Bereits seit 20 Jahren wird der Homeless World Cup organisiert, auch ein Team aus Deutschland ist regelmässig dabei. Das Turnier verdient mehr Aufmerksamkeit.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Während derzeit bei Fans, Medienvertreter*innen und natürlich den Sportlerinnen selbst der Countdown zur WM in Australien und Neuseeland läuft, hat anderswo die Weltmeisterschaft bereits begonnen. Das nicht nur gleichfalls im Fussball, sondern sowohl mit Männern wie Frauen. Relativ unbemerkt von vielen Beobachter*innen hierzulande, ist in den USA, genauer in Sacramento, am 8. August der Homeless World Cup (HWC) gestartet.

Mehr News zum Thema Fussball

Grund zum Feiern: 20 Jahre Homeless World Cup

Es ist zugleich das Jubiläum dieses besonderen World Cups, der 2003 in Graz zum ersten Mal durchgeführt wurde. Die Gründungsväter sind der Österreicher Harald Schmied, der 2018 an ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) verstorben ist, und der Schotte Mel Young, heute Präsident der Homeless World Cup Foundation. Das Turnier findet jährlich statt, nach der Auflage 2019 in Cardiff waren die Macher*innen allerdings zur coronabedingten Pause gezwungen.

Die Idee der Organisator*innen ist eine, die im Fussball glücklicherweise immer noch lebt, auch wenn der Sport als Business längst auf eine Art und Weise überdreht ist, die gerade viele Fans nicht nachvollziehen können: Es geht darum, Menschen durch die Kraft, die von diesem Sport ausgeht, zusammenzubringen. Gemeinschaft zu stiften, ebenso wie Sinn. Fussball nicht als ein Privileg abzuschirmen, sondern als etwas zu begreifen, woran alle teilhaben sollen. Deswegen war eine grosse gemeinsame Aufgabe für dieses Jahr auch, es dem Team aus der Ukraine trotz des Angriffskrieges zu ermöglichen, in den USA dabei zu sein.

Fussball als Angebot für Gemeinschaft

Der jährliche World Cup ist ein bedeutender, aber längst nicht der einzige Baustein dieses Ansinnens. In derzeit über 70 Ländern veranstalten die Mitgliedsorganisationen über das Jahr Turniere. So sollen Menschen, die wohnungs- oder heimatlos sind, Wege aufgezeigt werden, wie sie zu Bedingungen, die ihnen möglich sind, wieder Teil einer Gruppe sein können.

Neben Trainings werden an vielen Standorten auch Hilfe bei gesundheitlichen Themen, Schlafplätze und mehr angeboten. Fussball dient als Kit, als Motivator und als Angebot für Gemeinschaft.

Reise zum Turnier als besondere Chance

In Deutschland ist es der Verein Anstoss e. V. – Bundesvereinigung für soziale Integration durch Sport, der ein Team zum Homeless World Cup entsendet. Zugleich ist der Verein Dreh- und Angelpunkt für das deutschlandweite Netzwerk des sozialen Strassenfussballs und führt seit 2006 die Deutsche Meisterschaft im Strassenfussball durch. Der Kader, mit dem Anstoss am Ende zum Homeless World Cup reist, setzt sich zusammen aus Menschen, die einerseits Talent im Fussball haben und für die eine solche Tour andererseits eine Chance bietet.

Denn natürlich geht es bei dem Turnier um Fussball, aber eben nicht nur. Im Zentrum stehen die Begegnungen vor Ort und was die Wohnungslosen aus dieser gemeinsamen Zeit im Sport mitnehmen ins heimische Leben. Die Verbesserung ihrer sozialen Kontakte, so sie gewünscht ist, formulieren die Organisator*innen als einen Herzensaspekt ihrer Arbeit. Damit der HWC Menschen nicht nur einmal im Jahr zusammenbringt, sondern durch das Turnier die Leben der Beteiligten eine positive Veränderung erfahren. So viel Kraft hat der Fussball.

Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.