In “Call My Agent Berlin” tritt die erste Liga der deutschen Stars auf – und parodiert sich selbst: Heiner Lauterbach spricht nur über sich, Heike Makatsch will einen “normalen Mann” und Moritz Bleibtreu muss zum Schönheitschirurgen
Diese Talkshow läuft für Schauspieler
Mit "Call My Agent Berlin" (ab 12. September) legt der Streaming-Anbieter Disney+ seine erste deutsche Eigenproduktion vor. Eingekauft wurde, was das heimische Star-Aufgebot hergibt:
Vorlage für "Call My Agent Berlin" ist die französische Serie "Dix pour cent", die 2015 startete. Der Name, auf Deutsch übersetzt "Zehn Prozent", steht für den Anteil, den Agenten von den Gagen ihrer Schauspieler einstreichen. Um sie dreht sich in "Call My Agent Berlin" alles. Nach dem Tod von Richard Stern steht seine Agentur kurz vor der Pleite. Ein Machtkampf zwischen Gabor Reichenbach (Lucas Gregorowicz) und seiner Kontrahentin Sascha (Karin Hanczewski) um die Zukunft entbrennt.
Schauspieler parodieren sich selbst
Dass Stars in Film und Fernsehen fiktionale, selbstironische Versionen ihrer selbst spielen, ist nichts Neues. Ricky Gervais outete Kate Winslet in "Extras" als fluchende Sexsüchtige, Seth Rogen brachte in diesem Jahr in "The Studio" Martin Scorsese zum Heulen. Auch in Deutschland hat das mittlerweile Tradition. Christian Ulmen inszenierte seine Scham-Comedy "Jerks" um Parodien von Fahri Yardim und sich selbst.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass "Call My Agent Berlin" sich in den ersten Folgen zunächst auf seine Starpower verlässt. In schneller Folge tauchen Moritz Bleibtreu,
Mehr Handlung statt mehr Stars
Die Überzeichnung der prominenten Schauspieler ist eher dezent, als Satire geht das nur am Rande durch – ähnlich gelagerte Projekte sind in der Vergangenheit wesentlich rabiater zur Sache gegangen. Das mag daran liegen, dass Deutschland nicht so viele bekannte Stars aufbieten kann, um eine ganze Serie zu tragen. Nach Iris Berben, Heiner Lauterbach und Katja Riemann kommt lange nichts.
"Call My Agent Berlin" entscheidet sich deshalb dafür, abseits von Starpower auch auf eine differenzierte Handlung zu setzen. Die Charaktere der Schauspieleragentur zeigen von Folge zu Folge neue Facetten, mal ist der eine der Bösewicht, mal der andere, und mit zunehmendem Verlauf werden die Intrigen, in die sich die Protagonisten verstricken, immer verworrener. Dazwischen blitzt aber auch immer die grosse Liebe zum Kino und echter Schauspielkunst auf. "Filme sind wichtiger als das Leben", heisst es einmal in der Serie.
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Insgesamt macht das aus "Call My Agent Berlin" eine starke erste deutsche Produktion von Disney+, mit ein paar Schwächen, einem spannenden Setting und hochklassigen Schauspielern. Dass dabei auch noch die grössten Stars, die das heimische Kino zu bieten hat, vorkommen, ist ein Bonus, der Lust auf eine zweite Staffel macht.