Sean "Diddy" Combs wurde wegen zweier Vergehen im Zusammenhang mit Prostitution schuldig gesprochen. Während das Strafmass erst im Herbst folgt, diskutiert die Musikindustrie bereits jetzt über seine Zukunft. Musikmarketing-Professor David B. Allan sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: Diddys Ruf ist irreparabel beschädigt. Dennoch könnte er weiter in der Industrie arbeiten.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Natascha Wittmann sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Prozess gegen Sean "Diddy" Combs hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Am 2. Juli wurde der einstige Musikmogul wegen zweier Vergehen im Zusammenhang mit Prostitution vor einem Gericht in Manhattan schuldig gesprochen. In besonders schwerwiegenden Anklagepunkten wie Sexhandel und organisierter Kriminalität kam der 55-Jährige derweil mit einem blauen Auge davon.

Während das endgültige Strafmass erst im Oktober verkündet wird, stellt sich für viele nun die Frage: Ist es das Ende von Diddys Karriere, oder der Anfang eines neuen Kapitels?

r Musikmarketing-Professor David B. Allan steht fest: "Sean Combs war schon immer grossartig, was seine eigene PR angeht. Trotzdem glaube ich, dass es für ihn nach dem Prozess kein Zurück mehr gibt. Das Urteil ist jetzt für immer sein Vermächtnis."

Im Gespräch mit unserer Redaktion betont der Wissenschaftler: "Die schweren Anklagepunkte werden immer in Verbindung mit seinem Namen und seinen Hits stehen."

Diddys Ruf ist ruiniert und die Branche wird urteilen

Zwar drohen Combs theoretisch bis zu 20 Jahre Haft, doch Experten halten ein deutlich milderes Strafmass r wahrscheinlich – womöglich unter drei Jahren. r David B. Allan ist jedoch weniger die Dauer der Haft entscheidend, sondern vielmehr der Schaden für Diddys Ruf.

"Ihm ist vielleicht eine lebenslange Haftstrafe erspart geblieben, aber ich bin mir nicht sicher, ob seine Karriere noch zu retten ist. Die Musikbranche wird ihr eigenes Urteil fällen. Eines ist jedoch sicher: Die Öffentlichkeit vergisst nicht und die Branche tut es sowieso nicht, vor allem, wenn das Risiko für das eigene Image zu hoch ist. Wer will noch mit Diddy in Verbindung gebracht werden, nach allem, was während des Gerichtsprozesses ans Tageslicht kam?", so der US-Professor.

Ein Comeback ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen

Einige Fans und Weggefährten hoffen dennoch auf ein Comeback des einstigen Ausnahmekünstlers. Allan bleibt im Gespräch mit unserer Redaktion skeptisch: "Selbst wenn er musikalisch wieder aktiv wird, wird es kaum öffentlich sichtbar geschehen. Vielleicht hat er noch als Produzent oder Mentor im Hintergrund eine Chance. Aber Kooperationen hängen heute stark vom Markenimage und öffentlicher Wahrnehmung ab."

Auch wenn andere Skandal-behaftete Stars wie Chris Brown oder Marilyn Manson in der Vergangenheit eine zweite Chance erhalten haben – der Fall Diddy sei laut des US-Professors anders gelagert.

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"Chris Browns Comeback hat sich über Jahre aufgebaut und das unter völlig anderen Bedingungen. Bei Diddy geht es um Anschuldigungen, die in der heutigen Zeit viel sensibler bewertet werden." Ob Sean "Diddy" Combs es je wieder an die Musik-Spitze schaffen wird, ist also fraglich. Doch sein Karriereende ist allem Anschein nach noch längst nicht besiegelt.

Zur Person:

  • David B. Allan ist Professor für Musikmarketing an der Saint Josephs University in Philadelphia. Der promovierte Medienwissenschaftler gilt als einer der führenden Experten für Musikmarketing und hat über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der US-Radiobranche gesammelt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen an der Schnittstelle von Musik, Werbung und Konsumentenverhalten.