Die USA sehen im Konflikt mit dem Iran Zeichen der Deeskalation. Doch für eine Entwarnung ist es noch zu früh: In der Nacht sind erneut Raketen nahe der US-Botschaft in Bagdad einschlagen.

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Nach dem iranischen Vergeltungsangriff auf amerikanische Truppen im Irak geht US-Vize-Präsident Mike Pence davon aus, dass Teheran im Konflikt mit den USA nun auf Deeskalation setzt. "Offen gesagt, wir erhalten einige ermutigende Geheimdienstinformationen, nach denen der Iran Botschaften an eben diese [verbündeten] Milizen schickt, sich nicht gegen amerikanische Ziele oder Zivilisten zu wenden", sagte er am Mittwoch dem Sender CBS News. "Und wir hoffen, dass diese Botschaft zu einem Echo führt."

Er glaube, "dass wir heute sicherer sind" als vor der Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani. "Wir streben keinen Regimewechsel im Iran an, aber wir wollen, dass das Regime sein Verhalten ändert."

Auch Trump schlägt moderatere Töne im Konflikt mit Iran an

Zuvor hatte auch US-Präsident Donald Trump moderatere Töne angeschlagen, und zwar neue Wirtschaftssanktionen gegen den Iran angekündigt, aber keine weiteren Militärschläge.

Bei den Raketenangriffen auf zwei Militärbasen im Irak in der Nacht zu Mittwoch seien weder Amerikaner noch Iraker getötet worden. Der Schaden an den angegriffenen Stützpunkten sei zudem "minimal" gewesen. Die Vereinten Nationen in New York werteten die Äusserungen als Deeskalationszeichen im Iran-Konflikt.

Nach Meinung von Experten ist die milde Reaktion der USA allein auf die bevorstehenden US-Wahlen im November zurückzuführen. "Für Trump geht es nur um seine Wiederwahl", sagte Professor Gilles Kepel vom Institut d`Études Politiques de Paris im Deutschlandfunk. Verstrickten sich die USA in eine ungewollte Gewaltspirale, würde das die Wiederwahl gefährden.

Für eine Entwarnung ist es noch zu früh

Nach Trumps Ansicht sehe es so aus, als würde der Iran auf Zurückhaltung setzen, "was eine gute Sache für alle Beteiligten und eine sehr gute Sache für die Welt ist". US-Verteidigungsminister Mark Esper sagte: "Wir hoffen, der Iran wird die Chance zur Deeskalation der Spannungen ergreifen."

Für eine völlige Entwarnung ist es allerdings noch zu früh, die Lage im Irak bleibt angespannt. Am späten Mittwochabend schlugen in der hoch gesicherten Grünen Zone in Bagdad, in der sich auch die US-Botschaft befindet, erneut zwei Raketen des Typs Katjuscha ein, wie das irakische Militär mitteilte. Verletzte habe es nicht gegeben.

Die Lage am Persischen Golf war zuletzt innerhalb weniger Tage eskaliert, nachdem die USA den ranghohen iranischen Militärstrategen Soleimani vergangene Woche bei einem Drohnenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad gezielt getötet hatten. Trump hatte den Iranern danach mit drastischen Konsequenzen im Falle eines Gegenangriffs gedroht.

Bei dem Vergeltungsschlag der Iraner in der Nacht zum Mittwoch waren nach US-Angaben elf aus dem Iran abgefeuerte ballistische Raketen im Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad westlich von Bagdad und fünf in Erbil eingeschlagen. Die Iraker sprachen von 22 Raketen. Alle gingen demnach über Standorten der von den USA angeführten internationalen Koalition zur Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nieder. Im Irak sind auf mehreren Stützpunkten rund 5.000 US-Soldaten stationiert. (jwo/dpa)  © dpa

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