Ein katastrophaler Busunfall auf der Autobahn wird zum Ausgangspunkt einer aussergewöhnlichen Dramaserie. "Hundertdreizehn" erzählt in sechs Folgen, wie ein einziges tragisches Ereignis das Leben von über 113 Menschen für immer verändert. Mit Anna Schudt, Robert Stadlober und mehr.
Ein schwerer Verkehrsunfall auf der Autobahn - und plötzlich steht die Welt still. Was bedeutet so eine Katastrophe für all jene, die direkt oder indirekt davon betroffen sind? Die neue ARD-Miniserie "Hundertdreizehn" nimmt sich dieser beklemmenden Frage an und entwickelt daraus ein aussergewöhnliches Fernsehereignis.
Der Titel der sechsteiligen Serie bezieht sich auf eine Untersuchung des Bundesverkehrsministeriums. Demnach sind durchschnittlich 113 Menschen direkt oder indirekt betroffen, wenn ein einziger Mensch tödlich verunglückt. Familienangehörige, Freunde, Einsatzkräfte, Augenzeugen - sie alle tragen die Last dieses einen Moments. Aus dieser nüchternen Statistik macht Drehbuchautor Arndt Stüwe eine Schicksalszahl und entwirft ein komplexes Geflecht menschlicher Dramen.
Hochkarätige Besetzung für intensive Einzelschicksale
Die Serie versammelt ein beeindruckendes Ensemble vor der Kamera.
Patricia Aulitzky spielt Caro Novak, die zweite Frau des Busfahrers. Ihre Figur muss sich der Frage stellen, was sie hätte verhindern können. Gemeinsam mit den Töchtern Ela und Salma, dargestellt von Eva Marlen Hirschburger und Allegra Tinnefeld, bildet das Quartett den emotionalen Kern der Serie.
Ermittler auf der Suche nach der Wahrheit
Als Ermittler Anne Goldmundt und Jan Auschra sind Lia von Blarer und
Die weiteren Episodenhauptrollen übernehmen Armin Rohde als ein an Alzheimer erkrankter Spediteur, Max von der Groeben als traumatisierter Feuerwehrmann, Friederike Becht als Architektin mit Schuldgefühlen und Antonia Moretti als Frau mit Gedächtnisverlust. Jede Folge konzentriert sich auf ein anderes Schicksal, wobei die Ermittlungen und die Busfahrer-Familien als verbindende Elemente dienen.
Innovative Dramaturgie
"Als ich vor etwa acht Jahren in einem kleinen Zeitungsartikel auf diese Zahl stiess, war ich bewegt und fasziniert gleichermassen", erzählt Drehbuchautor Arndt Stüwe über die Entstehung der Serie. Er entwickelte ein neues, radiales Erzählmodell, bei dem der Unfall als Mittelpunkt eines Kreises fungiert, an dem sich die Stränge der Folgen kreuzen, beginnen oder enden.
Regisseur Rick Ostermann, der alle sechs Episoden inszenierte, arbeitete eng mit Kameramann Ralph Kaechele zusammen, um einen einheitlichen visuellen Stil zu entwickeln. "Der Unfallort war für mich immer ein eigener Charakter und der Dreh- und Angelpunkt", beschreibt Ostermann seine Herangehensweise. Jede Figur sollte den Unfallort auf ihre eigene Weise sehen, spüren und erfahren.
Monumentale Produktion mit logistischen Herausforderungen
Die Produktion von Windlight Pictures und Satel Film in Koproduktion mit WDR, ORF und ARD Degeto Film stand vor aussergewöhnlichen Herausforderungen. Mit über 60 Sprechrollen und in jeder Folge mehreren neuen Hauptrollen gestaltete sich das Casting komplex. "Dank unseres grossartigen Casters Siegfried Wagner ist uns das aber hervorragend gelungen", betont Producer Moritz Polter.
Besonders schwierig erwies sich die Suche nach der perfekten Location für den Unfallort. Die Anforderungen waren hoch: eine innerstädtische, mehrspurige Hochstrasse, die mindestens eine Woche nachts komplett gesperrt werden konnte. Nach europaweiter Suche fand das Team mit der Schlangenbader Strasse in Berlin den idealen Drehort. Die Dreharbeiten fanden von Ende Juni bis Mitte Oktober 2024 in Wien, Nordrhein-Westfalen und Berlin statt.
Schuld und Verantwortung als zentrale Themen
Im Zentrum der Serie steht die Frage nach Schuld und Verantwortung. "Die Schuld hält uns ab, Verantwortung zu übernehmen", lautet ein zentraler Satz der Serie. Jede Hauptfigur muss sich dieser Problematik auf individuelle Weise stellen. Der Unfall dient dabei als äusserer Auslöser, der einen inneren Prozess in Gang setzt und die Figuren zur Selbstauseinandersetzung, Selbstüberwindung und Selbstbefreiung zwingt.
"Mir war es ein besonderes Anliegen, in dieser Serie die grossen Themen wie Liebe, Tod, Abschied, Schuld, Sühne und Vergebung zu thematisieren", erklärt Stüwe. Dabei sollte keine düstere Resignation entstehen, sondern auch gezeigt werden, dass so ein Schicksalsmoment Aufbruch und Hoffnung bringen kann.
Die federführende Redakteurin Elke Kimmlinger vom WDR zeigt sich fasziniert von der besonderen Dramaturgie: "Dabei ist eine sehr emotionale, berührende, im besten Sinne humanistische Erzählung über die Frage nach Schuld, Verantwortung und Vergebung geglückt."
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"Hundertdreizehn" ist in der Mediathek zu sehen. Die ersten drei Folgen werden am Dienstag, 14. Oktober, ab 20:15 Uhr im Ersten gezeigt, die Folgen vier bis sechs am Mittwoch, 15. Oktober, ebenfalls ab 20:15 Uhr. (ili/spot) © spot on news