Sabine Postel spielte rund 20 Jahr lang Kommissarin Inga Lürsen im Bremer "Tatort". 2019 gab sie ihre Rolle auf. Auch in anderen "Tatorten" herrscht ein reges Kommen und Gehen in der Besetzung.
Was sie von den Umbrüchen bei dem beliebten Krimi-Format hält und welche Zukunft sie dem "Tatort" prognostiziert, verrät die 71-jährige Schauspielerin unserer Redaktion auf dem roten Teppich des Deutschen Fernsehpreises. Offen spricht sie auch über ihre eigene Zukunft: Kann sie später gut von ihrer Schauspielerei leben?
Frau
Sabine Postel: Schade ist das. Aber es zeigt, dass das ein Format ist, das so langsam inflationär wird. Wir stutzen uns immer auf Koch- oder Talkshows. "Tatort" gibt es nun auch schon ewig. 1997 habe ich damit angefangen. Die Kollegen und Kolleginnen, die da auserwählt werden, sind alle sehr hochkarätig. Die freuen sich, wenn sie das ein paar Jahre machen können. Aber so lange wie wir alten Hasen werden die das mit Sicherheit nicht durchhalten können. Die Geschichten sind bereits bekannt und nach drei, vier Jahren entscheidet man sich [als Schauspieler, Anm. d. Red.], dass man wieder etwas anderes machen möchte.
Steht der "Tatort" vor dem Aus?
Nein, das würde ich nie sagen. Weil Krimi-Formate sind etwas, was die Leute lieben. Ob das "Polizeiruf" oder "Tatort" ist, ganz egal. Es wird immer hochkarätig besetzt. Insofern ist auch so manch müde Geschichte im Endeffekt doch interessant und wird gerne geguckt.
Immer weniger Menschen gucken (gerne) deutsches Fernsehen. Was müsste sich ändern, damit es wieder attraktiver wird?
Wenn ich das wüsste... Dann hätte ich mittlerweile eine super Position. Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass es schade ist. Ich merke das selbst: "Die Kanzlei" mache ich nun auch schon seit 16 Jahren. Wir müssen immer komprimierter arbeiten, immer mehr unter Stress, für immer weniger Geld – aber immer mit der gleichen Qualität oder besser. Und ob es sich dann wirklich rentiert, ob die jungen Leute das verstärkt gucken, das weiss ich nicht.
Sabine Postel: "Da war ich ein bisschen vernünftiger"
Mit Blick auf die Rente, wie lange möchten Sie noch als Schauspielerin weiterarbeiten?
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Sagen wir mal so: So lange man mich lässt. Ich habe gerade noch eine Hauptrolle in einem 90-Minüter abgedreht und fühle mich fit und habe Spass dran. Irgendwann, wenn man klapprig und zahnlos ist, dann wird man auch nicht mehr besetzt – ist ja logisch. Das will man selbst auch nicht. Im Moment habe ich aber noch ein positives Feeling.
Können Sie, wenn Sie aufhören, von der Schauspielerei im Nachhinein gut leben?
Ja. Aber das hat auch damit zu tun, dass ich immer auf dem Teppich geblieben bin und von klein auf ein Eichhörnchen-Denken gepflegt und nicht alles rausgehauen habe. Wer diesen Beruf kennt, der weiss, dass es immer auf- und abwärts geht. Man muss Vorsorge treffen. Und das haben viele Kollegen und Kolleginnen nicht getan, und denen geht es jetzt gar nicht gut. Da war ich ein bisschen vernünftiger.