Luciano Pavarotti gilt bis heute als einer der grössten Opernsänger der Geschichte - gefeiert für seine unverwechselbare Stimme, legendären Auftritte und ein Erbe, das weit über die Opernbühne hinausreicht. Am 12. Oktober wäre er 90 Jahre alt geworden.

Luciano Pavarotti hätte am 12. Oktober seinen 90. Geburtstag gefeiert. Vor der Oper seiner Heimatstadt Modena, dem Teatro Comunale Pavarotti-Freni di Modena, erinnert ein überlebensgrosses Denkmal an den legendären Tenor: die Arme ausgebreitet, der Mund leicht geöffnet. Seine Stimme bleibt Millionen Menschen im Gedächtnis - auch 18 Jahre nach seinem Tod.

"Eine Stimme, die es alle 100 Jahre nur einmal gibt"

Pavarotti war schon zu Lebzeiten eine Legende. Ein Tenor von der Ausstrahlung eines Enrico Caruso (1873-1921), womöglich noch darüber. "Eine Stimme, die es alle 100 Jahre nur einmal gibt", urteilte der Dirigent Herbert von Karajan (1908-1989), selbst eine Legende.

Solche Lobes-Hymnen hat Pavarotti gut 50 Jahre lang gehört. Er nahm sie wie gottgegeben hin, mit dem freundlichen Gleichmut des geborenen Stars, denn er war ja auch ein Mann aus dem Volk: geboren in Modena in der Emilia-Romagna, einer Region mit der angeblich besten Küche Italiens, was im Leben Pavarottis eine grosse Rolle spielen sollte.

Vater Fernando Pavarotti war Bäcker, Mutter Adele arbeitete in einer Tabakfabrik. Eine Kollegin dort hatte eine Tochter, die oft mit Luciano sang und später als Sopranistin weltberühmt wurde: Mirella Freni (1935-2020) - heute Pavarottis Namenspartnerin für die Oper von Modena.

Das Talent hat Luciano Pavarotti mutmasslich vom Vater geerbt, der war Tenor im städtischen Chor, in den auch Luciano eintrat. Das hat ihm so viel Spass gemacht, dass er, nach einem Pädagogikstudium, 1955 beschloss, hauptberuflich Sänger zu werden und klassischen Gesang zu studieren.

Luciano Pavarotti gab 1961 sein Debüt

Sein Debüt gab Luciano Pavarotti 1961 an der Oper von Reggio nell'Emilia als Rodolfo in Puccinis "La Bohème" - es sollte seine Paraderolle werden. Mit seinem ersten Auftritt hatte er einen Gesangswettbewerb gewonnen. Der Preis beinhaltete auch sein Debüt am Opernhaus Modena, wiederum als Rudolfo. Diese Aufführung wurde vom italienischen Rundfunk live übertragen. Das war der Eintritt in die internationale Opernszene. Es folgten Einladungen nach Amsterdam, Zürich, London. Pavarotti sang an der Wiener Staatsoper (als Rudolfo), im Covent Garden.

Bis dahin war er ein junger, hochtalentierter Tenor mit einer kraftvollen Stimme und einem für sein Alter aussergewöhnlichem Charisma. Dann wurde er von der Weltklasse-Sopranistin Joan Sutherland (1926-2010) und ihrem Ehemann, dem Dirigenten Richard Bonynge (95), entdeckt. Das Ehepaar nahm 1965 Pavarotti mit auf eine Tournee durch Australien und formte den jungen Sänger zu einem Bühnenprofi. Ein Jahr später debütierte er an der Mailänder Scala, dem berühmtesten Opernhaus der Welt.

Eine beispiellose Weltkarriere

1967 trat Herbert Breslin (1924-2012) in sein Leben. Der amerikanische Musikmanager wurde als Agent zum kongenialen Partner, der über 35 Jahre lang Pavarottis Weltkarriere organisierte. Breslin vermittelte Pavarotti ein Debüt an der Met, der Metropolitan Opera in New York City. Dort feuerte er 1972 in Donizettis "Regimentstochter" gleich neun hohe Cs ab - und schrieb damit Operngeschichte.

Am 24. Februar 1988 war er Nemorino in der Donizetti-Oper "L'elisir d'amore" an der Deutschen Oper Berlin. Das Publikum raste, Pavarotti erhielt einen Applaus-Sturm, der 67 Minuten und 165 Vorhänge andauerte und es in das Guinness-Buch der Rekorde schaffte.

Breslins Management machte noch andere Rekorde möglich. Er holte Pavarotti aus den Opernhäusern. 1992 sang er vor 150.000 Zuschauern im Londoner Hyde Park, 1995 gar vor einer halben Million Menschen im Central Park von New York. Und noch mehr: Pavarotti tat sich mit seinen beiden Kollegen Plácido Domingo (84) und José Carreras (78) zusammen: Konzerte der "Drei Tenöre" sprengten alle Rahmen. Den Auftritt in Rom anlässlich der Fussball-WM 1990 verfolgten weltweit eine Milliarde TV-Zuschauer.

Entsprechend gigantisch sind auch die Geschäftszahlen: Pavarotti verkaufte 50 Millionen Tonträger. Und weil er fast nur italienische Opern sang, schaffte er diesen Erfolg mit einem kleinen Repertoire von nur 18 Opern-Partien.

Luciano Pavarotti hat die Oper für ein Massenpublikum erschlossen. Die Menschen liebten seine theatralischen Auftritte, wenn der schwere Mann die Welt umarmen wollte und dabei sein riesiges weisses Taschentuch schwenkte.

Er heiratete seine Sekretärin

Auch abseits der Bühne sorgte er für Schlagzeilen. Pavarottis Ehe mit Adua Veroni wurde im Jahr 2000 nach langem Rosenkrieg geschieden. 2003 heiratete er seine 34 Jahre jüngere persönliche Sekretärin Nicoletta Mantovani - die Ehe dauerte bis zu seinem Tod. Der Sänger erkrankte 2006 an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Seinen letzten grossen Auftritt hatte er bei der Eröffnungsfeier der Winter-Olympiade 2006 in Turin. Er sang die berühmte Puccini-Arie "Nessun dorma", allerdings wurde ein Playback verwendet, zum Live-Auftritt fehlte schon die Kraft.

Luciano Pavarotti starb am 6. September 2007. Über 100.000 Menschen nahmen Abschied im Dom von Modena, wo er im offenen Sarg aufgebahrt wurde. Bei seiner Beerdigung flogen über dem Trauerzug zehn Kampfjets der Kunstflugstaffel "Frecce Tricolori" und hinterliessen Rauch in den Farben der italienischen Flagge Grün-Weiss-Rot.

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Die Vollstreckung seines letzten Willens hatte ebenfalls opernhafte Züge. Es existierten zwei Testamente, sodass es Jahre dauerte, bis die Hinterlassenschaft, bei der angeblich 18 Millionen Euro Schulden mit immensen Vermögenswerten an Immobilien und einer Kunstsammlung aufgerechnet wurden, zwischen zwei Ehefrauen und vier Töchtern aufgeteilt werden konnte.

Das alles haben seine Fans längst vergessen. Für sie ist der wahre Pavarotti eine Gestalt wie der Bronze-Hüne von Modena. Immer mit einem hohen C auf den Lippen. (ln/obr/spot)  © 1&1 Mail & Media/spot on news