Japan hat sich mit US-Präsident Donald Trump auf einen Deal geeinigt. Auf den ersten Blick scheint das ein kluger Schachzug aus Tokio zu sein - an dem sich die EU bei den kommenden Verhandlungen mit den USA orientieren kann.
Es ist ein Deal, der international für Aufmerksamkeit sorgt:
Laut US-Präsident Trump sollen 90 Prozent der daraus resultierenden Gewinne in Amerika bleiben, zudem verspricht er "Hunderttausende Jobs". Für Japan scheint das Abkommen trotz hoher Verpflichtungen strategisch sinnvoll, denn es bewahrt den wichtigen Zugang zum US-Markt und sichert Vorteile für die heimische Autoindustrie.
Der Ökonom Rolf J. Langhammer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft erklärt gegenüber unserer Redaktion: "Aus japanischer Sicht ist dieser Deal das Beste, was zu erreichen war." Insbesondere die niedrigeren Handelszölle auf Autos von 15 Prozent sind für Japan als Automobilexporteur wichtig.
Die EU steckt noch in den Verhandlungen
Doch was bedeutet dieser Deal für Europa? Angesichts des schwelenden Handelskonflikts zwischen der EU und den USA stellt sich die Frage, ob sich Europa an Japans Vorgehen ein Beispiel nehmen kann – oder sogar sollte. Denn gegenüber der EU hat der US-Präsident noch deutlich höhere Zölle angekündigt. Ab dem 1. August sollen pauschal auf nahezu alle Importe aus Europa 30 Prozent Zölle aufgeschlagen werden. Kupfer soll sogar zu 50 Prozent verzollt werden.
Sollte es so weit kommen, käme das einem faktischen Boykott gleich. Es ist davon auszugehen, dass Händler in den USA die Zölle an die Konsumenten in Form von gestiegenen Preisen weitergeben. Erwartet wird, dass die Preise für Kaffee, Kleidung, Schuhe, Autos und Haushaltsgeräte in den USA deutlich steigen werden. Insbesondere E-Autos könnten durch die hohen Zölle auf Kupfer erheblich teurer werden.
US-Regierung zeigt harte Kante
Auch wenn der US-Präsident nach seinen letzten Zollankündigungen im April zunächst wieder einknickte und die Zölle noch am Tag des Inkrafttretens wieder einkassierte, scheint er es dieses Mal ernst zu meinen. Der US-amerikanische Handelsminister Howard Lutnick sagte dem US-Nachrichtensender CNBC zuletzt, der 1. August sei eine harte Deadline: "Die neuen Zölle werden kommen". Allerdings könnten Länder auch danach noch mit den USA verhandeln.
Bisher hat die Trump-Regierung neben dem Deal mit Japan auch mit China eine Einigung im Handelsstreit erreicht. Statt wie ursprünglich geplant 145 Prozent werden nun 30 Prozent Zölle auf chinesische Waren veranschlagt. US-Produkte werden in China hierfür mit 10 Prozent Zöllen belegt. Kanada und Mexiko hatten mit der Trump-Administration bereits während dessen erster Amtszeit das United States-Mexico-Canada Agreement unterzeichnet, welches bestimmte Waren von erhöhten Zöllen ausnimmt oder diese reduziert.
Die Europäische Kommission beratschlagt seit April über eine Antwort auf die US-amerikanische Zoll-Politik. Zuletzt hiess es, dass sich beide Seiten auf 15 Prozent Zölle auf EU-Waren in die USA einigen könnten.
Der Deal zwischen Japan und den USA könnte hier also als Richtwert dienen, an dem sich die EU orientieren kann. Laut Rolf J. Langhammer kein schlechter Deal für die EU: "In der EU gelten relativ hohe Einfuhrzölle auf Pkw von zehn Prozent. Diese Regelung kommt noch aus den 1990er-Jahren, also aus einer Zeit, als EU-Produzenten die Konkurrenz mit japanischen Autos fürchteten."
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Tritt die EU geschlossen gegenüber Trump auf?
Somit würden sich die Zölle auf Pkw in den USA denen in der EU annähern. Allerdings ist es fraglich, ob die EU geschlossen gegenüber Trump auftritt oder nationalstaatliche Interessen die Verhandlungen dominieren. Deutschland, die Tschechische Republik, die Slowakei und Spanien besitzen starke Automobilindustrien, die vom Export leben. Sie haben ein grosses Interesse daran, dass die Zölle auf Pkw nicht erhöht werden. Frankreich hingegen hat weniger Interesse am Pkw-Export und setzt einen Fokus auf Agrarexporte.
Ökonom Langhammer: "Das weiss Trump und versucht die Gemeinschaft auseinander zu dividieren." Hier sei es entscheidend, ob die Staats- und Regierungschefs nun direkt mit dem US-Präsidenten verhandeln und einen besseren Deal für ihr Land herausholen wollen – oder ob sie sich geschlossen hinter die EU-Kommission stellen und eine gemeinsame Lösung anstreben. Viel Zeit bleibt ohnehin nicht. Einigt man sich nicht bis Ende kommender Woche, treten die angedrohten Maximalzölle von 30 Prozent auf Waren aus der EU in Kraft.
Über den Gesprächspartner
- Rolf J. Langhammer ist Ökonom am Institut für Weltwirtschaft in Kiel und war bis 2012 dessen Vizepräsident.
Quellen:
- Gespräch mit Rolf J. Langhammer.
- CNBC.com: Aug. 1 is ‘hard deadline’ for Trump’s tariffs, Commerce Secretary Lutnick says