Gleich drei neue Folgen "Ein Krimi aus Passau" gibt es zum fünfjährigen Jubiläum. In der zweiten Geburtstagsepisode sorgen unübliche Helikopter-Mütter für Chaos: Morde werden vertuscht, begangen, angedroht. "Niemand stirbt gern allein" glänzt mit einem spannenden, emotional packenden Fall.
Ein hochschwangerer Engel, eine rothaarige Teufelin im langen schwarzen Mantel, dazu Unschuldsbeteuerungen und Drohungen, die in inbrünstigem Dialekt ausgesprochen werden – der neue "Krimi aus Passau" ist fest im katholischen Bayern verankert.
"Niemand stirbt gern allein" ist der zweite Fall des Dreierpacks, den das Erste zum fünfjährigen Jubiläum von einer der erfolgreichsten Reihen innerhalb des Donnerstagskrimis an drei hintereinander folgenden Donnerstagen (und in der Mediathek bereits ab 8. September komplett) ausstrahlt.
Was die Ermittlungen der Ex-Polizistin Frederike Bader (
Für die eigentlichen Fälle spielte dieses Vorleben allerdings zuletzt eine immer kleinere Rolle - inzwischen sorgt es in erster Linie für angespannte und überspannte zwischenmenschliche Dynamik. Vor allem, was die Beziehung von Mutter und Tochter Bader betrifft.
Diesem Mädel möchte man am liebsten die Stoffpuppe um die Ohren hauen
Das gilt ganz besonders für "Niemand stirbt gern allein", als sich Frederike in der übergriffigen Mutter ihrer Klientin Charlotte Ambrosius wiederzuerkennen beginnt. Charlotte (Tamara Roming) ist ein dermassen liebreizendes und zutrauliches und um ihren im Gefängnis sitzenden Verlobten besorgtes Mädel, dass man als Zuschauerin nie weiss, ob man ihr beruhigend den Weg weisen oder ihr die Stoffpuppe um die Ohren hauen soll, die ihr Mama Ambrosius (Susanne Schroeder) Charlotte nach einer stressbedingten Noteinweisung ins Krankenhaus aufdrängt.
Frederike Bader entscheidet sich für Ersteres. Die gutsituierte Gasthauswirtin Mathilde Huber (Petra Berndt) für Letzteres, aber in einer teuflischeren Variante.
Der Fall ist kompliziert. Kurz gesagt verhält es sich folgendermassen: Charlottes Verlobter Phillip (Anton Nürnberg) steht kurz vor seiner Entlassung aus der JVA Passau. Doch gerade wurden nach seiner Rückkehr von einem Freigang Drogen bei ihm gefunden. Charlotte aber ist sich sicher, dass Phillip sie und das gemeinsame Kind nie so im Stich lassen würde – das Pulver müsse man ihm untergeschoben haben!
Gefährliche Gefängnisküchen
Als Frederike Bader daraufhin mit ihrem Kollege Zankl Phillips letzten Freigang rekonstruiert, finden die beiden die Leiche eines gewissen Trunkenboldes namens Alois. Der war einst Zeuge in einem Mordfall in der Küche von Gastronomin Mathilde, woraufhin ihr Koch Eduard Eidinger (Pirmin Sedlmeir) in der Küche der JVA Passau landete. Dort arbeitet aber auch Phillip. Wenn er nicht gerade von einem Polizisten zusammengeschlagen wird, dem Mathilde Huber regelmässig Geld zusteckt.
Die verquickten Zusammenhänge erzählt "Niemand stirbt gern allein" deutlich spannender, selbst wenn man als Zuschauerin den Ermittlern gegenüber einen gewissen Wissensvorsprung hat. Passaukrimi-Stammautor Michael Vershinin hat ein kunstvolles Spinnennetz gewoben, in dessen Mitte Matriarchin Mathilde sitzt, der sich Frederike Bader und Ferdinand Zankl langsam, aber sicher nähern.
Ausgerechnet die ehemalige Polizistin ist dabei diejenige, die trickst und auf Durchsuchungsbeschlüsse pfeift und sich so zum Beispiel ziemlich illegal Anwaltsunterlagen verschafft. Privatdetektiv Zankl gelangt derweil an Informationen, indem er in leutseligen Gesprächen flunkernd seinen österreichischen Charme spielen lässt.
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Zwei Ermittelnde raufen sich zusammen
Es ist ein Vergnügen, den ungleichen Ermittlungsmethoden des ungleichen Paares zuzusehen, das sich so perfekt ergänzt und das dies endlich selbst zu erkennen scheint – die gegenseitigen Sticheleien jedenfalls beschränken sich auf ein Minimum.
"Niemand stirbt gern allein" ist somit nicht nur ein klug verschachtelter, emotional mitreissender Fall, tempo-und einfallsreich inszeniert (Regie: Jan Fehse), mit schnellen Schnitten und zunehmender Dramatik, bis es an gleich mehreren Orten eskaliert. Es ist ausserdem ein beruhigender Fall: Auch als "ganz normales" Ermittlerpaar, dem keine Zeugenschutz-Gefahr im Nacken sitzt, versprechen diese Figuren, diese Darsteller, spannende Krimis aus Passau.