im "Tatort" oder "Polizeiruf" früh feststeht, wer der Täter ist – und der Film eher die Hintergründe der Tat erzählt –, kommt das bei unseren Leserinnen und Lesern in der Regel nicht gut an. Der "Polizeiruf 110: Böse geboren" ging den entgegengesetzten Weg: In der Frage, wer die Tierrechtsaktivistin Sarah in einem Wald bei Rostock erschossen hatte, lief lange alles auf Milan (Eloi Christ) zu, der als sonderbarer Einzelgänger gezeichnet wurde.
Erst zum Schluss – und nach mehreren falschen Fährten – ermittelten die Kommissarinnen Katrin König (
"Selbst gute Schauspieler können ein schlechtes Drehbuch nicht retten"
- "Die hätten den 'Polizeiruf' besser enden lassen, als ein Hauptdarsteller ausgestiegen ist. Seitdem gefällt er mir nicht mehr. Gestern war wieder das beste Beispiel: Es ging um Familie und das Mit- oder Gegeneinander bei den Kriminalbeamten. Sicher liegt es auch am Drehbuch. Denn selbst gute Schauspieler können ein schlechtes Drehbuch nicht retten. Wir haben mal wieder umgeschaltet." (Gilla, 61, Baden-Württemberg)
- "Es ist unverantwortlich von der ARD, bereits um 20:15 Uhr massive Gewaltdarstellungen in die Wohnzimmer zu übertragen. Explizite Kopfschüsse auf junge Frauen – widerlich. Kein Wunder, wenn schon Grundschüler gewalttätig werden, sie werden durch das Fernsehen an Gewalt gewöhnt. Das muss grundlegend geändert werden." (Dietmar)
- "Ein misslungener Griff in den Klischeekatalog, so könnte man diesen 'Polizeiruf 110' zusammenfassen. Psychologisch aus dem Rahmen fallende junge Menschen, ein vorzeitig pseudodramatisch präsentierter Tatverdächtiger, Ehebruch, (nicht erfolgte) Vergangenheitsbewältigung und sinnfreies Rumgezicke der Kommissarinnen untereinander ebenso wie gegenüber den Kollegen. Fehlte eigentlich nur noch der Teufel Alkohol, der im DDR-'Polizeiruf 110' so oft die Wurzel des Übels war. Tut mir leid, das überzeugt mich nicht – und wenn Bukows Schwester letztendlich nichts anderes bleibt als ein weibliches Abziehbild ihres Bruders, kann man sich den 'Polizeiruf 110' aus Rostock in Zukunft sparen." (Jens, 60 Jahre)
- "Es macht seit dem Abgang von
Charly Hübner keinen Spass mehr, diesen 'Polizeiruf' zu schauen. Die Grundanlage ist propagandistisch geworden: zwei Ermittlerinnen, Frauenthemen, immer in, mit Verlaub, dümmster Holzhammerdramaturgie und Verbalität gegen Männer. Das geht so weit, dass abgeschmackte Worthülsen und Kampfbegriffe aus dem lifestylelinken Milieu in den Vordergrund gerückt werden. Es wäre schön, wenn die ARD mal wieder zu den Basics eines Krimis zurückkehrte. Ich freue mich jetzt schon auf die drei Monate ohne 'Tatort' und 'Polizeiruf'!" (Otto, 45, Kiel) - "Für mich wird der sonntägliche Sendeplatz von 'Tatort' und 'Polizeiruf' immer mehr zu einem Ort für Experimente von Filmemachern, die dort ihre 'Werke' präsentieren. Wenn man die Protagonisten betrachtet, gelangt man recht schnell zu der Annahme, dass schlechte Laune, Herumgepöbel, psychische Probleme und Humorlosigkeit die wichtigsten darstellerischen Leistungen sind. 'Tatorte' oder 'Polizeirufe', die den Zuschauer noch im Nachhinein beschäftigen, weil sie fesselnd und vor allem authentisch waren, sind leider zur Seltenheit geworden. So auch 'Böse geboren'." (Anonym)
"Will man das am Sonntagabend sehen?"
- "Es war ein sehr gut gespielter 'Polizeiruf', spannend, undurchsichtig und doch klar: Denn es sind nicht die, die als böse gelten, sondern die, die es unbedingt sein wollen, die Freundlichen von nebenan. Die Story hat sich selbst getragen – und Hut ab vor der Leistung der beiden Söhne, das war richtig, richtig klasse. Ansonsten: Durchschnitt. Das Team König/Böwe überzeugt mich wieder nicht. Die ständige miese Laune und das ständige Angekeife nerven einfach nur, und dann kann man auch im Verhör nicht mehr normal sprechen und schreit nur noch rum. Aber das ganze Team im Revier ist ja dauergenervt." (Mina, 62 Jahre)
- "Man kann allgemein feststellen, dass 'Tatorte' und 'Polizeirufe' immer weniger spannende Krimis sind und zu düsteren Familiendramen mutieren. Und am Ende hat man sogar noch Mitleid mit dem Täter, weil der psychisch gestört ist oder eine schlimme Kindheit hatte. Spannende Polizeiarbeit fällt den breit angelegten Problemen der Darsteller zum Opfer. Eindeutig Thema verfehlt: Es müsste Drama drüberstehen und nicht Krimi! Schauspielerische Leistung war sehr gut, Drehbuch und Umsetzung überengagiert gesellschaftskritisch. Will man am Sonntagabend ein dunkles Psychodrama sehen? Ich nicht!" (Anonym)
"Zwar düster, aber stimmig"
- "Auch diesen Sonntag muss ich einmal mehr feststellen, dass der 'Polizeiruf 110' der bessere 'Tatort' ist: Wie auch bei den vorherigen 'Polizeirufen' haben wir hier eine sehr tiefgehende, ergreifende und mitunter schockierende Story als Grundlage, die trotz der Tiefe nicht mit Effekthascherei oder durch übertriebene Gewaltexzesse punkten will. Ein weiterer Unterschied zum 'Tatort' ist mir aufgefallen: Während im 'Tatort' die Privatgeschichten und Streitereien immer irgendwo zwischen nervend, albern oder komplett unrealistisch anzusiedeln sind, sind sie zwar auch in diesem 'Polizeiruf 110' starker Tobak, aber wesentlich glaubwürdiger als das, was dem Zuseher zuletzt mehr und mehr zugemutet wurde. Ich vergebe 9,5 von 10 Punkten." (Sascha, 53)
- "Der gesamte Film war zwar düster, aber stimmig. Dazu die total überzeugende Darstellung der Schauspielerinnen und Schauspieler." (Anonym)
- "Wegen der Starbesetzung habe ich den 'Polizeiruf 110' angeschaut: drei super Schauspielerinnen. Auch ich wurde auf die falsche Fährte gelockt: Milan, als unsympathischer Mensch, von Eloi Christ erschreckend fies gespielt, ist in Wahrheit der verletzte und einsame Sohn … Keiner wird als Bösewicht geboren: Es sind die Umstände, die die Weichen stellen. Gute Unterhaltung, wenn auch sehr gruselig." (Anonym)
- "Die Handlung war sehr ergreifend gedreht, auch wir hatten zuerst Milan in Verdacht. Die Schauspieler waren hervorragend ausgewählt. Könnte man Sternchen vergeben, von unserer Familie: zehn!" (Anonym)