Während sich die Vermittler weiter um eine Waffenruhe bemühen wollen, verstärkt Israel sein militärisches Vorgehen in Gaza noch. Ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht.

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Israels Truppen im Gazastreifen sollen nach dem vorläufigen Scheitern eines Waffenruheabkommens die Angriffe gegen die islamistische Hamas in dem abgeriegelten Küstengebiet forcieren. Generalstabschef Ejal Zamir habe die Ausweitung der Bodenoffensive auf weitere Gebiete angeordnet, teilte die Armee mit. Die Vermittlerstaaten Katar und Ägypten kündigten an, sich verstärkt für eine Wiederaufnahme der indirekten Gespräche zwischen den beiden Kriegsparteien über eine Feuerpause einzusetzen.

Die Hamas begrüsste diese Bemühungen und erklärte sich bereit, "unverzüglich eine Runde indirekter Verhandlungen einzuleiten, um eine Einigung über die strittigen Punkte zu erzielen". Ziel sei ein "dauerhafter Waffenstillstand und ein vollständiger Rückzug" der Armee. Die israelische Regierung lehnt jedoch bislang eine Waffenruhe, in der der Krieg ein endgültiges Ende findet, strikt ab.

Israels Militärchef spricht von unerbittlichem Einsatz

"Wir befinden uns mitten in einer starken und unerbittlichen Operation", sagte Israels Militärchef nach Angaben der Armee bei einem Truppenbesuch im Süden des umkämpften Küstengebiets. Die Offensive solle so lange laufen, bis "die Voraussetzungen für die Rückkehr der Geiseln und die entscheidende Niederlage der Hamas geschaffen sind", hiess es. Die Terrororganisation verliere inzwischen die Kontrolle über den Gazastreifen. Details nannte Zamir nicht.

Bereits zuvor erklärte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz, die Armee angewiesen zu haben, im Gazastreifen weiter vorzurücken sowie alle erklärten Kriegsziele zu erreichen, "unabhängig von jeglichen Verhandlungen".

Zuletzt hatten sich die Hoffnungen auf eine Waffenruhe vorerst zerschlagen. Zwar stimmte die Hamas in ihrer Antwort auf einen Vorschlag des US-Vermittlers Steve Witkoff einer 60-tägigen Feuerpause sowie der Freilassung einiger der von ihr weiterhin festgehaltenen Geiseln zu, stellte aber weitere Bedingungen. Man wolle die Standpunkte beider Kriegsparteien einander näher bringen und strittige Punkte klären, hiess es in einer Stellungnahme der in dem Konflikt ebenfalls vermittelnden arabischen Staaten Katar und Ägypten.

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Widersprüchliche Angaben zu Vorfällen

Die Hamas hatte am Wochenende behauptet, dass bei israelischen Angriffen 30 Menschen an Verteilungszentren für humanitäre Hilfsgüter getötet worden seien. Dutzende weitere seien verletzt. Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht. Die israelische Armee dementierte die Angaben der Terrororganisation.

Eine vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass das Militär "nicht auf Zivilisten geschossen hat, während diese sich in der Nähe oder innerhalb des Verteilungszentrums für humanitäre Hilfe aufhielten, und dass die Berichte entsprechend falsch sind", hiess es am Sonntagabend. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte erklärt, 179 Menschen seien zum Feldhospital in Rafah im Süden gebracht worden, die meisten mit Schuss- und Splitterwunden. Es gebe 21 Tote. Die Überlebenden hätten gesagt, sie seien beim Versuch, eine Ausgabestelle für Hilfsgüter zu erreichen, verletzt worden.

Stiftung: Hamas verbreitet Gerüchte

Die Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die über die Zentren Mahlzeiten verteilt, erklärte hingegen: "Unsere Hilfe wurde heute ohne Zwischenfall verteilt". Und weiter: "Uns sind Gerüchte bekannt, die aktiv von der Hamas verbreitet werden und angebliche Todesfälle und Verletzungen am heutigen Tag betreffen", hiess es. "Diese sind unwahr und frei erfunden."

Israel ermöglicht der Stiftung die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen, um auf diese Weise Hilfsorganisationen der UN und anderer Initiativen zu umgehen. Die UN haben dies kritisiert und Israel vorgeworfen, humanitäre Hilfe als Waffe einzusetzen. Israel hatte nach fast drei Monaten Blockade wieder Hilfslieferungen an die hungernde Bevölkerung in begrenztem Umfang erlaubt.

Greta Thunberg will mit Aktivisten nach Gaza segeln

Israel will nach eigenen Angaben mit Hilfe des neuen Systems verhindern, dass die Hamas humanitäre Hilfe für sich abzweigt. Die UN sagen, Israel habe keine Beweise dafür vorgelegt, dass die Hamas Hilfsgüter abfängt. Augenzeugen haben jedoch in der Vergangenheit mehrfach bestätigt, Hamas-Kämpfer hätten Hilfslieferungen gekapert. Derweil wollen Aktivisten, darunter auch die Schwedin Greta Thunberg, mit einem Segelschiff Hilfsgüter nach Gaza bringen.

Das Schiff "Madleen" habe in der sizilianischen Stadt Catania abgelegt, bestätigte eine Sprecherin des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition. Die Aktivisten wollen nach eigenen Angaben "Israels illegale Belagerung" durchbrechen und "humanitäre Hilfe, Hoffnung und Solidarität nach Gaza" bringen. Mit ihrer Aktion will die Gruppe nach eigenen Angaben zugleich internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Notlage in Gaza lenken. (dpa/bearbeitet von ari)