Christian Dürr wurde beim FDP-Parteitag im Mai zum neuen Parteichef gewählt. Bei "Markus Lanz" äusserte er sich am Donnerstagabend unter anderem zur Zukunft seiner Partei. Einige seiner Forderungen liessen den ZDF-Moderator baff zurück.

Eine TV-Nachlese
Diese TV-Nachlese gibt die persönliche Sicht von Natascha Wittmann auf die Sendung wieder. Sie basiert auf eigenen Eindrücken und ordnet das Geschehen journalistisch ein. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wie zukunftsfähig ist die FDP noch? Bei "Markus Lanz" zeigte sich Christian Dürr überraschend selbstbewusst und hoffnungsvoll, was die Zukunftsvision seiner Partei angeht. Doch bei einigen Aussagen musste er sich spitze Nachfragen von dem ZDF-Moderator gefallen lassen.

Das Thema der Runde

Drohnenflüge über kritischer Infrastruktur in Deutschland haben zuletzt nicht nur stark zugenommen, sondern auch für jede Menge Aufruhr gesorgt. Einige Politiker und Experten fordern mittlerweile, die Bundeswehr mit ins Spiel zu bringen. Markus Lanz analysierte daher am Donnerstagabend den aktuellen Stand sowie die Bedrohungslage, wenn es um Drohnentechnologie geht. Zeitgleich wagte der ZDF-Moderator auch einen Blick auf die FDP, die bei der letzten Bundestagswahl kläglich gescheitert ist.

Christian Dürr bei "Markus Lanz"
FDP-Politiker Christian Dürr erläuterte bei "Markus Lanz", dass seine Partei künftig die "radikale Mitte" ansprechen wolle. © ZDF / Markus Hertrich

Die Gäste

  • FDP-Vorsitzender Christian Dürr sagte über die strategische Positionierung seiner Partei: "Wir wollen die Partei der radikalen Mitte sein."
  • Journalist Marc Felix Serrao sprach über das Risiko, den Blick für das Wesentliche zu verlieren: "Das Regierungsviertel ist eine ganz eigene, oft abgekoppelte Welt für sich."
  • Autor Sascha Lobo stellte klar: "Ich glaube, dass wir eine liberale Kraft brauchen."
  • Politologin Ulrike Franke ordnete die jüngsten Drohnenvorfälle in Europa ein: "Im Moment ist mir das mit den Drohnen ein bisschen dicke."

Das Wortgefecht des Abends

Trotz des Scheiterns bei der Bundestagswahl zeigte sich Christian Dürr am Donnerstagabend hoffnungsvoll, was die Zukunft der Liberalen angeht: "Für mich ist das Tatendrang, und ich habe Lust dazu." Markus Lanz hakte dennoch skeptisch nach: "Aber machen Sie das hauptberuflich, was Sie da gerade tun?" Dürr nickte: "Ich mache das im Hauptamt jetzt, ja." Eine Antwort, die Lanz offenbar nicht zufriedenstellen konnte: "Im Hauptamt oder hauptberuflich?" Dürr antwortete deutlich: "Ich habe keinen anderen Job nebenbei. (...) Und für mich ist das eine Aufgabe, die mir Freude macht."

Marc Felix Serrao bei "Markus Lanz"
Journalist Marc Felix Serrao blickt mit grossem Schrecken auf die scheinbare Hilflosigkeit der deutschen Politik, wenn es um Drohnenüberflüge geht. © ZDF / Markus Hertrich

Der FDP-Vorsitzende ergänzte, dass er aktuell sehr viele Menschen treffe, die mit ihm über ihre alltäglichen Probleme sprechen: "Das, was ich jetzt erlebe, sind halt Menschen, die sehr reale Sorgen um ihren Job haben." Lanz intervenierte irritiert: "Ernsthaft? Aber dafür muss man erst rausfliegen, um das zu merken? Das hatten Sie doch bei der Ampel auch schon!" Christian Dürr konterte genervt: "Die Situation ist heute eine andere." Lanz stichelte dennoch unbeirrt weiter: "Nein, Herr Dürr! Nein!"

Journalist Marc Felix Serrao erklärte daraufhin, dass "die Berliner Mitte, das Regierungsviertel (...), eine ganz eigene, oft abgekoppelte Welt für sich" sei. Grund genug für den ZDF-Moderator, nachzuhaken: "Hat man dann sowas wie Phantomschmerz, wenn man so wie Sie so lange da drin ist?" Dürr schüttelte mit dem Kopf: "Nein, Phantomschmerz hat man nicht, (...) aber klar, man ist motiviert."

Der FDP-Mann zeigte sich erneut hoffnungsvoll, als er den Blick in Richtung Zukunft richtete: "Ich habe gelernt, auch im Parlament, dass man Dinge wirklich ändern kann." Er forderte deshalb: "Die Politik muss in Bezug auf Überregulierung und Bürokratie mehr Risiko wagen." Laut Dürr wolle die FDP nun die "radikale Mitte" ansprechen, denn: "Die Menschen sind maximal genervt, dass sich nichts ändert!"

Als Lanz wissen wollte, was sich genau ändern müsse, antwortete der Politiker ehrlich: "Im Durchschnitt werden die Menschen länger arbeiten müssen - und die Wahrheit nicht auszusprechen, obwohl es Millionen von Deutschen wissen, wäre unfair." Ein Satz, auf den der ZDF-Moderator verwirrt reagierte: "Stopp! Was heisst denn das?" Eine konkrete Erklärung konnte Christian Dürr jedoch trotz mehrmaliger Nachfragen nicht liefern.

Die Offenbarung des Abends

Neben der Zukunft der FDP waren auch die jüngsten Drohnensichtungen im deutschen Luftraum bei "Markus Lanz" Thema. Der ZDF-Moderator wollte wissen: "Warum gibt es plötzlich jetzt eine Debatte darüber?" Politologin Ulrike Franke erklärte: "Nicht nur gibt es mehr Drohnensichtungen, (...) sondern vor allen Dingen auch mehr Drohnen, bei denen wir denken, das sind nicht einfach nur Hobby-Piloten."

Lanz merkte an: "Wir sind uns plötzlich alle wahnsinnig sicher, dass das die Russen sind. Woher wollen wir das wissen?" Autor Sascha Lobo antwortete vorsichtig, dass "in dieser hybriden Kriegsführung (...) die Öffentlichkeit und die Angst in der Öffentlichkeit eine sehr wesentliche Rolle" spiele. "Diese Kombination lässt schon darauf schliessen, dass es sich zumindest in einigen Fällen um russische Drohnen handelt", so Lobo.

Journalist Marc Felix Serrao offenbarte daraufhin, dass er "mit grosser Sorge und Erschrockenheit festgestellt" habe, "wie unvorbereitet Deutschland im Jahr 2025 auf das Thema Drohnen ist". Lanz fragte nachdenklich: "Warum wirken wir da so hilflos?" Während Ulrike Franke sagte, dass es bislang "den wirtschaftlichen Druck" noch nicht gegeben habe, um effektiv gegen die Drohnen vorzugehen, forderte Christian Dürr: "Die Antwort der Politik muss sein: Wir müssen technologisch absolut top sein. (...) Wir müssen es hinbekommen, technologisch so in die Bundeswehr zu investieren, dass sie das kann."

Markus Lanz reagierte skeptisch und gab im Laufe der Sendung zu: "Die Vorstellung, dass so etwas hundertfach auf eine Grossstadt runterkommt, die macht mir Angst." Auch Sascha Lobo gab mit Blick in die Zukunft zu bedenken: "Diese Drohnengefahr ist exponentiell grösser geworden durch die viel schnellere Entwicklung der künstlichen Intelligenz."

Der Erkenntnisgewinn

Am Donnerstagabend blickte Markus Lanz mit seinen Gästen auf den aktuellen Stand der Kriegsführung in Bezug auf die vorherrschende Drohnentechnologie. Er warnte in dem Zusammenhang vor einem Wandel, der sich bereits im Ukrainekrieg deutlich widerspiegle: "70 Prozent aller Toten in der Ukraine gehen mittlerweile auf das Konto von Drohnen. Das muss man sich mal klarmachen!"

Empfehlungen der Redaktion

Ulrike Franke nickte zustimmend und ergänzte: "Dass Drohnen auch in zukünftigen militärischen Auseinandersetzungen eine grosse Rolle spielen werden und dass wir uns auch mit gerade der Drohnenabwehr beschäftigen müssen, (...) das ist sehr offensichtlich."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

Teaserbild: © ZDF / Markus Hertrich