Sie ist eine norwegische Prinzessin, er der spirituelle Heiler der Stars. Gemeinsam bilden Märtha Louise und Durek Verrett das wohl schillerndste Paar der europäischen Monarchie. Nun wird die schlagzeilenträchtige Geschichte in einer neuen Netflix-Doku erzählt, die diesen Titel eigentlich nicht verdient denn "Rebel Royals: Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte" ist nicht mehr als ein überlanges Image-Video.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Julia Wolfer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Norwegens Prinzessin Märtha Louise und der selbsternannte Schamane Durek Verrett bescherten dem norwegischen Königshaus jede Menge Aufmerksamkeit, auf die es wohl gerne verzichtet hätte. Ihre Beziehung füttert den Boulevard von Beginn an mit Schlagzeilen.

Keine Überraschung also, dass die Netflix-Doku "Rebel Royals: Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte" schon im Vorfeld für Wirbel sorgte: Nach ihrem Rückzug aus den offiziellen Aufgaben des Königshauses sollte Märtha Louise den Titel "Prinzessin" eigentlich nicht mehr für kommerzielle Zwecke nutzen. Zudem kommt die Veröffentlichung für das norwegische Königshaus zur Unzeit: Nach den jüngsten Schlagzeilen um Marius Borg Høiby, den Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit, steckt die Familie ohnehin in einer ihrer schwersten Krisen.

Noch mehr Kontroversen muss das Königshaus aufgrund der neuen Doku aber wohl nicht befürchten. Sie ist keine Abrechnung, liefert keine Enthüllungen. Vielmehr zeigt sie ein sorgfältig inszeniertes Selbstporträt eines Paares und dümpelt dabei stets an der PR-Oberfläche.

Liebe, Engel und Fjorde

Über fast zwei Stunden begleiten wir Märtha und Durek von ihrem ersten Kennenlernen über die zahlreichen Schlagzeilen bis hin zur Hochzeit am 31. August 2024 am norwegischen Geirangerfjord. So eindrucksvoll die Bilder der Hochzeitskulisse sind, so überbordend sind auch die Liebesbeteuerungen in der Doku.

Ein Gutteil der Sendezeit widmet sich gegenseitigen Zuneigungsbekundungen. Sie schätzt seinen Humor, er ihre "männliche Energie". Ein ungleiches Paar sind die beiden nur auf den ersten Blick: Er ist Schamane in sechster Generation, sie ausgebildete Hellseherin, die nach eigener Aussage mit Engeln kommuniziert.

Die beiden sind überzeugt, sich in einem früheren Leben begegnet zu sein. Ihr Vibe stimmt – zumindest auf transzendenter Ebene. Sogar der Hochzeitstermin wurde von Geistern festgelegt: An diesem Tag standen Skorpion (sein Sternzeichen) und Jungfrau (ihr Sternzeichen) in der Venus. Die beiden werden wohl wissen, was das zu bedeuten hat doch wer auf erhellendere Einblicke hofft, wird enttäuscht. Bei "Rebel Royals" kommt fast ausschliesslich das Paar selbst zu Wort.

Parallelen zu Harry und Meghan

Interessant könnte es werden, als die beiden auf den Gegenwind zu sprechen kommen, der ihnen von Anfang an entgegenwehte. Die Norweger fremdeln mit dem lauten Amerikaner Verrett, der in Kimono und Cowboy Boots zum ersten Kennenlernen mit den königlichen Schwiegereltern antrat – selbst Harald V. bezeichnete die Begegnung anfangs als "Kulturschock".

Doch wie viel Rassismus steckt in der Ablehnung gegenüber Durek Verrett – dem ersten schwarzen Mann, der in ein europäisches Königshaus einheiratete? Hier sehen die beiden deutliche Parallelen zu Prinz Harry und Meghan: Auch Verrett wurde in sozialen Medien rassistisch angefeindet – bis hin zu Morddrohungen. Anstatt das zu vertiefen, geht es weiter mit inszenierter Harmonie samt überschwänglichen Liebesbekundungen, immer wieder unterbrochen von eingeblendeten Schlagzeilen.

Opfer einer medialen Hetzjagd

Wie Harry und Meghan sieht sich das Paar als Opfer gnadenloser Medien. Dabei ist Kritik an Verrett nicht unberechtigt: Seine Behauptung, Corona mit Amuletten heilen zu können (die man praktischerweise auf seiner Homepage erwerben konnte), wird nur am Rande erwähnt. Ebenso die Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens an einem seiner "Patienten", die er vehement bestreitet.

In der Doku äussert sich Verrett dazu nicht. Als einzige Aussenstehende tritt die Königshausexpertin Tove Taalesen ins Bild. Sie deutet an, Verrett könne "vielleicht" ein Betrüger sein – eine weiterführende Analyse bleibt aus. Stattdessen tut das Paar die Schlagzeilen als Hetzjagd der Presse ab, die gezielt nach Fehlern gesucht habe.

Märtha Louise äussert dabei die Sorge, dass sich das Schicksal ihres Ex-Mannes wiederholen könnte. Ari Behn, Vater ihrer drei Töchter, wurde von der Presse jahrelang kritisiert. 2019 nahm er sich das Leben. Ob die Presse daran ihren Anteil hatte? Auszuschliessen ist das nicht doch mit der Berichterstattung über Verretts dubiose Geschäfte mit Heilsversprechen hat das nichts zu tun.

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"Rebel Royals" bleibt an der Oberfläche

So liefert "Rebel Royals" ein paar schöne Bilder – die Fjorde, die Hochzeit, die allem Anschein nach grosse Nähe des Paares. Doch wer mehr als eine kuratierte Selbstdarstellung erwartet, bleibt zurück mit der Frage: Ist Durek ein Betrüger, der durch Märtha Louise das Rampenlicht sucht – oder ein schrulliger Aussenseiter, der frischen Wind ins norwegische Königshaus bringt?

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"Rebel Royals" ist letztlich wohl der Versuch, die Kontrolle über das eigene Narrativ zurückzuerlangen. Als echte Dokumentation taugt der Film wenig. Am Ende bleibt es ein langes und aufwändig produziertes Image-Video.