Alfons Schuhbeck verlor sein Gastro-Imperium und landete im Gefängnis. Jetzt startet ein neuer Prozess gegen ihn.
Rund zweieinhalb Jahre nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung startet am Dienstag (24. Juni) eine weitere Verhandlung vor dem Landgericht München I gegen Star-Koch
Die Anklage, die die Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr erhoben hatte, wurde zum grössten Teil zur Hauptverhandlung zugelassen. Den Angaben zufolge umfassen die Ermittlungsakten 45 Bände.
Die Anklagebehörde wirft dem Star-Koch Insolvenzverschleppung in neun Fällen, Betrug in vier Fällen, versuchten Betrug in fünf Fällen und Subventionsbetrug in 19 Fällen vor.
Schuhbeck wolle sich gegen die Vorwürfe verteidigen, hatten seine Anwälte im Oktober 2024 mitgeteilt. "Die mit der Anklage aufgeworfenen Fragen betreffen die wirtschaftliche Seite der jüngeren Lebensgeschichte von Herrn Schuhbeck, die es zu klären gilt", schrieben sie damals in einer Stellungnahme. "Äusserungen zu den Anklagevorwürfen werden gegenüber dem Gericht erfolgen, nicht in oder über die Öffentlichkeit."
Alfons Schuhbeck: Betrug mit Corona-Soforthilfen?
Laut Staatsanwaltschaft soll Schuhbeck unter anderem zu Unrecht Corona-Soforthilfen und Überbrückungshilfen beantragt haben. "Er machte dabei wissentlich falsche Angaben, um für die von ihm vertretenen Gesellschaften nicht gerechtfertigte Subventionen grossen Ausmasses zu erlangen sowie um eine Einnahmequelle von einigem Gewicht und einiger Dauer zu schaffen", hiess es von der Staatsanwaltschaft. Die Behörde wirft Schuhbeck vor, Corona-Hilfen und andere Subventionen in Höhe von 460.000 Euro erschlichen zu haben.
Für neun seiner Unternehmen soll Schuhbeck ausserdem die erforderlichen Insolvenzanträge nicht oder nicht rechtzeitig gestellt haben, obwohl das jeweilige Unternehmen bereits zahlungsunfähig war. Dadurch seien "zahlreiche Geschäftspartner und Gläubiger massiv geschädigt" worden, hiess es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft zur Anklageerhebung. Mindestens ein Unternehmen habe in der Folge selbst einen Insolvenzantrag stellen müssen.
Seit den Äusserungen aus dem vergangenen Herbst haben weder Schuhbeck noch sein Anwalt Norbert Scharf sich öffentlich geäussert – weder zu dem neuen Verfahren noch zu seinem Gesundheitszustand und seinen Haftbedingungen.
Haftstrafe aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt
Denn Schuhbeck, der wegen seiner früheren Verurteilung eigentlich in Haft sitzen müsste, wird nicht vom Gefängnis aus ins Gericht fahren: Seine mehrjährige Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung ist derzeit und noch bis Mitte September aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt. Das jetzt neu beginnende Verfahren sei davon "getrennt zu sehen", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Das Landgericht München I hatte Schuhbeck im Oktober 2022 zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Die Richter waren überzeugt, dass der heute 76-Jährige 2,3 Millionen Euro Steuern hinterzogen und mehr als 1.000 Mal in die Kasse von zwei seiner Restaurants gegriffen hat, um Geld verschwinden zu lassen. Er gab zu, dazu ein Computerprogramm genutzt zu haben, das ein Angestellter in seinem Auftrag erstellt hatte.
Zunächst sass Schuhbeck in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech ein und später in einer Aussenstelle der JVA im Andechser Ortsteil Rothenfeld.
Er bekochte die Queen und die Beatles
Schuhbeck war jahrelang fester Bestandteil der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. Er bewirtete Promis und wurde dabei selbst einer. Er bekochte die Queen, die Beatles, Charlie Chaplin, immer wieder auch den FC Bayern München und wurde einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik.
Sein Name war jahrelang eine Marke. Schuhbeck hatte drei Restaurants, einen Catering-Service, einen Eissalon und Gewürzläden. Er arbeite 19 Stunden am Tag, sagte er noch zu seinem 70. Geburtstag vor rund fünf Jahren. Doch dann der tiefe Fall: Schuhbeck meldete Insolvenz für seine Münchner Restaurants an, dann wurde auch ein Insolvenzverfahren gegen ihn persönlich eröffnet.
Schuhbeck 2022: "Ich habe einiges falsch gemacht"
"Ich habe einiges falsch gemacht", sagte Schuhbeck 2022 vor Gericht. Er habe allen etwas vorgemacht – "weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin". Im Prozess sagte er auch, er stehe vor den Trümmern seines Lebenswerkes. "Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun." Jetzt beginnt der neue Prozess. (dpa/bearbeitet von vit)