Am 14. Oktober hat Felix Baumgartner mit seinem Sprung aus der Stratosphäre Geschichte geschrieben. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon nennt ihn den "mutigsten Mann der Welt". Viel wurde über den Extremsportler berichtet, der als Erster im freien Fall die Schallmauer durchbrochen hat. Doch diese zehn Dinge über Baumgartner und das Stratos-Projekt wissen Sie wahrscheinlich noch nicht.

Mehr Lifestyle-News

Felix Baumgartner kehrt nach Österreich zurück
Felix Baumgartner kehrt nach Österreich zurück: Felix Baumgartner steigt im Hangar 7 in Salzburg aus dem Flugzeug: Nach seiner Pressetour kehrt er in die Heimat Österreich zurück. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

1. Der hohe Preis der Mission

Weil Red Bull keine Zahlen über die Kosten des Projekts herausrücken wollte, überboten sich Experten mit ihren Schätzungen. Die Stratos-Mission kostete laut Felix Baumgartner aber bei weitem keine 50 Millionen Euro, wie angenommen. Demnach war es "nicht einmal die Hälfte". Der Werbewert der Aktion dürfte sich hingegen in Milliardenhöhe bewegen, wie die "Kronen Zeitung" vorrechnete:

Beim in alle Welt übertragenen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker liege er bei rund 450 Millionen Euro, da schalteten 150 Millionen Haushalte ein. Hochgerechnet auf den Baumgartner-Sprung ergibt das bei 1,8 Milliarden eingeschalteten TV-Geräten und eine Milliarde Verbindungen zur Live-Übertragung im Internet einen Werbewert von acht Milliarden Euro für die "Mission Stratos".

Pressekonferenz nach Baumgartners Rückkehr
Pressekonferenz nach Baumgartners Rückkehr: Das Red-Bull-Stratos-Team stand bei der Pressekonferenz Rede und Antwort. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

2. Totgesagte leben länger

Vor seinem Sprung segnete Baumgartner seine eigene Todesmeldung ab. Red Bull hatte Pressemitteilungen vorbereitet für den Fall, dass Baumgartner den Sprung nicht überleben sollte. "Die Nasa hat Katastrophenpläne, und genauso musste ich das machen", sagte Baumgartner dem "Spiegel". "Es ist ziemlich bizarr, wenn man einen solchen Text lesen und abnicken muss." Im Extremfall wären die Kameras abgeschaltet worden.

Felix Baumgarter mit einem Musiker
Felix Baumgarter mit einem Musiker: Felix Baumgartner ist ein Mann fürs Volk - hier mit einem Musiker einer österreichischen Volksmusikgruppe. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool
Felix Baumgartner, der Medienstar
Felix Baumgartner, der Medienstar: Felix Baumgartner im Gespräch mit Servus TV im Hangar 7 in Salzburg. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

3. Es hat "bumm" gemacht

Nicht nur gab es einen Knall, als Baumgartner die Schallmauer durchbrach, es hat ihn auch jemand auf Band. Es existiert ein Video, auf dem der Knall zu hören ist. Das war allerdings ein Zufall: Von der Erde aus konnte man den Überschallknall nur hören, wenn man in einem bestimmten Winkel darunter stand und sich Baumgartner schon innerhalb der Troposphäre befand, wo es wieder Luft gibt. Baumgartner selbst sagt, er habe nichts gespürt.

Joe Kittinger und Felix Baumgartner
Joe Kittinger und Felix Baumgartner: United States Air Force Oberst Joe Kittinger stand Felix Baumgartner während der Sprung-Vorbereitungen stets zur Seite. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool
Felix Baumgartner beim Foto-Shooting
Felix Baumgartner beim Foto-Shooting: Seit seinem Sprung aus der Stratosphäre ist Felix Baumgartner ein Medienstar. Das bewies der Andrang der Presse in Salzburg. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

4. Das mysteriöse Tattoo

Baumgartners Markenzeichen, das er auch als Tattoo auf dem Rücken trägt, ist die Nummer 502. Darunter ist er seit 1998 bei der amerikanischen B.A.S.E. Association registriert. Das Akronym steht für Building (Gebäude), Antenna (Antenne), Span (Brücke) und Earth (Klippen). Nur wer von allen vier Objekten gesprungen ist, darf eine solche Registrierungsnummer beantragen.

Felix Baumgartner und sein Team
Felix Baumgartner und sein Team: Das Red-Bull-Team gemeinsam mit Felix Baumgartner: Jeder der Herren hat viel zu erzählen in Sachen Stratos-Sprung. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

5. Ein Rekord steht auf der Kippe

Baumgartners Visierheizung machte schon beim Aufstieg Probleme. Auf einer Höhe von etwa 20.000 Metern meldete er, dass sie ausgefallen sei. Kurzerhand schaltete man die Funkverbindung mit Mission Control und Mentor Joe Kittinger auf geheim, um sich zu beraten. Der Rekordversuch stand kurz vor dem Abbruch, Baumgartner versuchte jedoch, die Visierheizung von der Stromversorgung in der Kapsel zu trennen und an sein Chest-Pack anzuschliessen, das separat via Batterien mit Strom versorgt wurde – was funktionierte. "Der grösste Albtraum war ein Visier, das vereist und wo man nicht mehr rausschauen kann. Felix musste etwas sehen und sich an der Erde orientieren, um sich zu stabilisieren", erklärt Kittinger.

Red Bull posiert mit Baumgartner
Red Bull posiert mit Baumgartner: Das "A-Team" hat gemeinsam mit Felix Baumgartner das Unmögliche geschafft. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

6. Die Angst vor Vögeln

Der für die Stratos-Mission verwendete Ballon war 0,02 Millimeter dünn – vor allem deshalb, weil er sonst rasch zu schwer geworden wäre, um die angepeilte Höhe zu erreichen. Tatsächlich war das Material aber so empfindlich, dass es die Helfer nur mit Baumwollhandschuhen anfassen durften. Die natürliche Fettschicht der Haut hätte sonst den Ballon verletzt. Für Vögel war der Ballon laut dem technischen Leiter Art Thompson schlicht zu gross: Sie hatten Angst davor und kamen ihm daher nicht zu nahe. Hätte jedoch einer – aus welchem Grund auch immer – auf den Ballon gepinkelt, hätte das böse Folgen haben können.

Felix Baumgartner mit Mutter und Freundin
Felix Baumgartner mit Mutter und Freundin: Mama Eva Baumgartner (l.), Felix Baumgartner und seine Freundin Nicole Oetl (r.) stehen dem Extremsportler in allen Zeiten bei. © Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

7. Pupsen zum Wohle aller

Ein paar Tage vor dem Start wurde Baumgartners Ernährung umgestellt. Alles, was blähen könnte, war streng verboten. Bei geringem Aussendruck dehnen sich nämlich auch die Gase im Körper aus - im Ohr, im Darm und und in den Nebenhöhlen. Im Normalfall löst sich das Problem von selbst: Man rülpst oder furzt. Würde man das nicht tun, bestünde laut Jonathan Clark, dem medizinischen Leiter des Projekts, tatsächlich die Gefahr eines "intestinalen Barotraumas", einer Darmexplosion. Baumgartners letzte Mahlzeit vor dem Sprung war deshalb nur noch ein Erdbeer-Smoothie, den er nachts um kurz nach zwei Uhr zu sich nahm, weil er nicht mehr schlafen konnte. Danach fuhr zum Flughafen, stieg noch einmal allein und in zivil in die Kapsel und ging im Stillen ein weiteres Mal die wichtigsten Abläufe durch.

Gurkenhersteller Felix
Gurkenhersteller Felix: Wider Erwarten ist Baumgartner nicht der Geschäftsführer dieses österreichischen Gurkenherstellers. © Anita Klinger

8. Sponsor wider Willen

Baumgartners Zusammenarbeit mit Red Bull brauchte mehrere Anläufe. Ab 1988 unterstützte der damals noch recht kleine Getränkehersteller den Heeressportverein, in dem Baumgartner Mitglied war. Als Einzelsportler sponsert ihn Red Bull erst seit 1997 – nach mehrmaliger Anfrage und seinem Sieg bei der Basejump-Weltmeisterschaft.

9. Es lebe die Familie

Felix Baumgartner ist in einer sehr konservativen Familie gross geworden. Baumgartners Lebenstraum war schon seit seiner Kindheit das Fliegen, sein Vater hielt jedoch von Sport im Allgemeinen recht wenig und sperrte sich dagegen. Viel besser konnte man sich da mit den Berufswünschen des Bruders Gerald anfreunden: Dieser wurde Koch.

10. Es kann (nicht) nur einen geben

In Österreich gibt es einen Essiggurkenhersteller namens Felix. Der wirbt schon seit Jahren mit dem Spruch "Sie müssen nicht Felix heissen, um Felix zu lieben". Mittlerweile prangt österreichweit auf Werbeplakaten für Chili-Gurken zudem: "Mutig? Zum Glück gibt’s Felix." Inwieweit Baumgartner nun die Verkaufszahlen des Lebensmittelherstellers ankurbelt, lässt sich wohl nur schwer ausmachen.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.