Elon Musk hat nach seinem Bruch mit Donald Trump eine neue Partei gegründet. Der Politikberater und US-Experte Julius van de Laar erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, was Musk mit dem Vorhaben bezweckt.
Elon Musk will mit seiner neuen "America"-Partei das Zwei-Parteien-System in den USA aufbrechen. Ist das realistisch oder Grössenwahn des reichsten Manns der Welt?
Julius van de Laar: Immerhin wünschen sich laut einer Gallup-Umfrage 57 Prozent der Amerikaner mehr Optionen als nur die Demokraten und Republikaner. Von daher ist grundsätzlich Potenzial da. Ich glaube auch, dass
Also könnte sich die "America"-Partei tatsächlich etablieren?
Dahinter würde ich ein grosses Fragezeichen setzen. In Amerika gab es immer wieder Versuche von dritten Parteien, die allesamt gescheitert sind. 2016 Jill Stein, 2000 Ralph Nader und 1992 Ross Perot. Das komplexe Wahlsystem in den USA macht es für dritte Parteien extrem schwer.

Bei keinem dieser Versuche stand der reichste Mann der Welt hinter der neuen Partei.
Auch Ross Perot war ein Business-Mogul und setzte 1992 immense finanzielle Ressourcen ein – auch wenn das nicht den finanziellen Dimensionen von Musk entspricht. Perot bekam damals 19 Prozent des Popular Vote, also der Gesamtstimmen in den USA. Trotzdem hatte er am Ende keinen einzigen Electoral Vote, konnte also in keinem Bundesstaat einen Wahlmann gewinnen. Das zeigt, dass das Winner-Takes-it-All-System es sehr kompliziert macht für dritte Parteien.
Musk ist nicht in den USA geboren, dürfte also bei der Präsidentschaftswahl 2028 nicht antreten. Gibt es schon andere Politiker, die mit der Partei in Verbindung gebracht werden?
Noch ist nichts über konkrete Personalien bekannt. Aktuell denke ich, dass es Musk nicht um die Präsidentschaftswahl in drei Jahren geht, sondern um die Zwischenwahlen 2026.
Was will er dort erreichen?
Er will sich in Stellung bringen, um eine Organisation zu haben, die zum Beispiel eine Handvoll Kongressabgeordnete unterstützen kann. Damit baut er ein Gegengewicht zu
Und Sie meinen, er könnte ein paar Sitze im Senat oder Repräsentantenhaus gewinnen?
Das ist möglich, aber aktuell eher unwahrscheinlich. Ich halte es auch für denkbar, dass Musk die Partei einfach als riesiges Verhandlungstool versteht, mit dem er zu Trump sagt: "Schau her, ich investiere hier viele Milliarden Dollar in ein Projekt, das dir schaden kann, indem ich den Republikanern viele Stimmen wegnehme. Überlege dir doch nochmal, ob du diesen Konflikt mit mir haben willst oder ob du nicht doch lieber den Turnaround in unserer Beziehung einleiten willst."
Worum geht es Musk inhaltlich?
Er hat deutlich gesagt, dass ihm Trumps neues Gesetzespaket, der sogenannte "Big Beautiful Bill" zu weit geht, weil dadurch die Staatsverschuldung um Billionen Dollar erhöht wird. Mein Eindruck ist, dass das aber nur ein Vorwand ist und es ihm eigentlich um die Streichungen der Subventionen für die E-Mobilität geht, weil das die Geschäftsgrundlage von Tesla angreift.
Musk ist nicht nur Besitzer von Tesla, sondern auch von X, einer mächtigen Social-Media-Plattform. Inwiefern hilft ihm das bei seinem politischen Unterfangen?
Es hilft natürlich, wenn man eine eigene Plattform hat, auf der man direkt zu den Wählern sprechen kann. So ist er nicht so sehr darauf angewiesen, in den klassischen Medien stattzufinden. Er kann dort im Zweifelsfall auch am Algorithmus schrauben, um sich selbst eine noch bessere Reichweite zu verschaffen.
Warum ist Musk trotzdem so unbeliebt?
Bei den letzten Umfragen, die ich gesehen habe, lag Musk bei 37 Prozent Zuspruch. Das ist ein katastrophaler Wert, vor allem für den Beginn eines Wahlkampfs. Seine Beliebtheit ist enorm eingebrochen im Vergleich zu der Zeit, in der er einfach nur Unternehmer war. Das hat sicherlich mit seinen gemeinsamen Auftritten mit Trump und mit seiner Rolle bei DOGE, der Behörde für Regierungseffizienz, zu tun.
Über den Gesprächspartner
- Julius van de Laar ist Kampagnen- und Strategieberater. 2012 arbeitete er in leitender Funktion im Wahlkampfteam von Barrack Obama. Seitdem kommentiert er in verschiedenen Medien das politische Geschehen in den USA aus strategischer Perspektive.