Tom Hardy muss in der neuen Serie "MobLand" als rechte Hand von Gangsterboss Pierce Brosnan alles ausbaden, was dessen verrückter Clan verbrochen hat. Und gerät dabei selbst zunehmend unter Druck.
Harry (
Zwei rivalisierende Gangster-Syndikate sitzen sich gegenüber und streiten lauthals. Harry geht kurz raus zu seinem Chef, der nebenan in einem Restaurant beim Abendessen sitzt. Als er zurückkehrt, wird das Problem brutal gelöst. Der Mann, für den er arbeitet, schaut sich das Ergebnis an und legt noch einmal selbst Hand an – beziehungsweise zeigt, was ein Mafia-Boss nur mit seiner Schuhsohle anrichten kann.
Dieser Chef ist Conrad Harrigan, Oberhaupt einer irischen Mafia-Familie, gespielt vom ehemaligen James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan, der sich hier weit von seinem Image als britischer Gentleman entfernt. Im Original spricht er mit einem breiten Akzent, ist ein knurriger alter Mann, der sich herzhaft in den Schritt greift. Oder wie heisst es so schön in "MobLand": Wir sind erst irische Gangster und dann britische Gentlemen.
Guy Ritchie führt Regie
Ursprünglich als Prequel der Serie "Ray Donovan" konzipiert, entwickelte sich "Mobland" im Schreibprozess zu einer eigenständigen Produktion mit eigenem Ton und Personal. Executive Producer ist unter anderem
Für den Briten ein Heimspiel, startete er doch mit Gangsterfilmen wie "Bube, Dame, König, Gras" und "Snatch" seine Karriere. Auch heute ist er immer wieder in diesem Genre unterwegs. Für Netflix adaptierte er vergangenes Jahr seinen Kinofilm "The Gentlemen" als Serie.
Bis auf das ähnliche Thema haben die beiden Produktionen aber nur wenig miteinander zu tun. Die grotesken Comedy-Gangster aus Ritchies Filmen finden sich hier nicht. Alles wirkt düsterer, grimmiger, sehr viel härter und realistischer, als man es sonst von dem Regisseur gewohnt ist.
Tom Hardy als Harry hetzt von einer Krise zur nächsten, immer treu der Harrigan-Familie ergeben, ohne selbst so genau zu wissen, warum eigentlich. Je nach Situation beschwichtigt er oder prügelt die Delinquenten quer durch den Raum.
Wirklich brenzlig wird es, als der Enkel von Mafia-Pate Harrigan in einem Nachtclub einen anderen Besucher niedersticht, mit dabei ist der Sohn von Richie Stevenson (Geoff Bell), der eine verfeindete Gang anführt. Nach dem Zwischenfall ist der Sohn verschwunden und sein Vater droht mit einem Krieg.
Die Polizei hat sich an Harrys Fersen gehängt, seine Frau drängt ihn zu einer Paartherapie, und die Mutter der Putzfrau soll er auch noch in einem Pflegeheim unterbringen. Was es eben so alles zu tun gibt als Familienvater, Ehemann und Handlanger der Mafia.
Keine ist fieser als Helen Mirren
In den drei Folgen, die der Presse vorab zugänglich waren, nimmt das schnell Fahrt auf. Intensität und Spannung sind hoch, eine Bedrohung folgt auf die nächste. Das hat wenig zu tun mit der glorifizierenden Mafia-Darstellung in Filmen wie "Der Pate" und "Goodfellas". Hier sind selbst die Gangsterbosse so brutal, dass ihre Handlanger immer wieder erschreckt den Blick abwenden.
Die Serie ist, wie bei diesem Sujet üblich, vor allem ein Männerclub. Doch Helen Mirren als Maeve Harrigan ist noch viel bösartiger als der Rest und zieht eigentlich bei dem Gangster-Clan die Fäden.
Zusammengehalten wird das durch das abwechslungsreiche Spiel von Tom Hardy, der durch mikroskopische Regungen in seinem Gesicht ganze Gefühlswelten abbilden kann. Der ganze Druck ist ihm anzusehen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich seinen Weg nach aussen bahnt.
Wie das aussieht, verraten die ersten Folgen noch nicht. Visuell rau, erzählerisch dicht und hervorragend besetzt, ist "MobLand" ein düsterer Trip in die Abgründe bedingungsloser Loyalität – und zeigt deren tödlichen Preis.