Neun EU-Staaten und die Ukraine beraten erstmals über die Pläne für einen Drohnenwall. Mit Blick auf die Finanzierung dieser und anderer Verteidigungsprojekte mahnt Finnlands Verteidigungsminister zu europäischer Solidarität.
Nachdem Russland mehrfach unerlaubt in den europäischen Luftraum eingedrungen ist, sprechen neun EU-Mitgliedstaaten und die Ukraine am Freitag erstmals über Pläne für einen gemeinsamen Verteidigungswall gegen Drohnen.
Wie die EU-Kommission mitteilte, wird Verteidigungskommissar Andrius Kubilius mit Vertretern der acht an Russland oder die Ukraine angrenzenden EU-Mitgliedstaaten und der Ukraine per Videoschalte über erste Vorschläge zur Stärkung der Drohnenabwehr sprechen. Ausserdem ist Dänemark eingeladen, wo Drohnen jüngst Flughäfen lahmgelegt haben.
Der Austausch sei wichtig, um "einen gemeinsamen Überblick darüber zu bekommen, welche Fähigkeiten wir im Drohnenkrieg brauchen und welche Unterstützung die EU bietet, um diesen Prozess zu finanzieren", sagte Finnlands Verteidigungsminister Antti Häkkänen am Donnerstag in Helsinki bei einem Treffen mit deutschen Journalisten, an dem auch unserer Redaktion beteiligt war.
Häkkänen erinnert: Grenze zwischen Demokratie und Diktatur früher durch Deutschland
Finnland teilt im Osten eine über 1.300 Kilometer lange Grenze mit Russland. Die Verteidigungsausgaben dürften aber nicht allein an den russischen Nachbarn hängenbleiben, mahnte Häkkänen.
"Wenn die Grenze zwischen westlicher Zivilisation und Diktatur nicht hier verlaufen würde, würde sie anderswo verlaufen. Früher ging sie einmal durch Berlin", sagte er, und rief zu europäischer Solidarität auf. Finnland habe in der Corona-Pandemie schliesslich auch besonders betroffene Staaten wie Italien und Spanien unterstützt.
Den Drohnenwall hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gefordert, nachdem vor zwei Wochen zahlreiche russischen Drohnen in den Luftraum Polens eingedrungen waren. Der Begriff meint die Fähigkeit, grosse Schwärme angreifender Drohnen schon an der EU-Aussengrenze abschiessen zu können, etwa mit Flakgeschützen, Raketen oder eigenen Drohnen.
Europäische Drohnen in Zusammenarbeit mit der Ukraine?
Europa müsse "massiv in die Entwicklung von Drohnen und in Produktionskapazitäten investieren" und dabei auf die "Expertise der Ukraine" zurückgreifen, fordert Häkkänen. Drohnen seien jedoch nur ein Baustein. "Wenn man nicht über eine insgesamt starke, mehrschichtige Luftabwehr verfügt, gibt es eine Lücke, und das ist wirklich gefährlich."
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Noch gibt es nur vage Pläne, wie ein gemeinsames System zur Drohnenabwehr aussehen könnte – von der Finanzierung ganz zu schweigen.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Antti Häkkänen am 25.9.2025 in Helsinki
- afp