Nach dem tödlichen Attentat auf den konservativen Aktivisten Charlie Kirk ringen die USA erneut mit ihrem Umgang mit politischer Gewalt. Während Präsident Trump zu Gewaltverzicht aufruft, zeigen die Reaktionen eine Spaltung des Landes.

Die USA befinden sich nach dem tödlichen Attentat auf den rechten Aktivisten und Trump-Vertrauten Charlie Kirk erneut in einem Zustand kollektiver Erschütterung. "Das ist nicht, wer wir sind", zitiert der "Spiegel" den Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, wie auch Utahs Senator John Curtis. Die beiden Republikaner sollen sich mit exakt denselben Worten zum Mord an Kirk geäussert haben. Auch prominente Demokraten wie Barack Obama oder Joe Biden zeigten sich nach dem Attentat erschüttert.

Kirk war am Mittwoch bei einem Auftritt an einer Universität im Bundesstaat Utah tödlich von einer Kugel am Hals getroffen worden. Kirk war Mitbegründer der ultrakonservativen Organisation Turning Point USA (auf Deutsch: Wendepunkt USA) und galt als Trumps Sprachrohr für die Jugend.

Trump ruft zur Mässigung auf, Bannon wird deutlich

Trump selbst ruft nach dem Attentat zu Gewaltverzicht auf. Kirk sei ein Verfechter von Gewaltlosigkeit gewesen, sagte der Präsident am Donnerstag vor Journalisten. "Ich möchte, dass die Menschen auch so reagieren", fügte er hinzu. Das ohnehin angespannte politische Klima zwischen den politischen Lagern in den USA hat sich nach dem tödlichen Schuss auf den 31-Jährigen weiter aufgeheizt.

Weniger diplomatisch äusserte sich etwa der frühere Trump-Berater Steve Bannon. "Charlie Kirk ist ein Kriegsopfer. Wir befinden uns im Krieg in diesem Land", zitiert ihn die Nachrichtenagentur afp. Der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner Newt Gingrich, sprach nach Angaben der "New York Times" von einem "kulturellen Bürgerkrieg" mit liberalen Kräften. Fox-News-Kommentator Jesse Watters sagte, das rechte Lager werde sich für Kirks Tod "rächen".

Linksgerichtete Nutzer äusserten in Onlinemedien teils Genugtuung über Kirks Tod und nannten ihn einen "Hassredner". Die oppositionellen Demokraten hatten den Angriff auf Kirk dagegen scharf verurteilt. Im Gespräch mit dem "Spiegel" kritisiert Professor Robert Pape von der Universität Chicago aber: "Man sieht auch freudvolle Videos, die den Tod von Charlie Kirk feiern, und wir sehen nicht genug linke Politiker, die diese Videos verurteilen." Die Vereinigten Staaten befänden sich in einer "ansteigenden Welle von Trauer, Wut und Angst, die zu noch radikalerer Politik und mehr Gewalt führen" könne. Pape forscht demnach zu politischer Gewalt in den USA.

Das Attentat auf Kirk reiht sich ein in eine beunruhigende Serie von Angriffen auf Personen des öffentlichen Lebens in den USA: Allein seit dem Attentat auf Trump im vergangenen Jahr wurden vier weitere Anschläge auf Personen des öffentlichen Lebens verübt: Im Dezember 2024 wurde in Manhattan Brian Thompson, Vorstand eines grossen Versicherungskonzerns, erschossen. Im Juni tötete ein Attentäter die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman und ihren Ehemann in Minnesota. Senator John Hoffman und seine Frau wurden zuvor vom selben Täter angegriffen, überlebten aber.

Ex-FBI Ermittler und Terrorexperte geht von professionellem Attentäter aus

Der frühere FBI-Ermittler Stuart Kaplan geht im Gespräch mit dem "Spiegel" davon aus, dass es sich um einen professionellen Attentäter gehandelt habe. "Alles deutet auf einen professionell geplanten Mord hin: einen gezielten Anschlag, der Tage oder Wochen zuvor vorbereitet wurde", sagt er im Interview mit dem Magazin.

Der Täter müsse über "Disziplin, Training und Erfahrung" verfügen. Das schliesst der Terrorexperte aus den Rahmenbedingungen: Entfernung, die Position Kirks, die Einbeziehung äusserer Faktoren – all das mache einen solch präzisen Schuss kompliziert. Für die Professionalität spreche auch, dass der Attentäter einen ausgeklügelten Fluchtplan gehabt habe.

Ermittler bitten nach Kirk-Attentat Bevölkerung um Mithilfe

Die US-Polizei fahndet seit dem Attentat mit Hochdruck nach dem Schützen, der laut einer Nachricht von Donald Trump auf Truth Social mittlerweile gefasst ist. Auf einem Video, das bei der Pressekonferenz am Donnerstag gezeigt wurde, ist ein Mensch zu sehen, der über das Dach eines Universitätsgebäudes rennt, zu Boden springt und dann zu Bäumen am Rand des Campus geht.

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Zuvor hatten die Ermittler bereits Fotos einer verdächtigen Person veröffentlicht. Auf den unscharfen Bildern ist ein Mensch, womöglich im Studentenalter, mit dunkler Baseballkappe und Sonnenbrille und schwarzem Oberteil zu sehen, darauf prangt ein Logo mit einer US-Flagge. Das FBI setzte zudem eine Belohnung von 100.000 Dollar (gut 85.000 Euro) für Hinweise zur Ergreifung des Täters aus. Es hat den Anschein, als wäre der Schuldige am Tod von Charlie Kirk gefasst. (ras)

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Verwendete Quellen