Er ist der Inbegriff des Stars: gutaussehend, talentiert, charismatisch. Austrofred meldet sich mit einem neuen Buch zurück. Wir haben den Musiker, Autor und Tausendsassa zum Interview getroffen und mit ihm über "Pferdeleberkäse", Stefan Webers Urinkübel und den Rockstandort Österreich geplaudert.

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Dein letztes Buch "Hard on!" war dein erster Roman. Mit "Pferdeleberkäse" gehst du zum Teil wieder zurück zum Autobiographischen. Wie kam's dazu?

Austrofred: Autobiografisch ist das Buch eigentlich nicht. Es ist wieder ein Schritt nach vorn, Richtung Philosophie, möchte ich sagen. Es sind Essays und teilweise Reportagen, in denen ich die Welt betrachte, wie ich sie sehe.

Die ersten Bücher waren autobiographisch, dann kam der Roman, der auch autobiographisch gefärbt war. Ich habe so viele Fans, die sich fragen: "Wie macht der Austrofred das, wie sieht der Austrofred die Welt?" Das möchte ich denen ein bisschen mitgeben.

Im Vorwort von "Pferdeleberkäse" schreibst du, die Geschichten sind alle schon irgendwo erschienen.

Das sind ja lauter sehr gute Aufsätze und die gehören einmal gebündelt. Ich habe festgestellt, dass sich das für ein Buch sehr eignet. Es ist tatsächlich ein längst überfälliger Blick in den Kopf vom Austrofred.

Du sagst von dir, Unbequemheit ist dein Markenzeichen, auf das du sehr stolz bist. Was an dir ist so unbequem?

Der Austrofred, also ich, ich sage halt, was ich mir denke. Das sind oft Meinungen, die nicht zum Mainstream passen, weil ich einfach ein starker Typ bin, der quasi alles aus eigener Hand geschaffen hat. Meine Show, meinen Status: Dieses Amt muss man ausfüllen. Da merkt man, dass ich nicht nur ein reiner Künstler bin, der geniale Songs macht, sondern da ist etwas dahinter. Das kann man den Menschen weitergeben. In der heutigen Zeit geht es immer schnell, schnell. Da ist es wichtig, dass man Personen hat, an denen man sich festhalten kann - auch in moralischen Fragen. Helmut Schmidt ist auch schon recht alt. Vielleicht hören die Leute dem Austrofred zu.

Das klingt alles sehr positiv und nicht sonderlich unbequem.

Ja, eigentlich schon. Ich bin sowieso ein positivistischer Mensch, der immer nach vorne geht. Das ist etwas, was im Allgemeinen nicht so oft vorkommt. Es wird gesagt, der Austrofred ist so bös' zu seinem Publikum oder so ein rougher Typ, aber in Wirklichkeit bin ich eine Frohnatur.

Wie gehst du an einen neuen Austrofred-Hit heran?

Das ist eine Inspirationsfrage. Natürlich bin ich auch ein Techniker. Das ist alles trainiert, auch wie ich mich auf der Bühne bewege. Was man nicht vergessen darf: Es sind 99 Prozent Handwerk, aber das eine Prozent Magie, das muss schon dabei sein. Ich brauche ein Thema, das sich mir aufdrängt - sei es bei der Musik oder beim Text.

Cover "Pferdeleberkäse" von Austrofred
"Pferdeleberkäse" erscheint am 25. September im Czernin Verlag. © Klaus Mitter / Ingo Pertramer

Ist das beim Buch ähnlich?

Ja, klar. Bei diesem Buch sind es teilweise Aufsätze, wo mir das Thema vorgegeben war, zum Beispiel eine Rezension von einem Queen-Konzert. Da beschäftige ich mich da mit etwas, mit was ich mich sonst nicht beschäftigt hätte - und suche da meinen eigenen Zugang. Manchmal sind es auch Themen, wo ich das Gefühl habe, das brennt den Leuten auch unter den Fingernägeln, und da muss der Austrofred ran.

Das wären dann Themen wie Stefan Weber, der im U4 versucht, Kübel voller Urin ins Publikum zu schütten, und daran scheitert ...

Das ist jetzt kein brennendes Thema, aber das sind Anekdoten aus meiner reichhaltigen Bühnenkarriere, die ich gern mitgebe. Damit ist es nicht nur ein schweres, philosophisches Buch, sondern es gibt auch ein bisschen etwas zum Schmunzeln.

Was wäre so ein richtig brennendes Thema?

Jetzt habe ich mein Buch gerade nicht da. Was mich beschäftigt, weil ich mich im Moment viel in München aufhalte: Wie funktionieren hier Sachen anders? Weil ich da Insider Knowledge habe, quasi, das ich gerne weitergebe. Alles natürlich, was mit Rockmusik zu tun hat. Und natürlich die ganz grossen Themen: Liebe, Tod. Das Buch fängt an mit einem Text, in dem es darum geht, wie man als Alleinunterhalter auf einer Hochzeit agiert, und der letzte Text dreht sich darum, wie ich mir mein Begräbnis vorstelle. Also, eigentlich geht es um alles.

Wenn man dich gefragt hätte, ob du Österreich beim Song Contest vertreten würdest, was hättest du gesagt?

Ich hätte nein gesagt. Musikalisch bin ich schon sehr international, aber ich singe ja im Dialekt oder zumindest nicht gesamteuropäisch verständlich. Das wäre sicher ein Hemmschuh. Und dann auf Conchita Wurst folgen, das ist schon sehr schwierig. Das wäre wahrscheinlich für meine Karriere gar nicht so dienlich. Da macht der Austrofred so ein Philosophiebuch und dann der Song Contest ... das wäre mir mittlerweile fast zu leicht.

Was würdest du dir wünschen: Was soll sich ändern am Rockstandort Österreich?

Mei, das sind wieder die Fragen ... (überlegt) Einige Sachen haben sich ja verbessert. Auf der einen kommen Bands grösser raus. Da habe ich mit meinen Hits ja wichtige Vorarbeit geleistet. Was gerade erst anfängt und längst überfällig war: eine historische Aufarbeitung der Phänomene. Seit ein paar Jahren werden Platten wiederveröffentlicht. "Schnitzelbeat" war da zum Beispiel eine tolle Compilation. Das ist ganz wichtig, weil keine Kunst oder Popmusik nur im aktuellen Raum passiert, sondern immer irgendwoher kommt.

Was in Österreich fehlt, sind relevante Major Labels. Auch Wanda und Bilderbuch kommen aus kleinen Labels. Die grossen Plattenfirmen in Österreich sind völlig irrelevant. Am besten wäre es, es gäbe sie gar nicht, dann wäre noch mehr Weg frei.

Du hast dir in deinem Buch auch Gedanken gemacht, wie man tote Künstler fördern kann. Hast du dir schon überlegt, wo du begraben werden willst?

Eine ganz wichtige Überlegung ist bei mir eindeutig der Wiener Zentralfriedhof. Mein Heimatort in Oberösterreich ist halt abseits der Touristenrouten. Ich möchte den Leuten schon die Möglichkeit geben, dass man mein Grab besucht - wie beim Jim Morrison zum Beispiel. Da gibt es Jugendliche, die 20 Jahre nach seinem Tod geboren wurden und die seinen Grabstein in Paris umarmen, die dort weinen, weil ihnen dieser Mensch so viel gegeben hat. Und ich glaube schon, dass das auch bei mir der Fall ist: Dass die Menschen, die mit meiner Musik grosswerden und die meine Bücher lesen - deren Jugend ich quasi bestimme - sich auch posthum mit mir auseinandersetzen können sollen. Wenn ich tot bin, kann ich keine Live-Konzerte mehr geben. Aber dass die Leute zu meinem Grabstein schauen, soll schon drin sein - und das geht eigentlich nur am Wiener Zentralfriedhof.

Was soll auf deinem Grabstein stehen?

Das ist eine Überlegung, die habe ich noch gar nicht gemacht. (denkt nach) Ich habe bei einer Buchmesse gelesen und festgestellt, aha, meine Agentin ist gar nicht da. Als die Lesung vorbei war, habe ich ihr SMS gesehen: "Sorry, ich konnte nicht dabei sein. Ich bin zu einer anderen Bühne abberufen worden." Das wäre so ein Satz, der auf meinem Grabstein stehen könnte: "Ich bin zu einer anderen Bühne abberufen worden."

Zum Schluss die wichtigste Frage: Punschkrapferl oder Topfengolatsche?

Punschkrapferl. Ich bin eher ein Süsser, die Topfengolatsche ist nicht süss genug. Da bin ich schon eher beim Zuckerguss.

Austrofred stammt aus Steyr (Oberösterreich). Mit seinen Austropop-Veredelungen der grössten Hits der Rockgruppe Queen gelingt ihm der Durchbruch. Highlights seines Schaffens sind der Funkkracher Eich Dodln gib i Gas oder die Protestballade Hitr@dio Gaga. Sein neues Buch "Pferdeleberkäse" erscheint am 25. September im Czernin Verlag.
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