Die Geo Group unterstützte Donald Trump im Wahlkampf. Heute profitiert die private Gefängnisfirma von seiner umstrittenen Migrationspolitik. Die Nähe zur Regierung sieht ein US-Strafrechtler kritisch.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Anne-Kathrin Hamilton sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Seit Donald Trump wieder US-Präsident ist, werden immer wieder mutmasslich illegale Migranten verhaftet. Kritiker und Menschenrechtsorganisationen sind alarmiert. Oft ist die Rechtslage unklar. Dennoch füllen sich die Gefängnisse landesweit. In nur acht Tagen entstand inmitten eines Sumpfgebietes in Florida die umstrittene Abschiebehaftanstalt "Alligator Alcatraz" mit 5000 Betten.

Von der Verhaftungswelle profitiert ein Unternehmen besonders: die Geo Group. Bereits im US-Wahlkampf suchte die private Gefängnisfirma Trumps Nähe.

Unter Trump macht die Gefängnisfirma Geo Group enorme Gewinne

Die Geo Group verdient mit Gefangenen Geld, und davon gibt es momentan sehr viele. Wie die britische Zeitung "Observer" bereits im Juni berichtete, sind die von der Einwanderungs- und Zollbehörde "United States Immigration and Customs Enforcement" (kurz: ICE) betriebenen Einrichtungen weit über ihre Kapazitäten hinaus ausgelastet. Mehr als 90 Prozent der Inhaftierten sollen sich in privaten Gefängnissen befinden. Darunter auch in Einrichtungen der Geo Group.

Sie gehört zu den grössten privaten Gefängnisunternehmen in den USA und ist auch in anderen Ländern wie Südafrika und Australien aktiv. Die Firma wurde 1984 von George Zoley gegründet und hat ihren Hauptsitz in Boca Raton, Florida. Zoley wurde in Griechenland geboren. Als Dreijähriger wanderte er mit Mutter und Schwester in die USA aus. Heute macht er als geschäftsführender Vorsitzender der Firma Profit mit der Verhaftung von Migranten.

In internen Mitteilungen der Geo Group wird die aggressive Grenzpolitik der Trump-Regierung als wichtige Quelle für potenzielles Umsatzwachstum in 2025 genannt, schreibt der "Observer". Die durchschnittlichen Kosten für die Inhaftierung eines einzelnen Migranten in einer privaten Einrichtung liegen laut einer Datenanalyse des "American Immigration Council" zwischen 236 und 481 Dollar pro Tag.

"Schneller und billiger": Donald Trump setzt auf private Gefängnisfirmen

"Private Gefängnisunternehmen können Strafanstalten in der Regel schneller und billiger bauen als die Regierung, weil es für sie unter anderem weniger bürokratische Hürden gibt", erklärt der US-amerikanische Strafrechtler Robert Rogers auf Anfrage unserer Redaktion. Er lehrt an der "Middle Tennessee State University".

Angeblich sollen private Gefängnisfirmen dem Steuerzahler also Geld sparen. Doch daran zweifelt Rogers. Ihm zufolge erzielen sie ihre Gewinne in erster Linie durch die Zahlung niedrigerer Löhne an ihre Mitarbeiter. Folglich haben sie viele unerfahrene Mitarbeiter und eine hohe Personalfluktuation.

Bereits nach Trumps Wahlsieg im November 2024 waren die Aktien des Unternehmens in die Höhe gesprungen. Etwa einen Monat nach seinem Amtsantritt im Januar sicherte die Zollbehörde ICE Zoleys Unternehmen dann einen 15-Jahres-Vertrag im Wert von einer Milliarde Dollar für die Inhaftierung von bis zu 1000 Migranten in New Jersey zu.

Aufmerksame Investoren hatten von dem vielversprechenden Deal schon geahnt. Es war kein Geheimnis, dass private Gefängnisunternehmen wie Geo Group Millionen für Trumps Wiederwahlkampagne spendeten. Seine radikale Migrationspolitik beflügelt ihr Geschäft.

Denn: Ihr Fokus liegt auf Haftanstalten für illegale Einwanderer und nicht so sehr auf schweren Straftätern. "Dadurch benötigen sie weniger Personal und weniger sichere Einrichtungen. Ausserdem gibt es in privaten Gefängnissen in der Regel weniger Rehabilitationsmassnahmen für die Insassen", erklärt Strafrechtsexperte Rogers. Solch eine Dienstleistung würde Geld kosten.

Auf der eigenen Website schreibt die Geo Group, dass sie sich zu Rehabilitationsprogrammen für Häftlinge verpflichten würde. Sie biete "qualitativ hochwertige Dienstleistungen in Sicherheitseinrichtungen, bei der Wiedereingliederung in die Gemeinschaft und bei der elektronischen Überwachung" an.

Auf einem Zeitstrahl skizziert das Unternehmen die wichtigsten Meilensteine seit der Gründung. Von 2019 datiert der bisher letzte Eintrag: die Verkündung, dass Geo Group erstmals einen Menschenrechtsbericht veröffentlicht. Ein Thema, bei dem Firmen der Branche immer wieder in die Kritik geraten.

Geo Group in den USA: Inspektion deckt gravierende Verstösse in ICE-Einrichtung auf

Rogers verweist auf Berichte, wonach in privaten Gefängnissen mehr Gewalt und Schmuggelware wie illegale Drogen vorkommen als in staatlichen Anstalten. Kritiker befürchten, dass die private Führung von profitorientierten Gefängnissen zu schlechter Behandlung der Insassen führt. Sprich, dass wirtschaftliche Interessen auf Kosten der Menschenrechte und der Qualität der Haftbedingungen gehen.

Im Juni 2024 führte das US-Heimatschutzministerium unter der Regierung des damaligen Präsidenten Joe Biden eine unangekündigte Inspektion in der von der Geo Group betriebenen ICE-Einrichtung in Aurora, Colorado, durch. Dabei kamen zahlreiche Verstösse ans Licht: Es fehlte an medizinischer Versorgung, an einer Dokumentation der Einzelhaft und an Kissen für Häftlinge, die auf Feldbetten und Beton schlafen mussten.

Trump und Geo Group: Experte warnt vor einer "kaiserlichen Präsidentschaft"

Die Nähe zur Trump-Regierung könnte für die Gefängnis-Betreiber von Vorteil sein: wenn die Behörden in Zukunft weniger streng kontrollieren als zuvor unter Präsident Biden.

Verstossen die Unternehmen in ihren Haftanstalten gegen Gesetze, können sie zwar verklagt werden. Das Gleiche gilt auch für Regierungsbehörden, die mit ihnen Verträge geschlossen haben. Doch das ist Rogers zufolge häufig ein mühsamer und zeitaufwändiger Prozess.

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"Die Gerichte haben es Trump in der Regel gestattet, seine Politik über längere Zeiträume umzusetzen, bevor der Oberste Gerichtshof eingreift, wenn er überhaupt eingreift", sagt Rogers. Selbst wenn der Oberste Gerichtshof sich mit einem Fall befassen sollte, kann der Präsident auch hier auf die solide Mehrheit von Richtern hoffen, die ihm bisher einen grossen Spielraum bei der Umsetzung seiner Anordnungen eingeräumt haben.

Aus Rogers Sicht sind das keine gute Aussichten. Nicht nur für die Bedingungen in den Gefängnissen, sondern für das gesamte politische System in den USA. Denn so werde die traditionelle demokratische Kontrolle untergraben und eine "kaiserliche Präsidentschaft" entstehe.

Über den Gesprächspartner

  • Robert Rogers ist Professor für Strafjustiz an der Middle Tennessee State University in den USA. Er befasst sich mit der Thematik seit mehr als 45 Jahren. Bevor er seine akademische Laufbahn begann, war er unter anderem als Justizvollzugsbeamter bei der Bundesstrafanstalt Memphis, Tennessee, tätig.

Verwendete Quellen