• Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit ist der Präsident des Europaparlaments David Sassoli gestorben.
  • In Brüssel sorgt der Tod des 65-Jährigen für Bestürzung.
  • Politiker betrauern den Verlust eines leidenschaftlichen Europäers.

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Mit Bestürzung und Trauer haben Spitzenpolitiker auf den Tod des Präsidenten des Europaparlaments, David Sassoli, reagiert. "Ich bin zutiefst betrübt über den schrecklichen Verlust eines grossen Europäers und stolzen Italieners", schrieb EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Dienstag auf Twitter. "David Sassoli war ein einfühlsamer Journalist, ein hervorragender Präsident des Europäischen Parlaments und in erster Linie ein guter Freund".

EU-Ratschef Charles Michel würdigte Sassoli als "aufrichtigen und leidenschaftlichen Europäer". Seine menschliche Wärme, seine Grosszügigkeit, seine Herzlichkeit und sein Lächeln würden bereits vermisst.

Italiens Kulturminister und Parteifreund Sassolis, Dario Franceschini, verabschiedete sich mit den Worten: "Ciao David, lebenslanger Freund".

Auch aus den Reihen der Ampel-Parteien bekundeten Politiker ihr Bedauern über den Tod Sassolis. "Trauere um den verstorbenen Präsidenten des Europaparlaments David Sassoli", schrieb Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bei Twitter. "Meine Gedanken sind bei seiner Familie, Freund*innen, seinen italienischen & europäischen Kolleg*innen".

Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil bezeichnete den Italiener als überzeugten Europäer und leidenschaftlichen Sozialdemokrat. "Er wird uns und Europa fehlen", so Klingbeil.

Auch Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner gedachte auf dem Kurznachrichtendienst dem Europa-Politiker. "Wir verlieren einen leidenschaftlichen Europäer, der immer über Parteigrenzen vermittelte und sich in Pandemiezeiten für eine [sic] entscheidungskräftiges EU-Parlament einsetzte", schrieb er am Dienstag.

Lindners Parteikollege Alexander Lambsdorff, der zusammen mit Sassoli von 2014 bis 2019 einer der Vizepräsidenten des EU-Parlaments gewesen war, bezeichnete Sassoli als "fleissig, klug, bescheiden & sympathisch".

Todesursache von Sassoli ist noch unklar

Sassoli starb in der Nacht zum Dienstag im Centro di Riferimento Oncologico in Aviano, einer Klinik in der nordostitalienischen Region Friaul-Julisch Venetien, wie Parlamentssprecher Roberto Cuillo der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte. Der Mann aus Florenz wurde 65 Jahre alt. Zur Todesursache wollte eine Sprecherin am Dienstagmorgen keine Angaben machen.

Sassoli war jedoch bereits seit dem 26. Dezember im Krankenhaus, wie das Parlament am Montag mitgeteilt hatte. Der Aufenthalt war demnach "wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems" erforderlich. Alle seine Termine wurden abgesagt.

Sassoli, der kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als Präsident des EU-Parlaments stand, war zuletzt gesundheitlich angeschlagen. Im Oktober verpasste Sassoli eine Tagung des Parlaments mit Fieber. Zuvor wurde er wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt. Mitte Dezember erklärte Sassoli, nicht zur Wiederwahl als Parlamentspräsident antreten zu wollen.

Neuer EU-Parlamentspräsident soll bereits nächste Woche gewählt werden

Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin soll planmässig in der kommenden Woche in Strassburg gewählt werden. Die Malteserin Roberta Metsola aus der christdemokratischen EVP-Fraktion, die gute Chancen auf den Posten hat, schrieb am Dienstag auf Twitter, sie habe ein gebrochenes Herz.

"Europa hat einen Anführer verloren, ich habe einen Freund verloren, die Demokratie hat einen Vorkämpfer verloren."

Sassoli gehörte der sozialdemokratischen Partei Partito Democratico (PD) an. PD-Chef Enrico Letta bezeichnete Sassoli am Dienstag als "einzigartigen Freund" und "leidenschaftlichen Europäer".

Sassoli war seit Juli 2019 Präsident des Europäischen Parlaments. Der Sozialdemokrat löste seinen Landsmann Antonio Tajani von der konservativen Forza Italia ab. Zuvor hatte er von 2014 bis 2019 den Posten des Vizepräsidenten inne und war damit rund drei Jahre (2014 bis 2017) Vertreter des damaligen Präsidenten Martin Schulz (SPD).

Vor seiner politischen Karriere arbeitete Sassoli als Journalist. Der Werdegang des studierten Politikwissenschaftlers begann zunächst bei kleineren Tageszeitungen. 1985 schaffte er es in die Redaktion der römischen Zeitung "Il Giorno" (Der Tag). Später arbeitete er beim Fernsehen und moderierte die Hauptnachrichtensendung TG1 des öffentlich-rechtlichen Senders Rai 1. (dpa/thp)

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