Charlotte Link liefert mit ihren Krimis regelmässig Vorlagen für TV-Verfilmungen. Anfang Oktober läuft der Zweiteiler "Einsame Nacht" in der ARD. In einem Interview hat die Bestseller-Autorin jetzt die Zusammenarbeit mit dem Sender kritisiert.

Bestseller-Autorin Charlotte Link zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Seit Jahren werden ihre Werke in regelmässigen Abständen verfilmt, liefen bisher im ZDF oder in der ARD. Am 2. und 3. Oktober wird in zwei Teilen die Verfilmung von "Einsame Nacht" im Ersten ausgestrahlt. In einem Interview mit "Hörzu" sprach die 61-Jährige über die Zusammenarbeit und kritisierte dabei auch den öffentlich-rechtlichen Sender.

"Rein theoretisch könnte ich nach dem Verkauf der Filmrechte gar nicht mehr so viel sagen", erklärte Link über ihr Mitspracherecht bei der Verfilmung. Sie arbeite aber seit Jahren mit dem Produzenten und Drehbuchschreiber eng zusammen, daher mache er eigentlich keinen Schritt, "ohne dass ich noch mal einen Blick darauf werfe. Kritik von mir nimmt er sehr ernst". Sie bekomme immer die Castingliste vorgelegt und könne Einspruch einlegen, das sei aber meist nicht nötig. "Schwieriger wird es eher mit dem Sender."

Charlotte Link: "Dagegen sind meine Filme harmlos"

Die Autorin führte die Schwierigkeiten weiter aus. Das Tauziehen beginne zum Beispiel, wenn es um die Uhrzeit der Ausstrahlung gehe. Dann heisse es vom Sender, das dürfe nicht vor 21 Uhr gezeigt werden, das sei zu brutal. Wenn Link anführe, dass das "aber eine Schlüsselszene" sei, dann werde es richtig schwierig. "Dem Sender ist es auch nicht so wichtig, sich meine Freundschaft zu erhalten. Und dieses Tauziehen gewinne ich nicht immer." Bei Streaminganbietern könne alles zu jeder Zeit gestreamt werden, "dagegen sind meine Filme harmlos. Diese Regelung wirkt da schon ein bisschen antiquiert", so die Schriftstellerin.

Empfehlungen der Redaktion

Auch zu einem anderen Krimiformat der ARD fand Link deutliche Worte. Früher habe sie den "Tatort" gerne angesehen, "aber ich finde, er hat sich verändert. Früher ging es oft um Fälle, die näher an normalen Menschen dran waren, wo man sich ein Stück weit identifizieren konnte. Heute habe ich das Gefühl, es sind oft abgehobene Geschichten aus Milieus, mit denen der normale Mensch nie in Berührung kommt". Der "Tatort" habe sich in diese Richtung entwickelt. "Wobei ich fairerweise sagen muss: Ich habe ihn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen – vielleicht tue ich ihm da auch unrecht." (vit)

Verwendete Quelle