Schlagerstar Ben Zucker bricht sein Schweigen: In seiner Autobiografie "Kämpferherz" spricht er erstmals offen über seine Alkoholsucht. Von täglichem Wodka-Konsum während Corona bis zur Therapie - eine schonungslose Beichte über den Kampf gegen die Abhängigkeit.

Schlagerstar Ben Zucker (42) gewährt erstmals tiefe Einblicke in den Kampf mit seinen persönlichen Dämonen. In seiner kommenden Autobiografie "Kämpferherz" (ET: 10. September) und in einem ausführlichen Interview mit der "Bild"-Zeitung thematisiert der Musiker seine langjährige Alkoholabhängigkeit.

Schleichende Weg in die Abhängigkeit und Corona-Pandemie als Katalysator

Zuckers Problematik entwickelte sich nicht über Nacht, sondern bahnte sich langsam ihren Weg in sein Leben. Ursprünglich nutzte der Künstler Alkohol als Hilfsmittel, um mit der enormen Nervosität vor Auftritten und dem wachsenden Leistungsdruck nach dem lang ersehnten Durchbruch mit Mitte 30 umzugehen. Was harmlos begann, entwickelte sich zu einer Abhängigkeit vom Alkohol als Bewältigungsmechanismus und damit zu einer ernsthaften Suchterkrankung.

Während der Pandemie verschärfte sich Zuckers Situation dramatisch. Tourausfälle und soziale Isolation trieben ihn in eine destruktive Routine. Der Sänger beschreibt eine Zeit, in der er täglich Alkohol konsumierte und sich in einem anhaltenden Rauschzustand befand.

"Ich habe mir jeden Tag Pizza nach Hause bestellt und parallel dazu Wodka getrunken. Ich hielt ständig einen Pegel", gibt Zucker offen zu. Eine ganze Flasche Wodka täglich wurde zur Normalität, oft bereits ab dem Mittag. Seine Wahrnehmung der Realität war so verzerrt, dass er sich selbst in diesem Zustand für unfehlbar hielt.

Der Moment der Erkenntnis und professionelle Hilfe ab Herbst 2024

Den entscheidenden Wendepunkt erlebte Zucker unter der Dusche, als er seinen körperlichen Zustand wahrnahm. Der Gewichtszunahme von mindestens 15 Kilogramm und der Verlust der Selbstachtung führten zu einer schonungslosen Selbstreflexion. "Ich verlor meine Selbstachtung und fand mich abstossend. Und da ich auch eitel bin, habe ich gesagt: Jetzt muss hier Feierabend sein."

Im Herbst 2024 suchte sich der Musiker professionelle Unterstützung und absolvierte eine 21-tägige Therapie in einer Fachklinik. Dort traf er auf Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen - Unternehmer, Anwälte und Ärzte -, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten.

Die Therapie vermittelte ihm wichtige Erkenntnisse über den Umgang mit seiner Erkrankung und half ihm dabei, die zugrundeliegenden Mechanismen seiner Abhängigkeit zu verstehen. Besonders wertvoll war für ihn die Erkenntnis, dass beruflicher Druck ein häufiger Auslöser für Suchtprobleme darstellt.

Auswirkungen auf das persönliche Umfeld

Die Suchtproblematik blieb nicht ohne Folgen für Zuckers private Beziehungen. Seine damalige Partnerin versuchte vergeblich, ihm zu helfen, konnte jedoch gegen die Macht der Abhängigkeit nicht ankommen. "Das war sicher auch ein Grund, warum diese Beziehung gescheitert ist", glaubt er.

Auch seine Mutter Christine war über die Situation informiert und machte sich grosse Sorgen, wusste aber auch, dass Vorwürfe nicht helfen würden. "Sie wusste, dass ich irgendwann meine Reissleine ziehen würde", so Zucker.

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Entstigmatisierung durch Ehrlichkeit

Ben Zucker trinkt weiterhin. "Ich bin noch nicht so weit, ganz auf Alkohol zu verzichten. Das schaffe ich einfach noch nicht", erklärt er ehrlich. "Ich könnte auch sagen, ich bin alkoholkrank", betont er und kritisiert gleichzeitig die gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber Betroffenen.

Mit seinem offenen Bekenntnis zur Alkoholkrankheit leistet Zucker einen Beitrag zur Entstigmatisierung von Suchterkrankungen. Und seine Botschaft ist klar: Hilfe beginnt mit Ehrlichkeit - sich selbst und anderen gegenüber. (ili/spot)