Fabian Kahl (r.), und Jan Cizek
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Ob er damit etwas anfangen könne, habe ihn sein Bruder gefragt, erzählt Fleischer Frank im "Bares für Rares"-Studio. Als der vor über zehn Jahren umgezogen ist, hat er eine besondere Plastiktüte gefunden, die allerdings niemand haben wollte. "Zum Einkaufen werd' ich sie nicht nehmen, aber ich guck mal", habe er damals geantwortet, so Frank.
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Doch dann gingen die Jahre ins Land und die Sache verlief sich im Sande - bis das gute Stück kürzlich bei einer Renovierung wieder zutage kam und Frank beschloss: Jetzt soll es weg und bestenfalls etwas Geld einbringen. Den Erlös will er brüderlich teilen. Im Studio erwartet ihn neben Horst Lichter (M.) Kunsthistorikerin Friederike Werner (l.).
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Von der möchte er erfahren, "ob das 'ne Rarität ist oder ob das nur irgendwas ist, was vielleicht was sein könnte, nur weil der Künstler unterschrieben hat." Denn ja, auf der Tüte ist ein Autogramm zu erkennen. Geschrieben mit rotem Kugelschreiber und nur noch sehr schwach lesbar, aber original von Joseph Beuys (1921-86). Und nicht nur das!
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Die Tüte selbst ist ein Kunstwerk: 1971 wurde sie in der ersten Auflage 10.000-mal hergestellt, aber nur 500-mal wie hier mit Filz ausgekleidet. Auf der Rückseite (B.) zeigt sie eine Skizze und auf der Vorderseite ein ausgearbeitetes Diagramm zum Thema direkte Demokratie, das der Künstler mit seinen Studentinnen und Studenten entwickelt hat.
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Einst seien die Tüten in Köln und Berlin auf der Strasse verteilt, im Jahr 1972 dann auf der documenta 5 in Kassel verkauft worden, weiss die Expertin. Diese Edition der internationalen Ausstellungsreihe gilt als eine der einflussreichsten in der Geschichte der documenta. Mit Besucherinnen und Besuchern habe Beuys dort das Thema diskutiert.
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"Ich weiss ja nicht, ob ne Tüte nen eigenen Namen haben kann ...", hakt Horst Lichter vorsichtig nach. Normalerweise gäben Künstlerinnen und Künstler ihren Werken ja einen, aber hier? Und doch, einen Namen gibt es, er ist sogar auf dem Werk mit abgedruckt: "Ein Vergleich zweier Gesellschaftsformen". Ob die Tüte Frank Glück bringt?
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50 Euro hätte er gerne für sein Fundstück. Da geht deutlich mehr, ist sich Friederike Werner sicher: "200 bis 300 Euro", lautet ihre Expertise. "Für 'ne Plastiktüte?!", staunt Frank schon jetzt und kann's auch im kleinen Kurzinterview auf dem Weg zum Händlerraum noch nicht fassen: "Die Expertise, der Schätzpreis war phänomenal!"
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Er wäre ja schon mit 50 Euro "mehr als zufrieden" gewesen, betont er noch mal. "Und dann kommt so was bei raus? Was will ich mehr?" Er könne den Preis weder hoch noch runtertreiben, gibt er zu: "Ich lass' die machen." Und es soll für ihn sogar noch besser kommen als gedacht, denn im Händlerraum ist man sehr angetan von seinem Beuys-Objekt.
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"Was Politisches?", überlegt Fabian Kahl (r.), während Jan Cizek bereits korrekt ahnt: "Ist das von Beuys?" "Sie wollen heute nach Hause mit einer Tasche voll Geld gehen?", fragt Anaisio Guedes den Verkäufer. Frank lacht - und Elisabeth "Lisa" Nüdling startet "ins Blaue" mit einem Gebot von 200 Euro. Alle ausser Jost van Katwijk bieten mit.
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Am Ende bekommt Anaisio Guedes (l.) den Zuschlag - für 450 Euro! "Eingetütet", scherzt er und blättert Frank zwei 200-Euro-Scheine sowie einen Fünfziger hin. "Was soll ich sagen, ich bin begeistert", freut sich der und wiederholt noch mal staunend, was so unglaublich klingt: "450 Euro - für 'ne Plastiktüte!"
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Doch natürlich kommen in der Sendung auch noch andere Objekte unter den Hammer. Etwa eine mechanische, goldfarben lackierte Personenwaage, hergestellt Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre. Sie stammt vom Vater von Bastian, der mit seiner Partnerin Miriam angereist ist und von Detlev Kümmel (l.) erfahren möchte, was das gute Stück wert ist.
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Einst habe die vermutlich im öffentlichen Raum gestanden, weiss der Experte. Wer 10 Pfennig eingeworfen hat, erfuhr sein Gewicht und über eine Tabelle dazu noch, ob dieses dem Ideal entsprach. Einige Münzen sind noch dabei, die Waage ist funktionstüchtig und gut erhalten. 100 bis 200 Euro hätte Bastian gern dafür, 200 bis 300 lautet die Expertise.
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Und 300 werden es dann auch - gezahlt von Anaisio Guedes. Weiter geht's mit dem Ehepaar Annegret und Gerhard, das einen antiken, silbernen Deckelhumpen aus dem Zeitraum 1842 bis 1847 mitgebracht hat, den Gerhard vor etwa 40 Jahren mal erstanden hat, ob auf einem Antikmarkt oder bei einer Versteigerung weiss er nicht mehr genau.
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"Unglaublich, was sie da für einen Fund getan haben!", lobt Kunsthistorikerin Heide Rezepa-Zabel (r.) und verweist unter anderem auf die eingravierten Namen aus dem deutschen Adel und Hochadel - wahrscheinlich sei das Gefäss einst eine Ehrengabe für Militärorden, Adelsbankette oder Trinksprüche gewesen.
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Hergestellt hat es Johann George Hossauer (1794-1874), der damalige Goldschmied von König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861). Der gewünschte Preis von 1000 Euro könnte womöglich um 600 bis 800 Euro überboten werden, glaubt die Expertin. Doch dazu kommt es nicht: Fabian Kahl (l.) zahlt am Ende den glatten Wunschpreis von 1000 Euro.
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Gerhard ist zufrieden und freut sich darauf, am Abend mit seiner Frau auf den schönen Tag "'ne Flasche Rotwein" zu trinken. "Fangen wir mal mit 'nem Gläschen erst mal an", meint dazu lachend seine Frau. Friederike Werner erzählt anschliessend etwas über den schlanken Schäferhund aus Meissener Porzellan, den das Ehepaar Karin und Dirk mitgebracht hat.
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Entworfen habe diesen 1915 der für seine Tierskulpturen bekannte Bildhauer Paul Walther (1876-1933), ausgeformt worden sei der Hund dann in der Zeit von 1924 bis 1934, wie am Signet zu erkennen ist. Trotz exzellentem Zustand und obwohl der Hund auf dem Markt "sehr selten" sei, kann die Expertin den Wunschpreis von 800 Euro leider nicht bestätigen.
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"500 bis 600 Euro", lautet Friederike Werners Schätzung. Auch okay für das Verkäuferpaar, das sein Glück im Händlerraum versuchen möchte. Dort geht ihr Schatz schliesslich für 530 Euro an Fabian Kahl (r.). "Das hatt' ich jetzt schon fast vermutet, dass der in deine Sammlung geht", kommentiert Kollegin Lisa Nüdling.
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Axel (l.), der mit seiner befreundeten Mitbewohnerin Ute angereist ist, möchte dann einen granulierten 585er-Goldring mit Mondstein veräussern, den er von seiner Mutter geerbt hat und der laut Heide Rezepa-Zabel von Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre stammt. Trotz deutlicher Tragespuren kann sie den Wunschpreis von 250 Euro überbieten.
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Allein das Gold sei bereits 470 Euro wert, der Ring könnte womöglich 600 bis 700 Euro bringen. "Da würde sich meine Mutter aber freuen", glaubt Axel und gibt auf dem Weg in den Händlerraum zu: "Ich bin 'n bisschen aufgeregt, freue mich aber sehr." Tatsächlich kommt sein Schmuckstück gut an: "Mein Gott, hübsch!", jubelt Lisa Nüdling.
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Sie überbietet Anaisio Guedes' Startgebot von 450 Euro - und das war's dann auch schon. Der von der Expertin geschätzte Preis wird damit zwar nicht erreicht, doch mit 500 Euro von Lisa Nüdling (B.) wurde der Wunschpreis immerhin verdoppelt. "Der Mondstein, der hat immer so'n bisschen was Mystisches", freut sich die Händlerin über ihren Fang.