Charles Brauer war von Mitte der Achtzigerjahre bis 2001 "Tatort"-Kommissar. Heute schaut er die Krimireihe eher selten - und übt Kritik an den Filmen, die am Sonntagabend im Ersten ausgestrahlt werden.
Er war 16 Jahre lang selbst "Tatort"-Kommissar - von 1986 bis 2001. Seitdem ist viel passiert in der Krimireihe der ARD; vieles, was unverständlich ist für den Schauspieler Charles Brauer, der am 3. Juli seinen 90. Geburtstag feiert.
"Der 'Tatort' ist inflationär geworden", sagt Brauer im Gespräch mit "t-online.de". "Es ist viel zu viel. Mittlerweile wissen die Leute manchmal nicht mal mehr, ob das jetzt noch eine neue Folge ist oder eine Wiederholung."

Was ihn konkret stört: Weil es so viele Folgen gibt, würden die Geschichten leiden. "Bei so vielen 'Tatort'-Folgen heutzutage können die Drehbücher nicht immer gut sein", sagt er.
In seinen 15 "Tatort"-Jahren sind 38 Folgen entstanden. Als Kommissar Peter Brockmöller ermittelte er an der Seite von Paul Stoever, der von
Charles Brauer: "Als Manfred Krug und ich aufgehört haben, war das höchste der Gefühle, dass der NDR drei 'Tatorte' mit uns gemacht hat."
Ihn stört auch, dass die Rollen heute anders besetzt würden als früher. "Mir fällt auf, dass viel mehr Minderheiten bedient werden müssen." Konkret sagt er dazu: "Der absolute Schwachsinn ist natürlich, wenn für eine Rolle mit Bulimie auch die Schauspielerin Bulimie gehabt haben muss oder für eine Rolle im Rollstuhl nur ein Schauspieler im Rollstuhl infrage kommt. Das ist vollkommener Quatsch."
Charles Brauer: "Das geht an die Substanz des Berufs"
Dieser Logik folgend könne er dann "auch keinen Mörder mehr spielen, das ist das krasseste Beispiel dafür". Charles Brauer sieht kritisch, dass man heutzutage keinen Othello mehr spielen dürfe, "wenn du nicht schwarz bist. Das geht an die Substanz des Berufs und das ist schade".
Heute schaut er sich die Krimireihe im Ersten nur noch sporadisch an. "Ich war aber nie ein regelmässiger Zuschauer, aber das sind die meisten Schauspieler nicht."
"Meine Mutter ist sehr alt geworden, über 100"
Ein Team allerdings hebt er hervor: die Wiener Kommissare Moritz Eisner und Bibi Fellner, gespielt von Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. "Krassnitzer und Neuhauser sind ein sehr gutes Gespann, die gucke ich sehr gerne." Die Schauspieler haben allerdings erst kürzlich ihr "Tatort"-Aus verkündet - im kommenden Jahr werden beide in ihrem letzten Fall zu sehen sein.
Seinem 90. Geburtstag scheint Charles Brauer entspannt gegenüberzustehen. "Ich fühle mich sehr gut und habe das Glück, noch sehr gut beieinander zu sein und keine wirklich schweren gesundheitlichen Macken zu haben", sagt er im Gespräch. Er habe aber vermutlich auch gute Gene: "Meine Mutter ist sehr alt geworden, über 100."