In vier der fünf Anklagepunkte haben die Geschworenen im Prozess gegen US-Rapper Sean "Diddy" Combs eine Teileinigung erreicht. Nun beraten sie am Mittwoch über den schwerwiegendsten Vorwurf.
Dabei geht es um die Frage, ob der 55-Jährige für die ihm vorgeworfenen Taten - unter anderem Missbrauch von Frauen - eine kriminelle Gruppierung bildete. Im Falle eines Schuldspruchs in diesem Anklagepunkt droht dem Musiker eine lebenslange Haftstrafe.
Die aus acht Männern und vier Frauen bestehende Jury erklärte am Dienstag (Ortszeit), dass sie sich in vier Punkten auf ein Urteil geeinigt habe.
Dabei geht es um die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, dass der Rapper Frauen sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sex-Partys gezwungen habe. Auf welches Teilurteil sich die Geschworenen in diesen Punkten einigten, teilten sie noch nicht mit.
Combs hat alle Vorwürfe zurückgewiesen
In dem Anklagepunkt der organisierten Kriminalität dagegen gebe es "unüberwindbare Meinungsunterschiede beider Seiten", teilten die Geschworenen weiter mit. Dessen ungeachtet wies der Vorsitzende Richter Arun Subramanian die Jury an, am Mittwoch weiter zu beraten, um einstimmig ein vollständiges Urteil zu finden. Laut dem noch offenen Anklagepunkt war Combs Chef einer jahrelang bestehenden kriminellen Gruppe, die loyale Mitarbeiter und Leibwächter auf sein Geheiss hin zu unzähligen Straftaten anwies.
Um Combs der organisierten Kriminalität für schuldig zu befinden, müssten die Geschworenen die Existenz einer kriminellen Vereinigung als erwiesen feststellen. Und zudem müssten sie zu dem Urteil gelangen, dass diese Organisation mindestens zwei der dem Rapper vorgeworfenen Straftaten begangen habe.
Der 55-Jährige hat alle Vorwürfe in dem Prozess zurückgewiesen. Sein Verteidiger Marc Agnifilo sagte am Freitag in seinem Schlussplädoyer, den Klägerinnen gehe es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Geld.
Die Anklage betonte dagegen, Combs habe "Macht, Gewalt und Angst" genutzt, "um zu bekommen, was er wollte". Er habe auf das Schweigen und die Scham seiner Opfer gesetzt, um seine Verbrechen zu vertuschen.
34 Zeugen sagten aus
Der unter den Künstlernamen Puff Daddy,
Der von grossem Medienecho begleitete Prozess hatte vor knapp zwei Monaten begonnen. Insgesamt sagten 34 Zeugen aus, darunter Combs' Ex-Freundin Casandra "Cassie" Ventura. Die Sängerin hatte den bekannten Musiker und Produzenten bereits 2023 wegen jahrelanger Misshandlungen und Vergewaltigung verklagt. Beide einigten sich kurz darauf auf einen aussergerichtlichen Vergleich, Ventura bekam 20 Millionen Dollar (17 Millionen Euro) zugesprochen.
Selbst im Fall eines Freispruchs würde Combs weitere Strafverfolgung drohen: In der vergangenen Woche reichten weitere mutmassliche Opfer des Rappers Klage ein - darunter auch Männer. (afp/bearbeitet von pak)