Wieder eine Schreckensnacht für die Ukrainer: Moskau schickte Drohnenschwärme, Raketen und Marschflugkörper. Es gab Tote und Verletzte. Auch im benachbarten EU-Land Polen herrschte Alarm.

Bei neuen schweren russischen Luftangriffen auf die Ukraine sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens fünf Menschen getötet und weitere zehn verletzt worden. Russland habe bei einem kombinierten Angriff auf das Land mehr als 50 Raketen und Marschflugkörper sowie rund 500 Drohnen eingesetzt, teilte Selenskyj in den sozialen Netzwerken mit. Laut Behörden starben allein in der Region Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine an der polnischen Grenze vier Menschen.

Betroffen gewesen seien unter anderem auch die Regionen Saporischschja, Sumy, Charkiw, Odessa und Cherson, teilte Selenskyj weiter mit. Russland nahm demnach einmal mehr für die Regionen lebenswichtige Infrastruktur unter Beschuss. Vielerorts liefen die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, sagte Selenskyj.

Zehntausende ukrainische Haushalte ohne Strom

Der Chef der Regionalregierung in der Region Saporischschja, Iwan Fedorow, veröffentlichte am Sonntag im Onlinedienst Telegram Fotos, die einen zerstörten mehrstöckigen Häuserblock und ein ausgebranntes Auto zeigten. Eine Frau sei getötet worden, sechs Menschen verletzt, darunter ein 16-jähriges Mädchen. Wegen des nächtlichen russischen Angriffs seien mehr als 73.000 Haushalte ohne Strom, fügte er an.

Der Bürgermeister von Lemberg, einer westukrainischen Stadt nahe der Grenze zu Polen, teilte mit, dass ein Teil der Stadt ohne Strom sei. Zudem sei der öffentliche Nahverkehr aufgrund eines "massiven feindlichen Angriffs" eingestellt worden. Der öffentliche Nahverkehr in Iwano-Frankiwsk, einer weiteren Stadt im Westen der Ukraine, werde seinen Betrieb wegen des russischen Angriffs "später als gewöhnlich" aufnehmen, fügte er hinzu.

Selenskyj: "Luftterror den Sinn nehmen"

"Wir brauchen mehr Schutz und eine schnellere Umsetzung aller Verteidigungsvereinbarungen, insbesondere im Bereich der Flugabwehr, um diesem Luftterror den Sinn zu nehmen", sagte Selenskyj. Möglich sei ein Waffenstillstand am Himmel, teilte der Präsident mit, ohne Details zu nennen. Das könne den Weg für echte Diplomatie ebnen. Amerika und Europa müssten nun handeln, um Kremlchef Wladimir Putin zum Einlenken zu zwingen.

Die auf polnischer Seite wegen der Gefahr zeitweise aufgestiegenen Kampfflugzeuge und aktivierten bodengestützten Luftabwehr- und Radaraufklärungssysteme kehrten nach Militärangaben wieder zu ihrem Normalbetrieb zurück. "Wir möchten Sie darüber informieren, dass keine Verletzung des polnischen Luftraums beobachtet wurde", hiess es in einer bei X veröffentlichten Mitteilung.

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Polen dankt Niederlanden für Unterstützung der Luftwaffe

Die Lage in der Ukraine werde ständig überwacht, um die Sicherheit des polnischen Luftraums zu verteidigen, teilt das Militär mit. In der vergangenen Nacht hätten auch F-35-Kampfflugzeuge der niederländischen Luftwaffe dazu beigetragen, den Schutz Polens zu gewährleisten, hiess es in einer Danksagung. Es ist bereits seit vielen Monaten Routine, dass Polen während Luftangriffen auf die Westukraine vorsorglich Kampfjets aufsteigen lässt.

Russland führt gegen die Ukraine seit mehr als dreieinhalb Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg. (dpa/bearbeitet von mcf)