Fans warten schon ungeduldig auf den neuesten Film aus dem "Jurassic"-Universum. In "Jurassic World: Die Wiedergeburt" (Kinostart: 2. Juli) besinnt sich Regisseur Gareth Edwards zurück auf alte Stärken der Reihe und erzählt von furchterregenden Dinos in atemberaubender Landschaft.

Ein Interview

Im Interview spricht Edwards über die Zusammenarbeit mit Steven Spielberg als ausführendem Produzenten, Wimbledon-Angst und warum Scarlett Johansson wirklich eine Traumbesetzung ist.

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Wie kam’s zu "Jurassic World: Wiedergeburt"? Hat Steven Spielberg Sie persönlich angerufen, um diesen Job zu machen?

Edwards: Nein, meine Freundin hat mir eine URL mit der Meldung geschickt, dass die Universal Studios einen Regisseur für "Jurassic" suchten. Ich habe sie sofort an meinen Agenten weitergeleitet und getippt: "Ist das doof?" und vergass völlig, was passiert war, weil ich gerade mit einem Freund telefonierte. Dann legte ich das Telefon weg und hatte vier verpasste Anrufe. Ich dachte nur: "Oh Gott, ja! Jurassic!" Als ich meinen Agenten angerufen habe, sagte er nur: "Du wirst es kaum glauben, was gerade passiert ist! Universal und Frank Marshall (Produzent) haben mich gerade gefragt, ob du Interesse hättest, einen Jurassic-Film zu machen - und gerade, als ich sagen wollte: "Er will eine Pause machen", kam deine SMS. Ich habe dann gelacht und es ihnen erzählt", und dann schickten sie mir das Drehbuch. Ich wollte es eigentlich nicht mögen und Urlaub machen, aber das Drehbuch war eine Spielwiese für einen Regisseur und fühlte sich an, wie ein kleiner Liebesbrief an einen alten Spielberg-Film. In jeder anderen Situation hätte ich "Nein" gesagt, aber bei Steven Spielberg hätte ich nachts nicht schlafen können, wenn ich abgelehnt hätte.

Als Jurassic Park 1993 veröffentlicht wurde, waren Sie 18 Jahre alt. Haben Sie jemals davon geträumt, Teil dieses Franchise zu sein?

Ja, weil ich ein arrogantes, nerviges Kind war, das nicht verstanden hat, wie schwierig das Leben wirklich war. Als ich hörte, dass Spielberg den Film macht, las ich das Buch und genoss jede Seite, während ich mir den Film vorstellte. Ich weiss noch, wie sich im Kino der Vorhang nicht öffnete, und ich dachte: Mist, da ist ein Fehler passiert! Später wurde mir klar, dass Steven ein anderes Seitenverhältnis wollte, damit der Brachiosaurus in der Höhe hineinpasste. Danach habe ich mir das Making of zu "Jurassic Park" ungefähr 200 Mal angesehen. Letztlich kaufte ich mir einen Computer, lernte, wie man Dinosaurier animiert, und dachte, ich würde einen Film wie diesen machen. Stattdessen machte ich Karriere mit visuellen Effekte und dachte, ich hätte mein Leben verschwendet. Dann zog ich einen Schlussstrich und drehte "Godzilla" (2014).

Dank "Jurassic World: Die Wiedergeburt" sind Sie nun Teil des "Jurassic World"-Universums. Was ist der Unterschied zwischen der Arbeit mit Dinosauriern und der Arbeit an Godzilla?

"Godzilla" hat nie eine einzelne Person anvisiert oder verfolgt. Er war eher wie ein Wirbelsturm, der durch die Stadt fegte, und das machte das Design, das Rennen, Springen und Entkommen ziemlich schwierig. Dinosaurier hingegen können ziemlich rachsüchtig sein. Wenn sie auf dich treten, ist das kein Zufall, weil sie dich fressen wollen. Alles fühlt sich viel ursprünglicher an. Wir sind alle so verdrahtet, dass wir eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion auf Tiere haben, die grösser sind als wir - egal wie surreal ein Film wie dieser ist und wie sehr er nach Science-Fiction aussieht. Er spricht unsere Instinkte an und wirkt auf uns viel intensiver.

Waren Sie in die Besetzung des Films involviert?

Ja. Steven Spielberg, Donna Langley (Leitung von Universal), Frank Marshall und ich diskutierten gemeinsam über die Möglichkeiten. Nachdem wir uns gefühlt eine Stunde lang unterhalten hatten, sagte Steven plötzlich: "Wenn wir Scarlett die Rolle nicht geben, bringt sie mich um! Ich war vor einer Weile mit ihr essen. Sie ist ein riesiger Jurassic-Fan und will schon seit langem einen Jurassic-Film machen", also dachte ich: Warum führen wir überhaupt dieses Gespräch, es ist doch eigentlich alles klar? Scarlett war begeistert, und von da an war es ganz einfach: Wenn man "Jurassic" im Titel hat, kann man wirklich eine hohe Messlatte für die Besetzung anlegen.

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Warum war Scarlett Johansson für Sie perfekt für diese Rolle? War es ihre Ausstrahlung, die etwas von einem alten Hollywood-Star hat, oder auch ihre Karriere als Actionheldin im Marvel-Universum?

Es ist das ganze Paket! Ich habe überlegt, warum sie so erfolgreich ist, dann habe ich sie abseits des Drehs erlebt und plötzlich verstanden, warum. Als wir in Malta waren, haben sie mich, da ich der Regisseur war, in ein nobles Hotel gesteckt. Ich war einen Tag lang dort und konnte mir nicht vorstellen, dort einen Monat zu verbringen, weil ich so niemals Urlaub machen würde. Also bat ich darum, in ein billigeres Familienhotel mit Swimmingpools umziehen zu dürfen. In der Lobby stiess ich zufällig auf Scarlett und ihre Kinder. Ganz ohne Sicherheitspersonal. Niemand wollte sie aufhalten, um ein Foto zu machen, weil niemand sie erkannt hat. Viele Schauspieler bauen Schutzmechanismen auf, die sie daran hindern, wieder normal zu sein. Das spiegelt sich auch auf der Leinwand wider. Und Scarlett ist - auch wegen ihrer Kinder - sehr bodenständig. Man kann sie richtig veralbern, und sie kontert dann zurück. Sie singt und blödelt zwischen den Takes herum und ist einfach total normal. Andererseits ist sie ziemlich aussergewöhnlich.

Wie haben Sie mit den Schauspielern und den imaginären Dinos gearbeitet?

Wir hatten riesige Stöcke, an deren Ende Tennisbällen befestigt waren, die markiert haben, wo später Dinosaurier eingefügt werden sollten. Der Cast hat heftig darauf reagiert, als wären einige ihrer Familienmitglieder in Wimbledon gestorben. (lacht) Ehrlich gesagt könnte ich über viele Dinge reden, wie ich ihnen Bilder von Dinosauriern zeige und so weiter, aber wenn Sie sehen würden, was der Cast sieht: Eine Menge Lichter, eine ganze Crew und auch einen Tonmann mit (Ton-)Angel. Alles, was das Publikum nicht sieht, müssen die Schauspieler ignorieren. Sie setzen ständig ihre Vorstellungskraft ein.

Wie hat es sich nach all den Jahren angefühlt, mit CG-Dinos zu arbeiten?

Die Technik wird immer besser. Eine Sache, die meiner Meinung nach ein grosser Durchbruch für uns war, war die nahtlose Simulation des Ozeans und natürlich die Interaktion mit den Dinosauriern, die komplett CG sind. Einige der Künstler, die an "Avatar: Der Weg des Wassers" gearbeitet haben, haben auch an "Jurassic World: Die Wiedergeburt" gearbeitet. Einmal habe ich einen frühen Test eines Mosasaurus, der aus dem Wasser springt und zurück ins Meer eintaucht, an David Koepp geschickt. Seine nüchterne Reaktion war: "Nett" und dann schrieb er mir zwei Tage später nochmal: "Ich dachte, du hättest mir einen Clip von einem Wal geschickt! Ich habe erst jetzt gemerkt, dass das ein Mosasaurus ist! Heilige Scheisse!"

Über den Gesprächspartner

  • Gareth Edwards ist ein britischer Regisseur und Drehbuchautor. Mit Filmen wie "Rogue One" und "Godzilla" wurde er einem breiten Publikum bekannt. Anfang Juli startet der neueste Teil der "Jurassic"-Reihe im Kino, bei dem Edwards Regie geführt hat.