Wieder ein Kurswechsel? US-Präsident Donald Trump will der Ukraine offenbar Geheimdienstinfos für Angriffe auf Energieinfrastruktur in Russland zur Verfügung stellen und womöglich sogar die dafür nötigen Waffen.
Die USA wollen einem Bericht des "Wall Street Journals" zufolge der Ukraine künftig Geheimdienstinformationen für mögliche Angriffe auf russische Energieinfrastruktur zur Verfügung stellen. Das berichtet die Zeitung unter Berufung auf ranghohe US-Beamte. Es wäre das erste Mal, dass Washington Kiew bei Angriffen auf russisches Territorium unterstützt, nicht nur bei der Verteidigung des eigenen Staatsgebiets.
Trumps Friedensbemühungen für Ukraine in Sackgasse
Die Regierung von Präsident Donald Trump erwägt dem Bericht zufolge ausserdem, die Ukraine mit reichweitenstärkeren Waffen auszurüsten, mit denen mehr Ziele innerhalb Russlands erreicht werden könnten. Es sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden, was geliefert werden solle, sagten die Beamten der Zeitung zufolge.
Donald Trump hatte versprochen, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Doch ein Dreivierteljahr nach seinem Amtsantritt liegt das Ziel in weiter Ferne. Jetzt also wieder ein Strategiewechsel? Zumindest rhetorisch hat Trump ihn schon vollzogen: Er hatte sich zuletzt immer kritischer über Russland und Kreml-Chef Wladimir Putin geäussert, nachdem er in den ersten Monaten seiner Amtszeit noch einen Annäherungskurs gegenüber Moskau verfolgt hatte. Nachdem er monatelang immer wieder gefordert hatte, die Ukraine müsse zu Gebietsabtretungen bereit sein, sagte er jüngst, die Ukraine könne ihr ursprüngliches Gebiet zurückerobern – bislang allerdings, ohne umfangreichere US-Hilfe anzukündigen.
Neues Futter für Diskussion um Taurus
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Trump bei einem Treffen am Rande der UN-Generalversammlung in New York vergangenen Woche um reichweitenstärkere Waffen gebeten. US-Vize-Präsident JD Vance hatte daraufhin gesagt, die USA würden diese Anfrage prüfen. Im Raum steht, dass die USA die Waffen an europäische Verbündete verkaufen könnten und die diese dann der Ukraine überlassen.
Dabei geht es vor allem um Marschflugkörper des Typs Tomahawk. Diese können je nach Modell Ziele in einer Entfernung von 1.300 bis 2.500 Kilometern erreichen. Damit könnte die Ukraine auch strategisch wichtige Ziele im Landesinneren von Russland erreichen. Wie ukrainische Zeitungen wie "The Kyiv Independent" und "Kyiv Post" analysierten, könnte die Ukraine so etwa den Luftwaffenstützpunkt Olenya und andere Militärflughäfen angreifen, von denen aus Moskau Luftangriffe auf die Ukraine startet. Der US-Ukraine-Beauftragte Keith Kellogg sagte zu dieser Option am Sonntag auf "Fox News": "Nutzt die Fähigkeit, tief zuzuschlagen. So etwas wie sichere Rückzugsorte gibt es nicht."
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Sollte Trump sich tatsächlich dazu entschliessen, Kiew Tomahawks zur Verfügung zu stellen, könnte auch die Diskussion wieder aufflammen, ob Deutschland der Ukraine Marschflugkörper vom Typ Taurus liefern soll. Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz hatte entsprechenden Bitten der Ukraine eine Absage erteilt. Diese sollen eine Reichweite von rund 500 Kilometern haben und damit mehr als die britischen und französischen Systeme, die die Ukraine derzeit nutzt. (mfc)
Verwendete Quellen:
- Material von afp und dpa
- "Kyiv Post" vom 29. September 2025: "Long-Range Gambit: White House Considers Tomahawk Missiles for Ukraine"
- "The Kyiv Independent" vom 29. September 2025: "'There are no such things as sanctuaries' — Ukraine can conduct strikes deep within Russian territory, Kellogg says"