Frankfurt/Main - Der Dachverband der Fanhilfen hat erneut überzogene Polizeieinsätze gegen Fussballfans beklagt. In seinem Bericht zur Saison 2024/25 dokumentierte der Verein wie schon im vergangenen Jahr 24 Fälle - von der Bundesliga über die 2. und 3. Liga bis zur Regionalliga.

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"Unser neuer Saisonbericht zeigt deutlich, dass die Sicherheitsbehörden auch nach der Heim-EM mit hohem Repressionsdruck gegen Fans vorgehen. Somit kann weder in der Qualität noch in der Quantität der Einsätze eine Verbesserung verzeichnet werden", sagte Vorstandsmitglied Linda Röttig. "Wir brauchen dringend eine Trendumkehr."

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisierte die Aussagen. "Glücklicherweise" würden weder Quantität noch Qualität von Polizeieinsätzen von Fan-Funktionären beurteilt, teilte der Bundesvorsitzende Rainer Wendt mit. "Insbesondere die Verhältnismässigkeit und Rechtmässigkeit von Einsätzen zu prüfen, obliegt im Rechtsstaat unabhängigen Gerichten, die dies auch regelmässig tun. Recht wird vor Gericht gesprochen, nicht im "Saisonbericht" von Vereinen", sagte Wendt der Deutschen Presse-Agentur weiter.

Auch Kritik an verhinderten Stadionbesuchen

Bei einzelnen Einsätzen hat es aus Sicht des Dachverbandes ein äusserst brutales Vorgehen der Polizei gegeben. Die bundesweite Organisation unterstützt nach eigenen Angaben Anhänger bei der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer bürgerlichen Rechte und stellt bei Fussballspielen einen ansprechbaren Anwalt.

Die Fanhilfen kritisierten auch, dass durch unverhältnismässige Polizeimassnahmen Fans am Besuch ihres geplanten Spiels gehindert würden. Allerdings fallen vereinzelte Fans auch immer wieder durch gewaltbereite Aktionen auf.

Polizei-Gewerkschaft mit Vorwürfen an Fanhilfen

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) widersprach der Kritik. "Der Dachverband der deutschen Fanhilfen versucht, die gute Polizeiarbeit bei Fussballeinsätzen schlechtzumachen", sagte Bundesvorsitzender Jochen Kopelke der Deutschen Presse-Agentur.

"Mittlerweile haben Ultras, Schläger und Extremisten die Gewalt zurück in die Fussballstadien gebracht. Familien fühlen sich zunehmend unsicher. Wir Polizisten stellen uns diesen Chaoten entgegen und setzen Recht durch", fügte Kopelke hinzu. "Anstatt für einen friedlichen Fussball geeignete Lösungen mit den Vereinen zu erarbeiten und sich für friedlichen Fussball zu engagieren, protegieren Fanhilfen Schläger und Gewalttäter und verharmlosen deren Verhalten", kritisierte der Vorsitzende.

Der Saisonbericht bildet laut dem Dachverband nur einen Bruchteil der unverhältnismässigen Polizeieinsätze ab, da es nicht bei jedem Verein eine Fanhilfe gebe. Der Dachverband bemängelte ausserdem, dass er nicht zu Treffen der Deutschen Fussball Liga und des Deutschen Fussball-Bundes eingeladen wird. Zuletzt fand im April die jährliche Vollversammlung der Fanbeauftragten statt, die von den Fachbereichen der DFL und des DFB organisiert wurde.  © Deutsche Presse-Agentur